Du machst das schon Dagmar

Ein lauer Sommerabend in Mörbisch, der Himmel in hellblau, violett, rosa – geradezu kitschig schön. Den Neusiedler See im Hintergrund, ein paar Möwen ziehen vorbei, ein leichtes Lüftchen weht. Die See-Festspiele im Sommer 2013 als spürbarer Teil Pannoniens. Dagmar Schellenberger betritt die Bühne, lässig und leger in Jeans und doch mit einer bestimmten Eleganz begrüsst sie ihre Gäste zum Bettelstudenten gerade so, als hätte sie nie etwas anderes getan. Ein angenehmer Auftakt lässt weitere Highlights vermuten.

Gleich zu Beginn kommt einer dieser Höhepunkte in Form von Olaf Plassa, der heuer erstmals in Mörbisch und in der Rolle von „Enterich“ dem Kerkermeister zu sehen ist und der, passend zum Inhalt munter in köstlichstem Sächsisch vor sich hinquasselt. Was manch‘ ein Zuschauer, der auf der Seebühne noch eher den österreichischen Dialekt gewöhnt ist, als ein wenig befremdlich empfindet, wirkt auf andere wiederum geradezu drollig. Gepaart mit recht witzigen Kommentaren, regt diese Figur doch immer wieder zum Schmunzeln an. Da entdecken sogar die deutschen Gäste im östlichsten Österreich eine mehr oder weniger vertraute Sprache.

Es sind heuer einige unter den Solisten und Solistinnen, die schon auf vielen Bühnen Österreichs, Deutschlands und international Erfolge verbuchen konnten und nun mit dem Bettelstudenten ihr Debüt in Mörbisch feiern. Wie zum Beispiel Milko Milev, der den Oberst Ollendorf gibt und nicht nur durch seine Baritonstimme überzeugt, sondern auch zwischendurch das Publikum mit dem ein oder anderen eingeworfenem aktuellen Thema unterhält. Die weiblichen Protagonisten erkennt man nicht nur an ihren Stimmen, sondern vor allem an ihren auffallend pompösen Kostümen und Perücken, die so aussehen, als ob sie den Charakteren der drei Damen entsprechend, bewusst übertrieben geschneidert wurden. Insgesamt gibt es zu sagen, daß es nicht unbedingt eine besonders herausragende Singstimme beim diesjährigen Bettelstudenten gibt, sondern es ist vielmehr ein gelungenes Ganzes von Solisten, Chor und Orchester.

Es gibt dieses Jahr in Mörbisch aber nicht nur was für die Ohren, auch der Stoff für die Augen kann sich sehen lassen, wozu neben den Kostümen auch das Bühnenbild zählt. Es bildet nicht nur optisch die Basis für die traditionelle Inszenierung, sondern sorgt durch seine Wandelbarkeit und Tiefe auch für einen stimmungsvollen Gesamteindruck in Verbindung mit dem Wasser. Dieser Moment ist vor allem gegeben, wenn sich die Bühne nach hinten weg öffnet und die Sicht auf den See frei wird.

Nachdem sich die Damen auf der Bühne besinnt und aller Oberflächlichkeit entsagt haben, in dem sie nicht des Geldes wegen, sondern aus Liebe zu ihren Männern stehen, wird dieses Ereignis der freudigen Wendung auf der Bühne auch mit dem Publikum gefeiert. Passend zu der ganzen Stimmung der Festspiele am See gibt es traditionell zum Abschluss ein beeindruckendes Feuerwerk, das hat sich auch Frau Schellenberger nicht nehmen lassen. Doch sie setzt noch eins drauf und unterstreicht das Kunstwerk am Himmel mit farbenfrohen Wasserspielen vor der See-Kulisse.

Bleibt zum Schluss nur eins zu sagen: entgegen so manch‘ einer kritischen Stimme – du machst das schon Dagmar.

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Nur die Boote, die dann zwischen den beiden Bühnen hinten ständig rumgefahren sind, waren dann etwas zu viel des guten! Irgendwann schaut man dann nur mehr den Booten zu statt dem Geschehen auf der Bühne zu folgen. Da wäre weniger mehr!