Die Cselley Mühle von A – Z

Die bewegende Geschichte von Sepp Laubner und Robert Schneider – zwei liebenswerte Künstler, die wir nie vergessen werden!

Die Müh

Vor 44 Jahren zogen Sepp Laubner (1949–2020) und Robert Schneider (1950–2019) mit ihrem Atelier in die Cselley Mühle. Der Beginn einer großartigen Geschichte. Es war der 28. Mai 1976. Prominenz aus Politik und Kultur waren zur Eröffnung gekommen. Am Rednerpult stand Fred Sinowatz, der damalige Bundesminister für Unterricht und Kunst, und sagte: „Ich weiß zwar nicht was ich eröffne, aber ich eröffne es!“ Was ist nun aus der Cselley Mühle geworden?

Der Anfang

Schlosscafe Eisenstadt, 2 Uhr früh:“Sperrstund‘ is“, schreit der Ober Fritz. „Ein Getränk geht immer noch“, sagt Robert Schneider. Sepp Laubner stimmt zu. Die Nacht ist wiedermal viel zu kurz. Regelmäßgig treffen sie sich. Beide sind begeisterte Musiker und spielen in Bands. Sepp spielt den Bass bei der Gruppe „Motion“, während Robert bei den „Rocks“ leidenschaftlich englische Texte singt. Von daher kommt auch sein Spitzname „Rocky“. „Wenn wir in Schützen im Gasthaus Leeb spielten, brauchte der Wirt 300 Liter Cola-Rum“, erinnert sich ein lachender Robert Schneider. Nun, die Musik ist das Eine, malen und keramisches Handwerk das Andere.

Dafür suchten die beiden Freunde eine Werkstatt, ein Haus. In Großhöflein wurde zwar ein Atelier eingerichtet, aber bald wurde der Raum zu eng. Die neuerliche Suche nach einem geeigneten Objekt führte das Duo nach Oslip. Hinter Brennesseln, Hecken und sonstigem Gestrüpp versteckte sich der Stadl mit dem Taubenkobel und den Arkaden. Trotzdem oder gerade deswegen war es Liebe auf den ersten Blick.

RobertSchneider
Robert Schneider

Viel Müh‘ um die „Mü“!

„Vom Land bekamen wir 10.000 Schillinge Zuschuss. Das durften wir gar nicht laut sagen, denn sonst hätte uns die Bauwelt Koch keinen Zement, keine Ziegel geliefert“, erzählt Robert Schneider. Helfer kamen auf die Baustelle. Arbeitslose, Elektriker, Maurer. Leute die gerade Zeit hatten. Ein wesentlicher Beitrag leistete der Vater von Robert, Josef Schneider (er wird heuer 95 Jahre). Ohne ihn würde es die Cselley Mühle in dieser Form gar nicht geben. Auf der Baustelle ging es teilweise zu wie beim Turmbau zu Babel. Es hantierten Installateure, die weniger Ahnung hatten als Lehrlinge. „40 Jahre hat es gedauert, bis auf dem Herren WC endlich der Klodeckel richtig montiert wurde!“ Nach und nach entpuppte sich die Mühle dennoch als Juwel. Das Gebäude mit dem viereckigen Innenhof war ideal um die Ideen von Robert und Sepp umzusetzen:“Eine Auflage hatten jedoch wir von den Besitzern, der Familie Cselley, bekommen“, gesteht Sepp: „Wir mussten ihren Wein verkaufen. In der Anfangszeit waren wir selbst die besten Gäste im Lokal!“

Die Szene

Die Geschichte der „Cselley Mühle“ führt uns zu vielen bekannten Künstlern. Manche davon waren in den 1970/80er Jahren unbekannt, andere dagegen badeten bereits im Erfolg. „So you win again“, sangen Hot Chocolate, Mothers Finest funkten und bei Joe Cocker flippte die Menge aus. Auch der junge Wolfgang Ambros konnte sein Talent beweisen. Wer alles noch da war, liest sich wie das ‚Who is Who‘ der gepflegten Noten: John Lord, Colosseum, die Saxophonistin Barbara Thompson, Eric Burdon, Klaus (1001 Nacht) Lage usw. Und auch für die Tamburizza-Gruppen aus Oslip und Trausdorf wurde und wird eine Plattform geboten.

Kabarettisten wie Vitasek und Düringer sind gerne in der Mühle gesehen. Letzterer reiste zu einem seiner Auftritte mit dem Zug an. Ausgestiegen in Wulkaprodersdorf ging Roland Düringer dann zu Fuß weiter nach Oslip. Immer geradewegs der Wulka entlang. „Das war nicht lustig. Ich dachte, wenn der Bach Wulka heißt, kann es nicht weit sein. Ich bin ein bisserl weltfremd“, scherzt der Kabarettist. Um 20 Uhr stand Düringer, nach einstündigem Fußmarsch, dann doch pünktlich auf dem Podium.

Unvergessen Christian „Humphrey“ Pogats (1967-2010) und Peter Traxler mit seiner Band „Lazy Sunday“. Karl Heinz Hackl, HC Artmann und der Autor Wolfgang Bauer waren ebenfalls da.“Wolfi“ Bauer gestaltete einmal eine Lesung, wo er nach 3 Stunden das Publikum befragte, ob er denn weiter vortragen solle. „Ja!“, antwortete dieses. „Na gut“, sagte Bauer, „ich lese solange bis der letzte Zuhörer geht!“ Das Buch hatte zum Glück genügend Seiten für 5 Stunden lesen. Gegangen ist niemand. Der Autor musste wegen übertriebenem Bacardi-Genusses eine Stunde nach Mitternacht w.o. geben!

Jetzt und Hier

Was wird aus der Cselley Mühle? Wird es ein 50-jähriges Jubiläum mit dem Duo Laubner/Schneider geben? Immer wieder wurde die Cselley Mühle bei allen zuständigen Politikern vorstellig mit der Bitte, man möge doch evaluieren, wieviel der Betrieb dieses Kulturzentrums eigentlich wirklich kostet. Die Empfehlung, nachzusehen, was vergleichbare Einrichtungen in Österreich für Zuwendungen für ihre Arbeit bekommen, wurde nie gemacht.

Wenn man bedenkt, wie sich die Kosten in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben, schafft ein nicht nur gleichbleibendes, sondern sogar gekürztes Budget, massive Probleme. Zwar wurde 2015 die Renovierung des 400 Jahre alten Anwesens mit 300.000 Euro von der Denkmaloffensive des Landes unterstützt, aber das ist Fassade – glänzendes Weiß nach Außen.

Um dem Publikum ein anspruchsvolles und attraktives Programm zu bieten, braucht es  darüberhinaus Gelder. In der Galerie wollen Bilder beleuchtet werden. Künstler wollen ihre Gage. Mit dem „Best of Cabaret“ bauen die Kulturzentren eine Konkurrenz zu den kleinen Bühnen auf. Vitasek, Düringer und Co. spielen dort vorneweg. Wochen oder Monate später kommt dann die Cselley Mühle zum Zug. Das kostet Zuschauer und letztendlich Einnahmen. Wie soll man da aufstrebenden Künstlern eine Basis bieten? Sponsoren im Burgenland kann man mit der Lupe suchen. Da bleiben eben nur „Energie Burgenland“, die „Wiener Städtische“, übrig. Der Klodeckel hat es geschafft. Er klappt jetzt gut hoch. Nach 40 Jahren seines Daseins.

Die Zukunft

„Das gehört so!“ Dieser Satz macht Robert Schneider fast krank. „Sepp, unser ganzes Team und ich schauen nach vorne. Lassen zu. Kultur ist doch unbeweglich.

Kunst ist offen; frei für Neues.

Sepp Laubner

„Wer oder Was ist eigentlich die Cselley Mühle?“,  frage ich zum Schluss. „Das kann ich dir nicht beantworten, das musst du selbst herausfinden“, sagt Sepp Laubner. Es ist spät geworden. Soeben habe ich den letzten Zug nach Schützen am Gebirge verpasst. „Kannst mit mir fahren“, bietet Robert an. Das ist ja Klasse. Irgendwie klappt es ja doch mit dem nach Hause kommen! „Siehst du, genauso so funktioniert die „Müh“, erklärt Robert Schneider. „Es passiert einfach in einer fortlaufenden Improvisation – vor 40 Jahren wie heute und in der Zukunft“!

Das genaue Programm für 2016 finden Sie auf der Webseite www.cselley-muehle.at

Fotos: Copyright Hans Wetzelsdorfer

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