Hoch lebe die Weißwurst!

Die Münchner Weißwurst wird heute 160 Jahre alt. Gegessen wird sie traditionell mit einer Brezel und süßem Senf. Dazu wird Weißbier gereicht. Weißwurst essen ist geradezu ein Ritual. Noch bevor die Glocke Mittag schlägt, muss sie schon im Magen sein. Messer und Gabel sind sowieso ein „NoGo“! Ein echter Bayer verzeiht da kein Fauxpas! So auch nicht unsere Münchner Freundin Ilona. Besonders böse wird sie, wenn ich ihr abends knapp vorm Blockbuster per Whats App mitteile, daß ich grad Weißwurst mit Ketchup und Brot esse!

Da fällt mir sogleich ein anderes wahres Szenario ein: Gustav (Name geändert, weil mittlerweile bekannter Eventmanager) und meine Wenigkeit saßen gemütlich vormittags am Viktualienmarkt. Umringt von Ur-Münchnern. Gustav zerteilte als Ur-Burgenländer seine Weißwurst mit Messer und Gabel, ließ die Haut Haut sein und verschlang das gute Stück. Da sprang plötzlich am Nebentisch ein in kracherner Lederhosen gehülltes Mannsbild, mit Gamsbart auf dem Hut, auf: »Jo mei, ißt Du bei Eich Zhaus Kondome?« »Ah, Ah, Nein. Wieso?« »Na wos glaubst´n wos die Haut von der Weißwurscht is?«

Da setz ich zum Jubliäum der Weißwurscht noch eins drauf. An einem Nachmittag in Schwabing hatte ich einen Wahnsinns Heißhunger auf besagte bayrische Spezialität – von der ich fest überzeugt bin, daß sie nicht in München erfunden wurde. Alsbald versuchte ich in einer Pizzeria in der Kaiser Straße mein Verlangen zu stillen. Es war schon nach 15 Uhr, als ich eintrat. Grüß Gott. Ich hätt‘ gern a Weißwurst, tat ich dem Wirten kund. »Jo, woß wüst Du, Du gschamiger Bua Du. Schau dasd schnö weidakummst« Und ehe ich mich versah, befand ich mich am Trottoir.

Und einer geht noch. Auch der Witz entspricht der Wahrheit. Ibiza im Hochsommer. In der Hotelanlage ist groß ein Oktoberfest angekündigt mit „Weißwürscht“. Da musste ich einfach hin. Welche große Freude. Die Würscht‘ lagen bruzelnd am Grill. In knusprig braungebrannter Haut – da konnte man nach 3 Tagen Sonne fast neidisch werden – kamen die Weißwürschte auf den Pappteller. Aber siehe da, kein einziger deutscher Urlaubskollege meckerte. Hotelgäste und Hinzugekommene ließen es sich schmecken – samt Haut. Nun, es dürften die meisten von oberhalb Hannovers gewesen sein, was mich nun zu der Annahme bringt, daß die Weißwurst doch ein Münchner erfunden hat!

Angeblich wurde sie am 22. Februar 1857 „Moser Sepp“, Wirt des Gasthauses „Zum ewigen Licht“ am Marienplatz – wenn auch eher unfreiwillig – gemischt. Als ihm die Schafsdärme ausgingen und die hungrigen Gäste warteten, soll er seinen Lehrling losgeschickt haben. Der kam allerdings mit Schweinedärmen zurück. Dennoch habe Moser die fertige Masse in die Därme gefüllt. Diese sollen daraufhin nur in Wasser gebrüht worden sein, da sie sonst platzen könnten. So hat sie laut der Legende stattgefunden, die Geburtsstunde der Münchner Weißwurst.
Quelle: München.tv

„Biss hierher und nicht weiter“
Wenn der Tourist im Münchner Hofbräuhaus Ketchup zu seinen Weißwürsten bestellt, dann nur im Schutz von Seinesgleichen. Sollten Sie sich in ein traditionelles und uriges bayrisches Wirtshaus wagen, bleiben Sie der Tradition gerecht. Denn wenn der Bayer was nicht gerne sieht, dann sind es Touristen mit einer Weißwurst voll Ketchup in der Hand. Hoch lebe unser Weißwurscht!

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