Die Fledermaus war richtig gut

Spätestens bei seiner Ansprache an das Publikum wird auch dem letzten bewusst, es wird seine letzte Premiere in Mörbisch sein, die Harald Serafin hier heute Abend eröffnet. Nach 20 Jahren Intendanz steht er nun umringt von Blitzlichtgewitter und Kameras vor seinen Zuschauern und es ist ein ergreifendes Bild. Im Publikum bleibt kein Auge trocken, allerdings ob vor Rührung oder vor Lachen sei dahingestellt. Denn es erlebt einen Serafin wie er leibt und lebt, eine Schelmerei jagt die nächste, vor allem wenn er seine prominenten Gäste wie zum Beispiel einen Peter Weck oder einen Maximilian Schell vorstellt, an dem laut Serafin das beste seine junge Frau sei, die er praktischerweise immer mit dabei hat, usw.

Kein anderer hat die Politik und seine Vertreter so gekonnt und aus dem Stehgreif‘ auf der „Schaufel“ wie er. Ein Selbstdarsteller sondergleichen. Im Gegensatz zu anderen Rednern wünscht man sich, daß dieses amüsante Schauspiel noch den ganzen Abend munter so weiter gehen könnte. Aber man ist ja auch wegen der heiteren Zerstreuung da, die einem Johann Strauss‘ Fledermaus gleich bieten wird.

So fröhlich und ausgelassen, wie Serafin mit seinem Vorwort geendet hat, so heiter und beschwingt geht es auch auf der Bühne weiter. Schon der erste Aufzug, der eine kunterbunte und quietschvergnügte Gesellschaft zeigt mit allen möglichen Kostümen und Charakteren – was ein wenig schon an die Leichtigkeit von Cirque du Soleil erinnert – lässt Vorfreude und freudige Erwartung aufkeimen, vor dem was noch kommt.

Harald Serafin hat eingangs nicht zu viel versprochen, als er die hohe Besetzung ankündigt mit der „Die Fledermaus“ heuer in Mörbisch gespielt wird. Alle sind sie durchwegs brillant. Sei es eine Daniela Fally als »Adele« oder eine Alexandra Reinprecht als »Rosalinde«, das Publikum wird nicht nur stimmlich sondern auch schauspielerisch von den Darstellern verwöhnt. Aber auch vom Witz und Unterhaltungswert kommen die Zuschauer voll auf ihre Kosten. Vor allem, als dann im 3. Akt Helmut Lohner alias Gefängniswärter »Frosch« auftritt, ist das Publikum nicht mehr zu bremsen.

Ein wahrer Augenschmaus sind auch die Kostüme, die von Amra Bergman-Buchbinder entworfen wurden. Vor allem die edle Damenrobe der Künstlerinnen und die Kostüme des Balletts sind mehr als raffiniert designt und heben die Darstellungskunst ihrer Trägerinnen noch hervor. Frau Bergman-Buchbinder zeichnet heuer zum ersten Mal für Bühnenbild und Kostüme in Mörbisch verantwortlich.

Letztendlich sind es natürlich auch die bekannten Melodien von Johann Strauss, die den ganzen Zauber, der hier dieses Jahr auf der Seebühne in Mörbisch geschieht, kräftig unterstreichen. Eine bessere Operette für seine letzte Saison, oder wie er selbst sagt, seine „letzten Zuckungen“, hätte Harald Serafin sich nicht aussuchen können. Spannend wird dann 2013 die Produktion von »Der Bettelstudent«, erstmals seit 20 Jahren unter neuer Intendanz. Wie wird das sein, die Seefestspiele Mörbisch ohne einen Harald Serafin? Wünschenswert wäre, wenn zumindest ein Teil von Serafin der Seebühne erhalten bliebe: seine wunderbare Laudatio zu Beginn.

(Foto: Seefestspiele Mörbisch)

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Kann Katharina nur beipflichten! Und dass der Prinz Orlowsky von einer Frau gespielt wurde war dann auch noch eine Überraschung (besonders wenn man ein bissal weiter hinten gesessen hat). Da Zoryana Kushpler mit relativ tiefer Stimme gesprochen hat, ist das erst gar nicht aufgefallen, erst als sie dann angefangen hat zu singen (mit einer tollen Stimme), war die Verblüffung dann gross. Eine richtige Powerfrau! Applaus!