Kunst mit den Toten

Ossarium SedlecKutná Hora, zu deutsch Kuttenberg in Tschechien, 70 km östlich von Prag, ist vor allem durch den Silberbergbau bekannt. Doch da gibt es noch was anderes, ziemlich makaberes was den tschechischen Ort bekannt gemacht hat und zwar das nahegelegene Kloster im Stadtteil Sedlec, dt. Sedletz mit seinem Beinhaus, ein Gotteshaus vollgestopft mit den Gebeinen von 40.000 Leichen.

Bedingt durch den Bergbau, aber auch vor allem durch Kriege und Pestepedemien kam es im Lauf der Zeit zu erheblichem Platzmangel auf dem Friedhof von Sedletz. Hinzu kam, daß sich immer mehr Leute, auch von außerhalb Böhmens auf diesem Friedhof beerdigen lassen wollten. Der Legende nach brachte nämlich ein Abt im 13.Jhd. heilige Erde Jerusalems nach Sedletz, verstreute diese über den Gottesacker und machte schließlich somit heiligen Boden daraus.
Aus praktischen Gründen richtete man dann schließlich in den Gewölben unterhalb der Allerheiligenkirche, die in der Mitte des Friedhofs steht, ein Beinhaus ein, welches auch heutzutage besser bekannt ist als Sedletz-Ossarium.

Es ist tatsächlich so, daß in dieser letzten Ruhestätte der hier ganz besonderen Art, die Knochen und Schädel von 40.000 Leichen offen und „ordentlich“, bestattet wurden. Allerdings stellt sich hier die Frage nach dem „wie“, denn von insgesamt 10.000 Toten wurden deren Gebeine zu wahren Kunstwerken verarbeitet. So gibt es beispielsweise einen außergewöhnlichen Kronleuchter, bestehend aus sämtlichen kleinen und großen Knochensorten des Menschen. Oder auch das Wappen der bekannten böhmischen Adelsfamilie Schwarzenberg – ganz aus Knochen geformt.

Dieses außergewöhnliche Interieur, wurde im 19.Jhd. von einem Holzschnitzer gefertigt und zwar eben im Auftrag der Fürsten Schwarzenberg, welche mittlerweile auch im Besitz der Kirche mitsamt Beinhaus waren. Weiters findet man Girlanden, Wandschmuck, Monstranzen, Abendmahlskelche u.v.m. – alles aus Knochen und Totenköpfen.

Diese Beinhäuser oder eben auch Ossarien gibt es übrigens auch in Österreich, z.B. eines aus dem 12. Jhd. in Mistelbach und Hartberg, oder auch in Tulln aus dem 13.Jhd.

Diese „tote Kunst“ ist wie man also sieht, schon ein paar Jahrhunderte alt, und nicht wie manche meinen etwa eine Erfindung von Gunther von Hagens, bei dem allerdings im Unterschied dazu, Haut und Muskeln und sonst noch was, drangeblieben ist, oder gar alles in Scheibchen geschnitten wurde. Doch die Konfrontation mit den menschlichen Überresten, und so also mit dem Tod wirkt anscheinend immer wieder faszinierend auf den Menschen, denn letztendlich ist es das, was wir alle gemeinsam haben und Symbol eines geheimnisvollen Rätsels, über das wir so wenig wissen.
web: kutnahora.cz

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Da war ich schon, und ich kann euch sagen, es ist echt gruselig. So was sieht man wirklich in der Form nur einmal und zwar nur in Kutná Hora – Sedlec.