200 Jahre Liszt

Das Lisztjahr erreicht seinen Höhepunkt.  Überall wo Liszt auftauchte, spielte, Affären hatte, überall dort wird gefeiert. Der Komponist wäre am 22. Oktober 200 Jahre alt geworden.

Geboren wurde er im damaligen ungarischen Dorf Doborján (Raiding). Aber er war ein Reisender, ein Nomade, ein Kosmopolit! Hatte keine Scheu vor Grenzen, weder in den Noten noch in der Geografie. Auf seinen Konzertreisen umrundete er zweimal den Globus. Die vielen Rollen und Personen, die er in seinem Leben verkörperte, entsprechen den verschiedenartigen Stilen, in denen er komponierte. Und, er war mit der französischen Sprache und Kultur tief verwurzelt. Liebte Paris. In Frankreich wird Franz Liszt ganz besonders verehrt. Das Ministerium für Kultur und Kommunikation beschloss sogar, das Lisztjahr 2011 in die Liste der nationalen Feierlichkeiten aufzunehmen.

Das Jahres-Highlight ist zweifelsohne Liszts Oratorium „Christus“, das am 22. Oktober gleichzeitig in mehreren Städten auf der ganzen Welt gespielt wird: Budapest, Eger, Győr, Pécs, Bayreuth, Wien, Prag, Vilnius, Seoul. In Paris wird das Werk in der „Cathedral of Saint Louis des Invalides“ aufgeführt. Radio „France Musique“ gestaltet den ganzen Abend ein Liszt Special und überträgt zudem das Konzert live.

Liszt, Wagner, Bayreuth

Auch Bayreuth lässt Ferenc (Franz) Liszt hoch leben. Gleich zwei Dirigenten von Rang und Namen sind im Rahmen des Franz-Liszt-Jubiläums 2011 zu erleben: Christian Thielemann und László Kovács, der für den erkrankten Ádám Fischer kurzfristig einspringt.

Warum Bayreuth? Dazu erzählt die Ur-Ur-Enkelin von Richard Wagner, Nike Wagner der »Zeit« gegenüber: „Sie müssen Liszt feiern, schließlich ist er in Bayreuth begraben. Ich war dazu ausersehen, die Festrede zum Jubiläumskonzert zu halten und hätte das sehr gern gemacht. Aber nur unter einer Bedingung: dass dieses Festkonzert im Wagnerschen Festspielhaus stattfindet. Nur so könnte die Familie Wagner ihre enorme Bringschuld Liszt gegenüber halbwegs abtragen. Das wurde von meinen Kusinen leider abgelehnt. Dabei müsste das Festspielhaus eigentlich in Weimar stehen! Liszt hatte den Baugrund hier schon gefunden für ein »Nibelungentheater». Aber die 48er-Revolution kam dazwischen, und Wagner, der in Dresden agitierte, war nirgendwo mehr tragbar. Da konnte ihm Liszt nur noch einen falschen Pass verschaffen und ihm ins Schweizer Exil verhelfen.(Anm. der Red.: Liszt war der Schwiegervater von Richard Wagner). Und beinahe hätte Weimar auch noch das Bayreuther Festspielhaus gehabt!“

In Weimar, wo Liszt immerhin 11 Jahre lebte und komponierte, feiert man schon das ganz Jahr über. Hier wirbt man die Kulturtouristen mit der Heimat des Idols. Liszt selber soll gesagt haben: „Eine Stadt, in der ich eines Tages gern das Bürgerrecht erwerben würde!“ Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt. 1860 wurde er zum Ehrenbürger von Weimar ernannt.

Dörflich geht es Raiding zu!

Wenn Liszt überhaupt eine richtige Heimat hatte, dann dort wo er verwurzelt ist – Raiding. Hier erblickte Ferenc Liszt, als Sohn von Maria Anna Lager und Adam Liszt am 22. Oktober 1811 das Licht der Welt. Seine ersten zehn Lebensjahre verweilte er in Raiding, bevor er nach Wien und Paris ging. 200 Jahre später feiert das kleine burgenländische Dorf seinen Klaviervirtuosen. Bei den Feierlichkeiten an diesem Wochenende werden sich nicht nur die 836 Einheimischen vor dem Liszthaus versammeln, sondern es werden aus nah und fern jede Menge Gäste erwartet. Liest man das 2-tägige Festprogramm, so wird einem schnell klar, wie eng es für Liszt in Raiding gewesen sein musste. Weimar, Rom, Paris. Egal. Hauptsache anderswo. Das Geburtstagsfest beginnt am Freitag nachmittag  mit einem Mastaufstellen mitsamt kulinarischem Vorglüh’n beim Storchenhaus und endet schließlich in einem Dämmerschoppen mit der kleinen „DorfMusik“ am Samstag. Drinnen im Lisztzentrum kommt am selbigen Tag der „Klavierzyklus X“,  mit Arcadi Volodos am Klavier, zur Aufführung.

Über ein Geschenk würde sich Franz Liszt bestimmt freuen: Schmeißt die hässliche Pilotenbrille, die seit Beginn des Jahres den Komponisten verunstaltet, in den Mistkübel –  für immer.
Lasst das Mascherl und den Smoking in der Garderobe. Verzichtet auf den hochglanzpolierten Steinwayflügel. Gebt Liszt an einem Originalklavier aus der Mitte des 19. Jahrhunderts – in Shirt, in Jeans, in Pfarrer’s Kutte! Amen.

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