Gedanken zum Burgenland-Tourismus

Anfang März nahm ich die Tourismusbilanz 2011 unter die Lupe. Inzwischen haben sich wieder einige Gedanken aufgestaut, die ich unseren Tourismus-Interessenten nicht vorenthalten möchte, zumal meine Artikel im pannonien tivi bisher immer viele Reaktionen auslösten und so zu interessanten und wertvollen Diskussionen in der Branche führten. Ich möchte aber gleich vorwegnehmen, dass ich zwar immer den gesamtburgenländischen Tourismus im Auge habe, mich aber weitgehend nur mit dem Tourismus in meinem Heimatbezirk Eisenstadt und dadurch zwangsläufig mit der NTG beschäftige.

Fußball-Sponsoring

Die Vertragsverlängerung zwischen Burgenland-Tourismus und Österreichischem Fußballbund wurde bereits abgesegnet. Über die Höhe des Betrages wird allseits beharrlich geschwiegen. Was geht es schließlich die Burgenländer an, wieviel Geld da zum Fenster hinausgeworfen wird? Wir haben es ja und wenn nicht, dann holen wir es über eine Erhöhung der Tourismusabgabe wieder herein und diese zahlen ja sowieso die Gäste. Und so wird weiter geträumt von den Millionen Touristen, die die Burgenland-Werbung in den Fußballstadien (nicht!) sehen. Haben unsere Entscheidungsträger das Buch „Der unsichtbare Gorilla“ nicht gelesen?

Festspiele

Von fast allen Festspielen im Burgenland gehen positive Tourismus-Impulse aus. Nur 2 fallen aus dem Rahmen: Die Opernfestspiele im Römersteinbruch und die Seefestspiele in Mörbisch. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass diese Festspiele durch ihre Besucherdimension die größten negativen Auswirkungen auf den Tourismus in unserem Bezirk verursachen. Hatten wir früher einen Tourismus von Ostern bis Allerheiligen, so konzentriert sich dieser jetzt auf 6 Wochen im Juli und August. Negativ in der Festspielsaison: Überdruck für Gäste, Gastgeber und Verkehr – negativ in der Vor- und Nachsaison: Leere Betten.

Jahreshauptversammlung in Rust

Kürzlich hielt der Tourismusverband Rust seine Jahreshauptversammlung ab. Der Mitgliederbesuch war mäßig, aber die politischen Stadtspitzen waren anwesend. Höhepunkt: Erstmals griffen der SP-Bürgermeister und der SP-Vizebürgermeister das Problem NTG auf: Rust zahle rund 66.000 Euro an die NTG und von einer Werbung für Rust ist nichts zu merken. Indirekt setzten sie sich dadurch für die Tourismusbetriebe in Rust ein und sie wurden noch vom Direktor des Seehotels unterstützt. Die ÖVP-Vizebürgermeisterin schwieg leider dazu. Ich fühlte mich jedenfalls in meiner jahrelangen Kritik an der Fehlkonstruktion der NTG bestätigt.

Nächtigungsstatistik 2012

Diese liegt bis März 2012 vor. Natürlich sind die Zahlen der ersten 3 Monate für unseren Tourismus nicht sehr aussagekräftig, zumal wir ja außer in den Thermengemeinden nur einen Schönwettertourismus haben. Trotzdem fallen Tendenzen auf: So weist die Statistik von Jänner bis März im Bezirk Eisenstadt – 11,2 auf, im Bezirk Neusiedl am See aber + 5,4. Im März allein waren es im Bezirk Eisenstadt – 13,9 und im Bezirk Neusiedl am See + 2,9. Wann wird der Bezirk Eisenstadt sein Geld in eine eigene, gezielte Werbung stecken, statt es der NTG in den Rachen zu werfen? Wie lange wird an der NTG noch festgehalten ?

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Wenn Herr Baier ein echter Profi ist, dann weiß er sicher, wie man Werbemaßnahmen auf ihre Wirkung überprüft und wie notwendig es ist, das auch zu tun,um wirkungslose Werbung und somit Geldverschwendung zu stoppen. Wird es nicht gemacht, dann wäre der Präsident des Tourismusverbandes am Zug.- Geld, das man nicht verschleudert, braucht man auch durch Tourismusabgaben nicht aufbringen.

Die Überprüfung der Werbung wäre nicht nur für die NTG wünschenswert, sondern auch für Burgenland Tourismus. Da scheint für Werbemaßnahmen Geld ausgegeben zu werden, ohne daß man die Wirkung kennt. Professionell scheint mir das nicht zu sein. Oder werden die Ergebnisse nur geheim gehalten?

An N.N.-Festspiele: Der Stau entsteht durch die Lage des Parkplatzes für die Festspiele im Römersteinbruch. Da dieser Parkplatz nördlich der Straße liegt,muß der Verkehr dort immer wieder unterbrochen werden, da zur selben Zeit der Rückreiseverkehr von den Seebädern in Rust und Mörbisch und vom Märchenpark stattfindet. Die Lösung wäre die Verlegung des Parkplatzes in das aufgelassene Abbau-Areal auf der Südseite der Straße und ein Tunnel durch die Straße gewesen. Esterhazy hat aber den viel kritisierten und wahrscheinlich viel teureren Blechabgang bevorzugt. Die Landesregierung trifft hier also keine Schuld. Sie könnte bestenfalls eine neue Straße von der Autobahn nach Rust bauen.… Read more »

Fußballsponsoring. Ich habe von dem Buch mit dem unsichtbaren Gorilla nie etwas gehört. Jetzt habe ich es mir besorgt und ich muß sagen, jetzt bin ich auch überzeugt, daß das Geld für die Werbung auf den Fußballplätzen hinausgeworfen ist. Man sollte es lieber unseren Fußballvereinen geben,damit sich diese vielleicht sogar Mannschaften aus dem Ausland zu Freundschaftsspielen einladen können. Es müssen ja nicht Spitzenvereine sein. Solche kommen wahrscheinlich mit Anhang und das wäre ein Vorteil für unseren Fremdenverkehr.

Festspiele. Im August 2010 fuhr ich gegen Abend von Eisenstadt nach Rust. Von Trausdorf bis zum Römersteinbruch fuhr und stand ich im Stau. Ich kann mir schon vorstellen, daß das die Festspielbesucher ärgert. Warum unternimmt unsere Landesregierung nichts dagegen?

An Anonymous: Sie haben sich Ihren Frust über die NTG von der Seele geschrieben. Ich möchte nur das Thema Neusiedlersee-Card aufgreifen, das Sie deutlich angesprochen haben.Warum wird in der Werbung immer wieder betont, dass diese gratis sei? Das stimmt einfach nicht. Sie wird über die Nächtigungen bezahlt. Zwar liefert der Quartiergeber den Betrag ab, aber der schlägt ihn laut Empfehlung der NTG auf den Zimmerpreis drauf. Da er aber für jede Nächtigung bezahlt werden muß, zahlen sogar die Gäste, die die Card gar nicht nützen können oder wollen. Wie kommen diese Gäste dazu, dass sie für andere bezahlen? Warum kann… Read more »

meine weitschweifenden Gedanken zu dem Thema als Vermieter im Bez. Eisenstadt – abhängig von NTG?! Wenn man in der NTG anruft ist man schon ärgerlich, weil nie jemand zu erreichen scheint, der sich auskennt oder Ansprechpartner ist. Hat man Vorschläge, wird man mit Sanktionen belegt. z.b. als letzter Eintrag in der Zimmerliste des jeweiligen Ortes. Nimmt man nicht an bestimmten Aktionen teil kommt mir vor, steht man auf der schwarzen Liste. Als kleiner Betrieb habe ich die Neusiedlersee-Card zusätzlich angeboten. Wenn jemand diese Karte aber gar nicht will und nicht braucht. Hatte Hochzeiter, die kein Interesse daran haben, mußte ja… Read more »

Auch wenn die ersten 3 Monate nicht aussagekräftig sind, bin ich trotzdem vom Verhältnis der beiden Bezirke sehr verwundert. Da kann ich den Ruster Bürgermeister schon verstehen,wenn er sich über die Neusiedlersee-Tourismus-Gesellschaft aufregt. Wahrscheinlich gehen die Mittel dort hauptsächlich in den Bezirk Neusiedl. Warum werden die Werbemaßnahmen dieser Gesellschaft nicht offengelegt?

Erwägt Rust allen Ernstes einen Ausstieg aus der NTG? Vielleicht kann es sich Rust leisten. Ich war heute in Mörbisch. In den Restaurants und bei den Heurigen war gähnende Leere und am See hatte kein Lokal nach 17 Uhr mehr geöffnet. Also fuhr ich nach Rust zum Heurigen Schandl – der war bummvoll. Der Ruster Tourismus funktioniert bestens, da kann man sich wohl auch von der NTG verabschieden. Mörbisch dagegen ist drauf angewiesen. Jetzt noch vielmehr, wo die Ortschaft ja keinen echten Toursimusverantwortlichen hat. Zumindest einen gewählten; denn Ex- Bürgermeister Vargyas bestellte sich selbst als Tourismuschef. So gehts nicht!

Sehr geehrter Herr Gossy!
Wie immer, hervorragender Artikel. Ich hoffe, bei der Sitzung in Rust kam auch zur Sprache, daß wir mit zusätzlichen – und nicht konkurrierenden Stadtführungen zu den bestehenden – von der NTG, Frau Puser, abgewiesen wurden.
Ich war ja leider verhindert, daran teilzunemen.
LG – Burkhard.

Da wird jährlich in den Zeitungen geprahlt mit riesigen Besucherzahlen in Mörbisch und St.Margarethen als Erfolg für unseren Fremdenverkehr. Und jetzt kommen Sie als Touristiker daher und behaupten genau das Gegenteil. Können Sie das auch begründen?