Das Jahr 2011 hat es in sich – vor allem im Burgenland. 200 Jahre Liszt, 50 Jahre Passionsspiele St. Margarethen, 30 Jahre Kammermusikfest Lockenhaus… und natürlich, 90 Jahre Burgenland! Wenn das kein Grund zum Feiern ist?! Auf jeden Fall Anlass genug (mindestens) für das Burgenländische Landesmuseum diesem Jahr seine Sonderausstellung zu widmen und zwar mit 1 Geschichte für jedes Jahr – macht 90 Geschichten für’s Burgenland.
Denn es sind vor allem die Menschen hier, die ihre burgenländische Geschichte zu erzählen haben. Wobei das Burgenland ja selbst Geschichte geschrieben hat, eine einzige Geschichte ist…dieses Wortspiel könnte man wohl endlos so weiterführen.
Im Fall der Sonderausstellung im Landesmuseum werden diese Geschichten indirekt von wichtigen Personen aus allen möglichen Sparten erzählt, die für das Burgenland eine besondere und manchmal auch entscheidende Rolle gespielt haben. Stellvertretend für sie, weil diese Menschen ja nicht alle Tag für Tag im Landesmuseum von morgens bis abends herumstehen können und ihr persönliches Ereignis in einem fort erzählen können und auch weil viele von ihnen ja gar nicht mehr unter uns sind, zeigt das Landesmuseum ihre ganz persönlichen Utensilien, Überbleibsel, Relikte, die die Geschichten ihrer einstigen oder noch immer währenden Eigentümer erzählen.
Da gibt es z.B. den berühmten roten Aktenkoffer von Theodor Kery, mit dem der ehemalige Landeshauptmann täglich zur Arbeit ging. Theodor Kery hat, nebenbei bemerkt, quasi sein eigenes 90. Jubiläum bereits vor 2 Jahren voll gemacht und die burgenländische Welt letztes Jahr im 91. Lebensjahr verlassen.
Größtes Exponat ist wohl der Trabi in der Aula, der an die Öffnung des eisernen Vorhanges erinnert, die ersten Flüchtlinge beim paneuropäischen Picknick und die kurz darauf erlassene Reisefreiheit für die Bürger der DDR, die den Trabi zum gewohnten Bild auf Burgenlands Straßen machte. Weltgeschichtlich gesehen wohl eines der bedeutendsten Ereignisse in der Akte „Burgenland“.
Präsentiert werden auch ein Tagebuch Hertha Kräftners, in dem sie Gedichte notierte, ein zerfetzter Umschlag einer Briefbombe von Franz Fuchs, das Erinnerungsbuch des 17-fachen Speedway-Staatsmeisters Pepi Kamper, dem „rasenden Burgenländer“, sowie, in der letzten Zeit wohl am meißten an Popularität gewonnen, und zwar durch eine zweifache Oscar-Prämierung, die persönlichen Erinnerungsstücke des Flugpioniers, Autorennfahrers und Spions Ladislaus Almásy, der als literarisches Vorbild für die Verfilmung von „Der englische Patient“ diente.
„Es ist gelungen, eine bunte Sammlung an ganz persönlichen Erinnerungsstücken für die Ausstellung zu sammeln, die 90 Jahre burgenländische Geschichte lebendig machen sollen“, so Dr. Josef Tiefenbach, Leiter der Kulturabteilung des Landes.
Allerdings wird diese Ausstellung wohl eher davon leben, daß diese persönlichen Erinnerungsstücke, darunter auch jede Menge interessanter und aufschlussreicher Fotos, hinter einer Glasscheibe verschwinden und ein kurzer Text dann das nötigste dazutun soll. Die spannenden Geschichten der Exponate erzählen sich so aber nicht von selbst, sondern sind hier eigentlich prädestiniert dafür erzählt zu werden, um zum Leben zu „erwachen“. Das heißt, neben der sicher interessanten Besichtigung, ist eine Führung hier natürlich das „Nonplusultra“!
Mal abgesehen davon, daß vor allem die Touristen auf eine geführte Tour angewiesen sind, weil diese sicher mit den Namen der prominenten Burgenländer nicht all zu viel anfangen können und mehr auf weitreichendere Zusammenhänge angewiesen sind.
Laut Lisa Lackner und Dr. Pia Bayer, Referatsleiterin Kunst und Kultur, werden aber natürlich auch Führungen angeboten, vor allem für Kinder-und Schulgruppen und es gibt Erwachsenenführungen mit vorheriger Anmeldung.
Fazit: Geschichten muss man erzählen, erst dann werden sie interessant
Die Sonderausstellung „Burgenland: 90 Jahre – 90 Geschichten“, läuft von 22.Feber bis 18.Dezember 2011 im Landesmuseum Burgenland.
Weitere Informationen: www.burgenland.at/landesmuseum
