Gestern Schlagerstars, heute Italostars – und weiter geht’s mit den Sommermusikfesten auf der Seebühne in Mörbisch. Eine „Italienische Nacht“ am Neusiedlersee, das ist mal was anderes, das könnte wirklich toll werden… könnte!
Die meisten Italo-Fans hatten an diesem Abend so ziemlich die gleiche Idee, nämlich gut eine Stunde vor Konzertbeginn da zu sein, damit man noch einen Lambrusco zu einem leckeren Bruschetta geniessen kann, vielleicht gibt es ja auch luftgetrockneten italienischen Schinken, einfach ideal zum Wetter und super zur Einstimmung auf die italienischen Hits, die dann gleich kommen würden. Allerdings waren da nur die normalen Standeln anzufinden mit dem Üblichen eben, also weisser Spritzer, Bier und co. Das Speisenangebot reichte von Fleckern über Wurstsemmeln, und die Garnierung war überfordertes, entnervtes Service-Personal. Ah, ist das jetzt vielleicht doch ein Lambrusco? Nein, nur ein Glas „Seravino“, der eisgekühlt serviert wurde.
Francesco Napoli, der übrigens allein schon mit seinem eleganten Style, also weisse Hose, schwarzes Hemd, weisser Schal, italienisches Flair rüberbrachte und bekannt ist mit Hits wie „Balla Balla“, eröffnet dann den Abend mit typisch italienischem Charme, Witz und Leichtigkeit. Als der kleine, grosse Musiker dann die Wasserbarriere zwischen Bühne und Publikum kurzerhand überwunden hat, war es um letzteres geschehen und die Stimmung schon mal da an diesem heissen Sommerabend. Der folgende Auftritt des „Moderators“, holt einen dann allerdings ziemlich schnell wieder aus Italien zurück auf den burgenländischen Boden.
Es geht dann auch gleich, nennen wir es mal neo-italienisch, weiter in Sachen Musik, und zwar mit einem Duett names „Duel“, bestehend aus zwei weiblichen Erscheinungen in schwarz und weiss, jede mit eigenem Piano. Auf Francesco Napoli folgend ist das Programm der beiden italienischen Grazien schon etwas heftig und das Publikum muss das erst einmal verkraften.
Dann „Appassionante“, drei anmutige Sopranistinnen bringen eine Mischung aus Opernarie und moderner Popmusik. Jede der jungen Frauen hätte locker ungeprobt im Römersteinbruch mitsingen können, doch nur weil es sich hier um eine Operettenbühne handelt, wirken die drei wirklich tollen Sängerinnen etwas eingeklemmt zwischen Richi e Poveri und Umberto Tozzi. Die Unzufriedenheit des Publikums macht sich dann auch in dem bemerkbar, daß ein ständiges Kommen und Gehen ist -vor allem zum Weinstand. Diese Unruhe herrscht den ganzen Abend über und ist nicht nur äußerst störend, für diejenigen im Publikum, die das Programm wirklich interessiert, sondern vor allem auch für die Künstler auf der Bühne.
Wahrscheinlich gab es aufgrund des eh‘ schon ständigen Getränkekonsums der Gäste deshalb auch nur 10 Minuten Pause, nachdem der schreckliche Moderator den Namen des wohl bekanntesten Trios Italiens nun schon zum 20. Mal falsch angesagt hat: Nein, es heißt nicht „Ritschi e Poveri“sondern „Ricchi e Poveri“ , Mensch! Und die heizten dann auch nach der Minipause dem Publikum megamässig ein. Wow, das ist Italien, wie es leibt und lebt und wie wir es kennen!
Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, macht mit dem Moderator während der etwas langen Bühnenumbauphase wieder eine kleine Kellerfahrt und der Star des Abends, Umberto Tozzi mit Band (!), läuft ein im Scheinwerferlicht. Und Umberto versucht das Publikum zu rocken. Allerdings ist es dem Star auf seinem Gesicht abzulesen, bzw. Stirnrunzeln, Ausstausch von Blicken mit seiner Band und Schmunzeln, daß er es hier mit einem sehr gemischten Publikum zu tun hat, noch dazu auf einer Operettenbühne. Ein Kommentar hinter uns“ so a fades Publikum hab ich überhaupt noch nie erlebt!“ Es gelingt dem Italostar dann aber doch noch, ansatzweise mit seinen bekannten Hits, also „Ti Amo“ oder „Gloria“ die Leute mitzureissen.
Fazit: Wie schon am vorigen Abend war das Programm viel zu lange, hier wäre weniger mehr gewesen, vor allem in der Zusammensetzung und dem Aufbau. Bei einem italienischen Fest, wie der Name schon sagt, hat sich das Publikum augenscheinlich etwas anderes erwartet. Das ist vor allem schade für die Musiker und Künstler, die waren nämlich wirklich authentisch. Das italienische Flair hat komplett gefehlt, sei es von der Gastronomie her oder aber auch von gewissen Effekten oder Pausenfüllern, man denke an einen einfachen italienischen Eisverkäufer, der mit seinem „Gelati“ durchs Publikum fährt usw. Der Moderator – kein weiterer Kommentar.
Keine gute stimmung !
ich war ebenfalls beim italienischen abend in mörbisch. ihr hättet die
kritik nicht besser treffen können.
Es ist halt echt schade drum um das Fest, es hätte bestimmt gut werden können. Vielleicht kann das ja nächstes Jahr nochmals unter anderen Umständen klappen ; ). Gebe die Hoffnung nicht auf für una festa/notte italiana made im Burgenland…
Der Beschreibung von „Melinda“ kann ich voll zustimmen! Francesco Napoli oder Ricchi e Poveri haben sich um das Publikum noch sehr bemüht. Umberto Tozzi, obwohl ich ein großer Fan von ihm bin, hatte seine Show nur „runtergespüllt“. Vielleicht ist die Bühne, die so weg vom Publikum ist und die Künstler nicht näher ans Publikum können (oder umgekehrt), nicht wirklich für Rockbands optimal. Und der „Moderator“ war wirklich eine Zumutung und eine Frechheit!!! Sowohl von seinem Gelabere her als auch von seiner Erscheinung her. Ich frage mich wirklich, wer so etwas zulässt?