Beim Weinkauf kommt’s auf den Umlaut an

Was hält die Welt vom burgenländischen Wein? Nicht, dass einer auf den Gedanken käme, nur die Europäer hätten Sinn für Kultur, Kulinarik und so heikle Geschichten wie Wein. Auch die Amerikaner legen grossen Wert auf „a good wine tasting“. Um so interessanter ist da, was denn die Amis von „wine made in Burgenland“ halten. So berichtet Eric Asimov von seinen Blaufränkisch-Erfahrungen in der New York Times:

Wie so oft kommt es auch hier auf  Kleinigkeiten an. In diesem Fall entscheiden 2 Pünktchen darüber, ob ein Wein aus dem Burgenland in den USA gekauft wird oder nicht: „Denn nichts schreckt einen Weinkäufer so sehr wie ein ‚Umlaut‘!“ behauptet der NYT-Autor. „Vor allem wenn er ratlos vorm Weinregal steht und dann aufgrund des »ä« in Blaufränkisch schier in Panik zu der nächsten Flasche Pinot Noir flieht. Doch wenn die Hürde des Umlauts einmal überwunden ist, dann könnte auch der amerikanische Weinliebhaber viel Liebenswertes in einem Glas guten Blaufränkisch‘ entdecken“, betont Asimov.

Weingut Moric

Beim Weinkauf kommt’s auf den Umlaut an ?

Die Blaufränkisch-Traube wächst vorzugsweise in Österreich, „wo aus ihr ein würziger Rotwein entsteht, der anmutig aber intensiv, komplex und dennoch spritzig und erfrischend sein kann“, findet der Amerikaner. Der Blaufränkische wird auch in Deutschland angebaut, dort ist er besser bekannt unter dem Namen Lemberger. „Der ist allerdings um keinen Deut besser als der Blaufränkische, Umlaut oder nicht“, versichert Eric Asimov.

Weiters erklärt er: „Gerade 5 Jahre zuvor, waren die Blaufränkisch-Weine nicht gerade einfach zu finden in den Vereinigten Staaten. Und die wenigen, die auffindbar waren: „not very amusing“! Viele Produzenten schienen mehr nach Fülle und „Power“ zu streben, denn nach Finesse. Die Resultate waren plumpe, schwerfällige Weine von wenig Anmut und mit viel Eichenfass“.

Ohne Zweifel, haben sich die Dinge geändert, erkennt Asimov: „Der Wendepunkt für mich kam vor ein paar Jahren, bei einer Verkostung von Blaufränkisch-Weinen, die mit großer Sorgfalt gemacht wurden, von Trauben, die in kühleren Lagen gewachsen waren und mit mehr Einschränkung im Keller. Diese Weine liebte ich und und ich wollte sie seit dem immer ausfindig machen.“

Beim Blaufränkisch gibt es ein Hindernis zu überwinden

„Blaufränkisch hat ein zusätzliches Hindernis, das man überwinden muss“, so Asimov weiters. „Genauso wie Deutschland ist Österreich ein Weißwein-Land – nicht ohne guten Grund. Seine Grünen Veltliner wurden beliebt, was beweißt, dass Konsumenten die Umlaut-Frage überwinden können, wenn sie nur ein wenig Vertrauen einbringen; österreichische Rieslinge sind natürlich superb!“

Mittlerweile findet allerdings auch Eric Asimov eine Menge „Liebenswerte“ unter den Weinen. Seine Favoriten sind wunderschön ausgeglichen, mit intensiven Fruchtaromen, gewinnenden Strukturen und einer angenehmen Säure, welche sie reizvoll, wohlschmeckend und erfrischend erscheinen lassen.“ Bei unserem Wine-Tasting fanden wir ein klares Kontinuum von Weinen mit Raffinesse und leichtem Körper bis zu dichteren und gehaltvolleren Weinen, von welchen die besten Exemplare keine Schwere erkennen ließen. Unsere Favoriten, besonders unter den „lighter-bodied“ Weinen, zeigten eine Vielseitigkeit in Kombination mit Essen, erinnerten an einen leicht pfeffrigen Pinot Noir, während die dichteren Versionen mehr an die Fülle und Konsistenz eines Syrah rankamen. Weniger erfolgreiche Weine offenbarten ihre Schwere, und unter denjenigen die dennoch schöne Aromen aufzeigten, waren aber doch zu viele, die durch übermässig vorherrschende Eichenfass-Aromen geschädigt wurden.“

Österreich liegt gut – Burgenland noch besser

Eric Asimov kommt schliesslich zu der Frage, ob ein Grund für die Unterschiede in der Dichte der Weine geographischer Natur sein könnte, vor allem die reichen Böden und das günstige Klima in diesem Teil Österreichs.
“The richness in the Mittelburgenland, you’ll never find that in Carnuntum to the north,” so Leo Schneeman dazu, ebenfalls Teilnehmer der Verkostung und Sommelier in Kurt Gutenbrunner’s Restaurants in Österreich.

Die Analyse geht weiter: „Nehmen wir uns einen Atlas vor, und sei es drum, weil es einfach nur faszinierend ist, Österreich innerhalb Europas zu lokalisieren. Seit Österreich aus dem Eisernen Vorhang ausgebrochen ist, wird es politisch und geographisch gerne Westeuropa zugeordnet“, so Asimov, und weiters: „Ein Blick auf die Landkarte verrät jedoch, daß Österreich sich im Herzen des Kontinents förmlich „eingekuschelt“ hat, südlich von Tschechien, und sich von Süddeutschland und dem Norden der Länder, die alle einst ein Teil des ehemaligen Jugoslawien waren, gegen Osten ausdehnt“.

Das Burgenland, wo sehr viel Blaufränkisch wächst, ist am östlichsten Rand Österreichs, direkt angrenzend an Ungarn. Dann wird es selbst nochmal unterteilt in verschiedene Regionen, mit dem Neusiedlersee im Nordosten, dem Mittelburgenland natürlich in der Mitte und dem Südburgenland im Süden, auch klar. Carnuntum als eine weitere Quelle guten Blaufränkischs, liegt ein wenig weiter südlich von Wien. „Abgesehen von seinem ganz eigenen Charme, offenbart der Blaufränkisch schon einmal eine Art Andeutung auf die Fülle an Weinen, die eines Tages von Osteuropa quasi rüberfliessen werden“, erklärt Eric Asimov.

Tasting Report

Favorit in dieser Verkostung war der  2008 Weninger Hochäcker aus dem Mittelburgenland. Mit $21, war der Weninger Wein auch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

Der teuerste Wein war hier nicht der Moric mit $56, sondern der 2007 Paul Achs Ungerberg mit $86 die Flasche. „Dieser hat uns allerdings regelrecht wie eine „Eichenbombe“ getroffen und fand keinen Einzug in unsere Top 10. Wir befanden den 2008 Achs Heideboden, ein $23 Blaufränkisch, mehr congenial. Der kam auf Platz Nr. 9 unserer Bewertung.“

Laut Eric Asimov erscheinen die meisten dieser Weine ganz erschwinglich im Preis und sie sind es sicher wert sie kennenzulernen. Sein Fazit: „Der Grüne Veltliner schaffte es über die Umlaut-Barriere. Die Zeit ist reif für den Blaufränkischen das gleiche zu tun.“

Top 10 Best Value – Sieger mit bestem Preis-Leistungs-Verhältnis

  1. Weninger Mittelburgenland – Blaufränkisch Hochäcker 2008
  2. Markowitsch Carnuntum – Blaufränkisch Spitzerberg 2009
  3. Wenzel Neusiedlersee – Blaufränkisch 2008
  4. Uwe Schiefer – Südburgenland Blaufränkisch 2009
  5. Birgit Braunstein Burgenland –  Blaufränkisch Heide 2008
  6. Moric Mittelburgenland – Blaufränkisch Neckenmarkter 2006
  7. Glatzer Carnuntum – Blaufränkisch 2008
  8. Iby Mittelburgenland –  Blaufränkisch Classic 2009
  9. Paul Achs Burgenland – Blaufränkisch Heideboden 2008
  10. Nittnaus Burgenland – Blaufränkisch Kalk und Schiefer 2008

Quelle:A Complex Red With an Austrian Accent“, New York Times 13. September 2011

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