Mole West

Entgegen jeden in den letzten Jahren entstandenen Vorurteils, haben wir uns dann doch für einen Juni-Freitagabend in der Mole West in Neusiedl am See entschieden – und es genossen.

Wer das stylische Lounge-Restaurant und mittlerweile Lieblingsszenetreff der österreichischen Hauptstadt-Prominenz am See noch von den Anfängen her kennt, wird uns sicherlich beipflichten, daß sich doch so manches in der Mole verändert hat, Tendenz eher nachteilig. Mittlerweile sind wir allerdings schon der Meinung: kommt drauf an von welcher Seite man es betrachtet! Denn wir wurden an diesem lauen Sommerabend doch recht angenehm überrascht.

Dabei war es ja noch gar nicht so sicher, ob wir wirklich länger im Trubel des erklärten Szenelokals am Neusiedlersee verweilen würden, da wir weder reserviert hatten, noch der beste Abend dafür war, gerade mal eben so einen Platz zu bekommen in der Mole, d.h. einen Tisch für 4 Personen. Besondere Ansprüche für einen besonders netten Platz hatten wir nicht im geringsten. Doch siehe da, war das jetzt einfach nur Glück oder die Tatsache ganz erwartungslos in eine „Sache“ hineinzulaufen. Ja schon gut, kommen wir wieder zurück auf den Boden der Tatsachen: bekommen haben wir perfekt und ebenfalls ganz zufällig getimt ca. eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, -so daß man’s noch schön genießen kann- einen dekorativen Tisch im verklärten Licht der untergehenden Sonne inklusive Seepanorama mit Blick auf vorbeischippernde Segelboote. Hach ja, was für ein schöner Abend!

Doch der hat ja erst angefangen. Nach der Auswahl des Aperitifs, der ausgedehnte Blick in die Speisekarte. Da man davon ausgehen kann, daß es sich um Designerfood handelt, und zwei Vorspeisen sicher nicht ausreichen, entscheiden sich die meissten dann doch für die zu Anfangs von der sehr netten Kellnerin empfohlenen Tagessuppe, einer Pilzcremesuppe ( oder doch Pilzschaumsuppe ?) + Hauptgericht. Dem Geheimnis Suppe und deren korrekten Namen verglichen mit ihrer Konsistenz, sind wir übrigens den ganzen Abend nicht auf die Schliche gekommen, trotz Nachfrage beim sehr lustigen Kellner, übrigens mit ebenfalls sehr lustigen und undefinierbaren Akzent. Und immer wieder zieht die wunderbare Aussicht auf Glitzersee, rosavioletter Himmel, Segelboot und ein paar vorbeiziehende Möven einen in den Bann.

Die Hauptspeisen fielen dann doch recht umfangreich aus, zumindest gerade so, daß es noch in den modernen Charakter des Restaurants passt: Feine Blattsalate mit gebratenen Riesengarnelen, Avocado und Kartoffelchips; hausgemachte Erdäpfel-Gnocchi mit Gorgonzolacreme, Rucola und grünem Apfel; Kalbsbackerl mit Erbsenpüree und hausgemachten Nudeln; Zanderfilet mit Linsengemüse – alles in Allem gute Kompositionen mit feinen Aromen.

Die gute Melange und der feine Marillenbrand runden das Diner dann zufrieden ab. Anschliessend bietet sich der Spaziergang auf dem Steg entlang des Wassers an, um den Abend, eingehüllt im Dunkelblau der Nacht und den angenehmen Geräuschen des Sees entspannt ausklingen zu lassen.

Fazit: Die Mole West am Neusiedlersee bietet dieses einmalige, neue Ambient-Feeling, verglichen mit bekannten Szenetreffs z.B. bekannt von der Insel Ibiza, aber dennoch in angenehmer Art und Weise. Man muss allerdings auch ein wenig Glück haben, so wie wir an diesem Abend. Das Restaurant hebt sich schon sehr spürbar ab von der typisch burgenländischen Heimatidylle. Die Haube des Restaurants ist gerechtfertigt, die Preise für die gehobene Gastronomie teilweise auch, bis auf den überteuerten Prosecco-Aperol und so manch anderes Getränk. Toller Service, Ambiente unübertroffen.

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