Haydn als erster Clubber

abschieds-sinfonie600Der junge Komponist Haydn stand, nach dem Bericht seines Biographen Georg August Griesinger der zeitgenössischen Musiktherorie durchaus mit selbstbewusster Distanz gegenüber: „Die strengen Theoretiker fanden indessen an Haydns Kompositionen manches auszusetzen, und sie schrien besonders über Herabwürdigung der Musik zu komischen Tändeleyen.

Er ließ sich dadurch nicht irre machen, denn er hatte sich bald überzeugt, daß man bey der ängstlichsten Befolgung der Regeln öfters die geschmack-und empfindungslosesten Arbeiten liefere, daß bloße Willkühr vieles zur Regel gestempelt habe, und daß absolut in der Musik nur dasjenige verboten sey, was das feine Ohr beleidige.“

Zeigt das nicht die wahre Kunst des Künstlers, daß er sich über Grenzen, Regeln und Normen hinwegsetzt und dies mit seinem eigenen genialen Werk begründet ? Daran hat sich auch heute nichts geändert.

Ein weiterer Beweis für Haydns Selbstbewusstsein wie für seinen Humor ist die von seinem anderen Biographen Albert Christoph Dies überlieferte Anekdote über ein von Haydn organisiertes „gassatim“-Konzert ( gassatim musizieren beschreibt die damals übliche Praxis des bevorzugt nächtlichen Musizierens im Freien, bei dem man straßenweise umherzog und versuchte Almosen zu erlangen). „Haydn hatte einst den Einfall viele Musiker zu einer Nachtmusik auf eine bestimmte Stunde einzuladen.

Die meisten Spieler wußten nicht,warum sie da waren und jeder hatte den Auftrag erhalten zu spielen was immer er wolle. Kaum hatte dieß schreckliche Concert angefanen, als die erstaunten Bewohner die Fenster öffneten, und über die verdammte Höllenmusik zu schimpfen, zu zischen, und zu pfeifen anfingen. Indessen hatten sich auch die Wächter oder, wie sie damahls genannt wurden ,die Rumorknechte genähert. Die Spieler entwischten noch zu rechter Zeit, bis auf den Pauker und einen Violinisten, die beyde in Arrest geführt wurden, denen man aber, da sie den Rädelsführer nicht zu nennen wußten, nach einigen Tagen die Freyheit wieder gab.“

Dieses nächtliche Konzert  hätte selbst heutige experimentelle Musik-Happenings geradezu altmodisch erscheinen lassen und war wohl eines der ersten Clubbings. Haydn als Superstar des 18.Jhd. Übrigens, wahrscheinlich hat Haydn in Eisenstadt sein geistiges Erbe in der Orangerie hinterlassen, warum sonst würden so viele moderne experimentelle Musik-Happenings namens Clubbings so zahlreich im alten Schlosspark der Esterházy stattfinden ?

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