Endstation Nickelsdorf

Auch wenn man sich als Bewohner eines Grenzgebietes dessen gar nicht mehr bewusst ist im täglichen Leben, so verlangen doch außergewöhnliche Umstände besondere Maßnahmen. So ist das auch im Burgenland, vor allem im äußersten Norden. Über den Grenzübergang Nickelsdorf führte schon vor dem Fall des Eisernen Vorhanges die wichtigste Straßenverbindung von West nach Ost. Mit der Grenzöffnung stieg das Verkehrsaufkommen von ca. 15 Millionen Reisenden im Jahr 1989 auf etwa 40 Millionen im Jahr 2012.

Nickelsdorf – einst der am meist frequentierte Grenzübergang Europas.

Bevor der Grenzbalken im Dezember 2007 fiel, hatten vor allem die 120 Grenzgendarmen und 90 Zollbeamte alle Hände voll zu tun. Auf der einen Seite stehen Beamte, die ihre Pflicht tun und Straftäter aus dem Verkehr ziehen müssen, auf der anderen Seite Reisende, die möglichst schnell über die Grenze kommen wollen. Die Folge waren kilometerlange Staubildungen, die heute glücklicherweise der Vergangenheit angehören; damals das Bild des meist frequentierten Grenzüberganges Europas prägten.

Nach Aufhebung der Grenzkontrollen hat sich die Grenzpolizeiinspektion in Nickelsdorf zu einer reinen Fahndungsdienststelle entwickelt. Das „Revier“ der Gesetzeshüter an der Grenze umfasst die stark befahrenen Transitrouten und erstreckt sich von der A4 über die B10, entlang der B50 bis zum Kontrollplatz für LKW kurz vor Eisenstadt. Diebesgut, das von den Beamten sichergestellt wird, ist vielfach eine erste Spur zu den Tätern und führt zur Aufklärung zahlreicher Straftaten in vielen Staaten Europas. Kommandant Josef Kinzel erinnert sich an einen europaweiten Fall:“ Nach einem Raub in Spanien klickten bei uns an der Nickelsdorfer Grenze dann schließlich die Handschellen!“

Allein im Jahr 2012 gab es 688 Festnahmen. Insgesamt wurden € 147.549 an Sicherheitsleistungen und Organstrafverfügungen eingehoben, 47 gestohlene Fahrzeuge im Wert von € 470.000 beschlagnahmt, 154 Täter mit Diebesgut im Wert von € 374.850 sichergestellt. Macht alles in allem eine Summe von knapp 1 Million Euro. Die Palette an Straftaten reicht von der Beschlagnahme gestohlener Lebensmittel über Kosmetika, Einbruchswerkzeuge, Baumaschinen, Drogen bis zu gestohlenen Autos etc. sowie der Verhaftung von Schleppern und er Festnahme illegaler Grenzgänger.

Taxi zur Tarnung

Die Kriminellen, insbesondere Schlepper werden immer einfallsreicher,“ berichtet Chefinspektor Kinzel. „Sie mieten im Grenzbereich ein Taxi an, setzen den Geschleppten in das Fahrzeug und schicken den Lenker mit seiner „Fracht “ über die Grenze. Dabei umgehen sie das Gesetz, da Taxis Personen legal transportieren dürfen und nicht verpflichtet sind, nach deren Ziel bzw. Absicht zu fragen. Die Schlepper fahren dem Taxi hinterher und übernehmen dann ihr „Klientel“ im Landesinneren.“

Besondere Erfolge gegen Schlepper konnten 2012 erzielt werden. Meist waren die Gauner mit Kastenwägen im Morgengrauen unterwegs und konnten auf der A4 angehalten und festgenommen werden. Sie beförderten im Laderaum der Fahrzeuge meist zwischen 20 und 25 Personen. Die Beamten waren immer wieder überrascht und hielten es kaum für möglich, dass so viele Personen in solch einem Klein-LKW Platz findet.

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