Der letzte Franziskaner

Die Franziskanerkirche in Eisenstadt schmückt nicht nur eindrucksvoll die Haydngasse, vor allem wenn man vom Schloss kommend in das lange historische Gassl einbiegt, sondern im angrenzenden Kloster lebt noch als einzigster Franziskaner des Klosters, Pater Michael. Pater MichaelWenn man die alte Klinke der Türe mit Beschlägen aus dem 17.Jhd. herunterdrückt und das kleine Gotteshaus betritt, ist man sogleich angenehm überrascht, vor allem von der Helligkeit, die den kompletten Raum erfüllt. Es ist alles ganz in weiß gestaltet mit viel Stuck und goldenen, barocken Verzierungen über den Altären. Man fühlt sich sofort wohl und irgendwie heimisch und vertraut.

Doch das hat vielleicht auch mit Pater Michael zu tun, der dieser Kirche und auch dem angrenzenden Kloster seinen Geist gibt. Jeden Morgen um 08:00 Uhr leitet er den Frühgottesdienst und gibt den Menschen die nötige Kraft und Frohsinn für den Tag. „Sogar noch in der Arbeit im Anschluss an den Gottesdienst, höre ich die Musik im Ohr von der Messe in der Früh,“ so eine treue und begeisterte Anhängerin der Franziskanerkirche in Eisenstadt.
Und manchmal, wenn man Glück hat und wenn es der Herr gut mit einem meint, hört man den Mönchsgesang ganz leise im Hintergrund, der beruhigend über dem Koster schwebt und der dazu anregt in sich zu gehen. Dann wird einem erst so richtig das Kloster nebenan bewusst. Der kleine rechteckige Innenhof des viereckigen Gebäudes mit seinem kleinen Brunnen in der Mitte, hat eine ganz eigene besondere Atmosphäre. Es ist ein Ort der Stille und der Ruhe.

Das Kloster

selbst findet erstmals seine urkundliche Nennung im Jahre 1415 und wurde einst von der mächtigen Familie Kaniszai gegründet, die auch Eisenstadt im 14.Jhd. grundherrliches Stadtrecht gab. Während der Türkenbelagerung im 16.Jhd. verliesen die Franziskaner vermutlich ihr Kloster. Bei ihrer Rückkehr fanden die Mönche keinen geeigneten Unterschlupf  mehr. Erst 100 Jahre später und dank Graf Nikolaus Esterházy, konnten die Ordensbrüder wieder in ihr Eisenstädter Kloster zurückkehren. Am 9.November 1630 wurde die unter Esterházy neuaufgebaute und renovierte Franziskanerstätte als Klosterkirche zum hl. Michael geweiht.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte erhielt das Franziskanerkloster immer wieder reiche Förderung durch die Familie Esterházy, die nicht unweit der Kirche ihre Hauptresidenz im Schloss Esterházy hatte. Tatsächlich ist es auch so, daß überall in der Kirche und auch im Kloster ein großer Dank an die fürstliche Familie allgegenwärtig ist. So z.B. durch aufwendig gearbeitete fürstliche oder auch gräfliche Allianzwappen des Fürstenhauses oder auch schön gestaltete Inschriften. Es gibt aber auch noch einen ganz bestimmten Teil des Klosters, welcher der fürstlichen Familie ganz besonders gewidmet ist, ja die Esterhazys sind Teil des Klosters, denn seit 1705 befindet sich dort die Familiengruft der Fürsten Esterházy.

Die Gruft liegt übrigens genau unter dem Schlafgemach von Pater Michael, der die Räumlichkeiten, die einst schon Graf Nikolaus Esterházy zu besuchen pflegte – um sich zurückzuziehen – eigens wieder hergerichtet hat.

Wieder einmal ein besonderer Ort, dem man besondere Beachtung schenken sollte – ein Geschenk, nicht nur zur Weihnachtszeit.

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