Hoteliers vor den Kopf gestoßen

Soeben erhalte ich einen Anruf eines Hoteliers: „Ich lese da gerade Jubelmeldungen über Rekordergebnisse in unserem Tourismus. Wo sind diese Nächtigungen? Bei uns merkt man davon nichts. Wird da vielleicht gelogen?“

Da ich mich derzeit mit der Statistik 2010 beschäftige, nehme ich das zum Anlaß, gleich einmal kurz darauf zu reagieren: Zwischen lügen und nicht die ganze Wahrheit sagen gibt es einen Unterschied. Es wird in dieser Statistik nicht gelogen, aber man muß den Tourismusverantwortlichen zugestehen, daß sie jeden Strohhalm aufgreifen, um sich ins rechte Licht zu rücken ( In diesem Fall ist es aber das falsche Licht). Es gab 2010 laut Statistik tatsächlich einen Nächtigungszuwachs von 1,5 % im Burgenland, das heißt um 44.050 Nächtigungen mehr.

Mich wundert es allerdings sehr, daß diese Zahlen Grund sind für folgende Schlagzeilen in burgenländischen Zeitungen: «Tourismusboom hält an» (BVZ), «sechster Rekord in Folge» (Bezirksblätter) und «Sechstes Rekordergebnis in Folge» (Pannonische Rundschau). Was will man mit solchen Aussagen erreichen? Doch nicht das, was man bei diesem oben erwähnten Hotelier erreicht hat. Der warf nach dem Lesen der Titel die Zeitungen weg und vermutet Lügen dahinter. Oder wollen diese Zeitungen damit unsere Tourismusverantwortlichen bloßstellen?

Wäre dieser Nächtigungszuwachs unter den gleichen Voraussetzunngen zustande gekommen, wie wir sie ein Jahr vorher hatten, dann hätte man sagen können, unsere Tourismusfunktionäre waren tüchtig und haben gute Werbearbeit geleistet. So aber sind ihre Aussagen sehr fragwürdig oder besser gesagt hinterfragungswürdig.

Hier der Beweis: 44.050 zusätzliche Nächtigungen gab es 2010 im ganzen Burgenland. Die 3 Standortgemeinden von neuen Hotels (Frauenkirchen, Parndorf, Bad Sauerbrunn) hatten aber einen Zuwachs von 95.892 Nächtigungen. Zieht man davon den landesweiten Zuwachs ab, dann fehlen den bereits bestandenen Hotels 51.842 Nächtigungen. Das heißt, wir haben es mit einem echten(?!) Rückgang zu tun. Da in die neuen Hotels rund 100 Millionen € investiert wurden und das sicher mit guter Unterstützung der Steuerzahler, ist der Rückgang in den etablierten Hotels besonders traurig, da er zum Teil auf Kosten der neuen Hotels gehen dürfte. Ich weiß natürlich, daß man die Zuwachs- und Rückgangszahlen mit der langfristigen Investitionssumme nicht eins zu eins gegenrechnen kann, die Zuwächse sind aber trotzdem sehr teuer erkauft.

In meinen Augen bedeuten diese Zahlen ein Desaster der Tourismuspolitik im Lande, für die die ressortzuständige Landesrätin Resetar verantwortlich zeichnet. Mich wundert es nur, daß sich da Herr Landeshauptmann Niessl, der gute Landespolitik macht, bei solchen Jubel-Präsentationen hineinziehen läßt, wo viele Hoteliers mit Negativ-Zahlen vor den Kopf gestoßen werden.

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Im Dezember 2010 und im Jänner 2011 hat Frauenkirchen zu den jeweiligen Monaten des Vorjahres einen Rückgang bei den Nächtigungen. Ist davon auch das Hotel bei der Therme betroffen?

Es werden nur mehr die Nächtigungen von gewerkschaftlich organisierten Beherbergungsbetrieben gezählt, private „Gratler“ finden keinen Platz mehr in der Statistik!

Uns wurde gesagt, wie vorteilhaft die Therme in Frauenkirchen für den ganzen Fremdenverkehr im Seewinkel ist. Meinem Haus fehlen heuer viele Gäste. Jetzt habe ich einen Stammgast angerufen und der hat mir gesagt, er ist jetzt im Thermenhotel, weil er dort bei Schlechtwetter gleich im Haus baden kann und bei Schönwetter fährt er mit dem Rad zum See und durch den Nationalpark. Ich habe durch die Therme auf jeden Fall einen Nachteil.

Der Wert der Statistik steht eindeuteutig auf Pus 1.5 Prozent mehr Nächtigungen. Allein schon für die Wintermonate ist die St. Martinstherme ein Segen. Damit kommt man dem Ziel „Ganzjahresdestination“ näher. Die kleinen Zimmervermieter sind doch grad selber Schuld, dass sie nicht viel davon haben. Sie müssen sich damit abfinden, dass der Tourist nicht mehr 1-2 Wochen am Neusiedlersee verbringt. Wir wollten in Illmitz voriges Jahr ein Wochenende verbringen. Keine Chance. Dafür nahm uns keine Pension auf. Das war den Vermietern zu kurz. So schaut´s aus!

Wir, auf der Westseite des Neusiedlersees haben uns schon umgestellt.
Früher, vor ca. 15-20 Jahren kamen die Deutschen und blieben ca. 2 Wochen hier.
Nun „leben“ wir nur noch von den Mörbischer bzw. St.Margarethener Festspielbesuchern aus Österreich. Und die bleiben im Durchschnitt 2-3 Tage. Wenn möglich besuchen sie beiden Vorstellungen und wenn wir Glück haben hängen sie noch 1 Tag zum Radfahren dran. So siehts aus….
Unsere Region hat schon längst die „Langzeit-Urlauber“ verloren. Leider liegt halt die Martins-Therme etwas weit weg vom Schuss…
Auch eine großartige Investition in den Privatbetrieb ist da finanziell nicht drinnen! Besser, gleich zusperren!

Ich weiß, daß ich Gäste an das Thermenhotel verloren habe und jetzt soll noch ein Großhotel in Podersdorf kommen. Da werden viele Zimmervermieter schon zittern, aber unseren Politikern im Dorf ist das egal. Ich kann nur bei der nächsten Wahl reagieren – und das werde ich.

Mich wundert es nicht, daß diese burgenländischen Zeitungen jubeln. Die interessieren sich wahrscheinlich nur für bezahlte Inserate und nehmen Jubelberichte gerne, wenn sie ihnen vorgesetzt werden. Warum sollten die über Hintergründe nachdenken?

Auch ich muss dieser Statistik widersprechen.
Ich betreibe eine Privatzimmervermietung in der Region Neusiedersee und hatte bis zum Beginn der Festspielzeit ein Einnahmenminus von 50% und im Jahresmittel ein Minus von 25%. Von einem Plus im Jahr 2010 war weit und breits nichts zu spüren!!!

traue nur statisken, die du selbst gefälscht hast!