Weihnachten global: Was wir von anderen Traditionen lernen können

Weihnachten ohne Einkaufsstress? Ohne Geschenkpapier-Lawine? Was für viele unvorstellbar klingt, ist in einigen Ländern Tradition. Während hierzulande Christkindlmärkte funkeln und Wunschlisten länger werden, setzen andere Kulturen auf Rituale, die nicht das Schenken, sondern das Zusammensein in den Mittelpunkt rücken. Ein Blick über die Grenzen zeigt: Es geht auch anders – ruhiger, menschlicher, überraschend modern.

In Mexiko eröffnet die Saison mit dem „Posadas“-Brauchtum. Neun Abende lang ziehen Familien und Nachbarn singend von Haus zu Haus. Keine Pakete, keine Pflichtgeschenke – dafür gemeinsames Essen, Kerzenlicht und ein Moment, in dem Fremde zu Freunden werden. Der Gedanke dahinter ist älter als jede Shoppingtradition: ein Gefühl von Schutz und Gemeinschaft.

Weiter nördlich, in Lettland, spielen Masken eine Hauptrolle. Die Tradition „Mummers“ verwandelt Dorfbewohner in mythische Figuren, die von Tür zu Tür ziehen. Es wird getanzt, gerätselt, gescherzt. Der Sinn: das Böse abschütteln, das Jahr abgeschlossen hinter sich lassen. Ein Ritual, das mehr mit mentalem Frühjahrsputz zu tun hat als mit Konsum.

In Japan wiederum ist Weihnachten kein religiöser Höhepunkt, sondern ein Fest der Nähe – eher Valentinstag als Heiligabend. Statt Pakete auszupacken, sitzen Paare bei einem gemeinsamen Essen. Und ja: die berühmte KFC-Tradition gehört dazu. Ein Eimer Fried Chicken als Festmahl? Klingt skurril, ist aber ein Symbol für entspannten Alltag statt Überfrachtung.

Richtung Süden, in Argentinien, rückt die Familie ins Zentrum. Dort gilt: Wer Streit hat, klärt ihn vor Weihnachten. Harmonie ist Pflichtprogramm. Man trifft sich, isst, redet – und das oft unter freiem Himmel. Der 24. Dezember ist weniger Bescherung, mehr Versöhnungsfest.

In Island lebt ein alter Brauch weiter: „Jólabókaflód“, die Flut der Bücher. Menschen schenken sich – doch nicht Geräte, nicht Schmuck, sondern Literatur. Der 24. endet traditionell lesend im Bett. Ein Fest, das ganz ohne Überforderung auskommt und eher an eine stille Nacht als an einen Konsumrausch erinnert.

Und dann wäre da noch Portugal, wo beim „Madeiro“ Holzstämme in der Dorfmitte brennen. Jung und Alt treffen sich ums Feuer – ein archaisches, fast meditativen Ritual. Die Wärme zählt, nicht das Warenhaus.

All diese Beispiele zeigen: Weihnachten ist weltweit weit mehr als der Wettlauf um Geschenke. In vielen Ländern geht es um Nähe, Reinigung, Achtsamkeit, Wärme. Und vielleicht ist genau das der Reiz: Rituale, die nicht kaufen, sondern berühren. (Quelle BBC)

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*