Weihnachten bei unseren Nachbarn

Was wäre Weihnachten ohne sie – die alt einher gebrachten Weihnachtstraditionen. Wir kennen zum Beispiel den Adventskranz oder den Adventskalender vor allem in der Vorweihnachtszeit. Und am Heiligabend kommt das Christkind, legt die Geschenke unter den festlich geschmückten Baum und pünktlich um 17 Uhr läutet es dann mit dem Glöckchen zur Bescherung. Danach genießt man im Kreise der Familie ein feines Weihnachtsessen. Aber haben wir uns nicht auch schon einmal gefragt, wie denn unsere Nachbarn das Weihnachtsfest so feiern ?

Ungarn: Boldog Karácsony (Frohe Weihnachten)

Eine besondere Bedeutung in der Vorweihnachtszeit hat in Ungarn der Luca-Tag also der 13. Dezember. Mit ihm sind zahlreiche alte Traditionen verbunden, die teilweise noch heute gepflegt werden. Dazu gehören etwa Bleigießen oder auch mit dem Bau eines Stuhles zu beginnen, der Heiligabend fertig sein soll. Ein besonderer ungarischer Brauch, den man auch hierzulande kennt, ist, daß der ungarische Weihnachtsbaum neben den vielen Lichtern z.B. auch mit Szaloncukor, das sind verschieden gefüllte Schokoladenbonbons in buntem Glanzpapier, geschmückt wird.

Die Bescherung findet auch in Ungarn am 24. Dezember statt und die Weihnachtsgeschenke bringt, je nach Region, das Christkind oder der Weihnachtsengel und legt sie unter den Weihnachtsbaum. Danach bietet Ungarns Küche ein traditionelles Weihnachtsessen, welches meist von Fischsuppe bzw. Fisch als Hauptspeise und Pute begleitet wird. Auch die traditionellen, mit Walnüssen oder Mohn gefüllten Teigrollen (Bejgli) dürfen nicht fehlen. Der Besuch der mitternächtlichen Christmette ist danach fast Pflicht, allein schon, um den Luca Széke (Lucastuhl) testen zu können!

Slowakei: Veselé Vianoce (Frohe Weihnachten)

Auch in der Slowakei ist Weihnachten das wichtigste Familienfest. In der Adventszeit finden zahlreiche Weihnachtsmärkte statt. Der beliebteste ist der in Bratislava.

Andrea aus Bratislava erzählt:

„Das schönste und wirklich besondere zu Weihnachten in der Slowakei ist das Weihnachtsessen. Zum Festmahl, das in der Regel bei Einbruch der Dunkelheit beginnt, gibt es Krautsuppe, getrocknete Pilze, die z.T. schon im Sommer gesammelt wurden, Fisch, Sauerkraut und verschiedenes Gebäck.

Es wird den ganzen Tag gekocht und gebacken, so z.B. wunderbare Süßspeisen wie Lebkucken. Eine besondere Leckerei sind gefüllte Hefeknödel – Bobalky – mit Mohn und Honig oder Käse, Schafskäse. Tagsüber soll man am 24. 12. nichts essen, daß man auch viel von dem guten Essen abends genießen kann.

Am 24.Dezember geht traditionell niemand aus dem Haus. Denn es heißt: „Gehst Du zu Weihnachten außer Haus, bist das ganze Jahr nicht zu Haus!“ Dann so gegen halb sechs beginnt der Festschmaus, vorher wird gebetet und es gibt noch weitere wichtige Bräuche. Zum Beispiel bekommt man mit einer Knoblauchzehe ein Kreuz auf die Stirn gemalt, damit man das ganze Jahr über gesund bleibt. Ins Gebetbuch wird Geld gelegt, damit fürs ganze Jahr genügend Geld da ist und jeder bekommt eine Oblate mit Honig drauf, wie eine Hostie. Dann wird gegessen. Alles, was tagsüber gekocht und gebacken wurde kommt auf den Tisch, den alle zusammen vorher gedeckt haben. Danach gibt es die Geschenke die unterm Baum liegen, sie werden von einer Person verteilt. Der Weihnachtsbaum ist übrigens ähnlich wie in Österreich mit Kugeln und ganz viel Lametta geschmückt. Die Familie besucht an Heiligabend gemeinsam die Mitternachtsmesse, ab 23 Uhr 30.

Am 1.Weihnachtsfeiertag wird weitergegessen, und zwar von der Festtafel von Heiligabend, bis nichts mehr übrig bleibt. Der 25. Dezember wird im Kreise der Familie gefeiert, der 26. Dezember mit Freunden und Bekannten. Und noch ein toller Weihnachtsbrauch aus der Slowakei: Mädchen schälen Apfelschalen in einem Stück, werfen sie hinter sich und so wie die Schale dann aussieht, also z.B. einen Anfangsbuchstaben macht, so wird der Name ihres Freundes heißen. Vielleicht sollten wir mal mit unseren Nachbarn feiern, das wäre bestimmt ein ganz tolles Weihnachtsfest.“

Slowenien: Vesele bozicne praznike (Frohe Weihnachten)

Während der Adventszeit sammeln die Slowenen eifrig Moose, hübsche Steine und grüne Zweige für die „Jaslice“, die Weihnachtskrippe, die Heiligabend aufgestellt wird. Die meisten Familien haben heute einen bunt dekorierten Weihnachtsbaum westlicher Art, aber in ländlichen Gebieten wird noch die „kleine Gottesecke“ eingerichtet. Diese besteht aus einer undekorierten Fichte und einer handgemachten Taube, die den Heiligen Geist symbolisieren soll. Weihnachten heißt auf slowenisch so viel wie „Kleiner Gott“ und ist nach indogermanischem Mythos eng verwoben mit der Wiedergeburt des Sonnengottes.
Ebenfalls aus vorchristlicher Zeit stammt der Brauch, Weihnachtsbrot aus Roggen, Weizen oder Buchweizen zu backen. Dem Brot werden magische Eigenschaften zugeschrieben. Es soll Menschen und Tieren für das nächste Jahr Gesundheit, Kraft und Energie verleihen. Oder es wird die traditionelle slowenische Nussrolle, die Potica, serviert, die süß oder salzig sein kann und die es heute in mehr als 100 Variationen gibt. Freunde und Bekannte an Heiligabend einzuladen, ist eher unüblich – in einigen Regionen gilt dies sogar als schlechtes Vorzeichen.

Die große Weihnachtsfeier am 24. Dezember beginnt bei Abenddämmerung. Das Haus wird mit Weihwasser gesegnet und Räucherwerk gegen böse Dämonen angezündet. Die Familie kommt bei einem einfachen Essen zusammen. Später gehen alle, mit Ausnahme des Hauswächters, in die Polnocnica, die Mitternachtsmesse. Auf Geschenke müssen sich die slowenischen Kinder allerdings bis zum nächsten Morgen gedulden. Dafür gibt es nach der Messe aber ein deftiges Mahl, meist mit Blutwürsten oder Schweinefleisch.

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