Kriminaltheater zum Schmunzeln in Kobersdorf

Kein klassisches Theaterstück sondern eine Kriminalkomödie, die ihr Debüt Anfang der 40-er Jahre am Broadway feierte: die Rede ist von „Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring. Heuer zu sehen bei den 15. Schloss-Spielen in Kobersdorf. Manch‘ einem ist das Stück wohl eher als Film in Erinnerung geblieben, den es ein paar Jahre später spielte. Man weiß aber vielleicht nicht mehr so richtig mit wem der war: „Spielte der nicht mit Cary Grant und mit Doris Day?“ Letztere war’s nicht, bei dieser Komödie ging es eher um Spitzenhöschen. Wie auch immer, man braucht das Stück oder den Film nicht unbedingt zu kennen, um sich heuer in Kobersdorf wieder einmal zu amüsieren.

Bei dieser verrückten Familiengeschichte geht es kurz gesagt darum, dass der Theaterkritiker Mortimer Brewster eines Tages mit Entsetzen feststellen muss, dass seine beiden Tanten Abby und Martha alleinstehende Herren von der Tragik ihres enttäuschten Lebens für immer erlösen. Dies tun sie jedoch nicht aus Bosheit, sondern aus reiner Nächstenliebe. Mortimers älterer Bruder Teddy, der ebenfalls gemeinsam mit seinen Tanten in seinem Elternhaus lebt, und der sich für den amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt hält, wird für die Beseitigung der Leichen regelmäßig in den Keller geschickt um, wie seine Tanten ihm immer auftragen, „eine neue Schleuse für den Panamakanal zu graben“.

Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf…

Als ob das nicht schon genug an Mortimers Nerven zerren würde, kommt nun auch noch ein weiteres irres Familienmitglied „nach Hause“. Der verschollene dritte Bruder Jonathan, der sich durch seine abartigen Neigungen zum Serienmörder entwickelte. Er taucht aber nicht alleine auf, sondern in Begleitung seines etwas nervösen Gesichtschirurgen Dr. Einstein und einer weiteren Leiche, derer er sich praktischerweise auf dem hauseigenen Friedhof im Keller seines Elternhauses entledigen möchte. Bleibt nur noch die Hoffnung auf die Polizei, die am Tatort gutgläubig ein und aus geht, in Wirklichkeit keinen blassen Schimmer von den Leichen hat und letztendlich dem ganzen sowieso keinen Glauben schenkt. So nimmt der Wahnsinn seinen Lauf.

Regisseur Werner Prinz hat das Werk ohne viel Schnick Schnack klassisch umgesetzt. Ähnlich wie beim Original, lässt er so manche zeitgenössische Nebenpointe einfließen. Bezieht man das Stück auf das Weltgeschehen und die Hintergründe von damals in den 40-ern, so fängt es erst richtig zu leben an. Mit Wolfgang Böck, der den verrückten Teddy Brewster alias Theodore Roosevelt mimt und dem die Rolle als irrer, militärischer Präsident („Attacke!“) wieder einmal wie auf den Leib geschnitten ist, kommt man mit Sicherheit auf seine Kosten.

Weiters trifft man auch dieses Jahr auf einige alte Bekannte in Kobersdorf. Wie etwa auf Alexander Jagsch, der als einziger „Normaler“ in seiner irren Verwandtschaft, einen Schock nach dem anderen verkraften muss und dieses ständige Entsetzen gekonnt umsetzt. Wolf Bachofner, der sich ja in Krimigeschichten wie zu Hause fühlt, verkörpert den nervösen Arzt Dr. Einstein. Die schrulligen Tanten werden von einer wie immer überzeugenden Gerlinde Roll und einer zum Schmunzeln anregenden Erika Mottl gespielt. Gemeinsam mimen die Beiden die typischen Tanten eben, die man auch trotz ihres düsteren mittlerweile offenen Geheimnisses furchtbar lieb haben muss. Das 15. Jubiläumsjahr bringt rundum gute Unterhaltung in gewohnter Kobersdorf-Manier.

Spieltermine: noch bis 29. Juli 2018, jeweils von Donnerstag bis Sonntag, um 20:30 Uhr
TIPP: Zusatztermine 3. & 4. August 2018
Alle Informationen: www.schlossspiele.com

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Ich hab in Kobersdorf schon mehr gelacht…