Budapester Flohmärkte

Wenn die ersten Krokusse sprießen und die Tage wieder länger und vor allem wärmer werden, kurzum wenn Ostern vor der Tür steht, dann sperren auch die ersten Flohmärkte wieder auf. Aber so richtig interessant sind ja immer die Märkte anderer Länder. Da schauen wir doch glatt mal Richtung Ungarn, und zwar in seine Hauptstadt: Antike und skurrile Möbelstücke, alte Schallplatten, Wehrmachtsuniformen, Orden und Parteiausweise aus der Kádárzeit, Kleidung und Ramsch aller Art. Hier sind Flohmärkte wie Warenlager der Landesgeschichte, quasi das Abhollager für Nostalgiker, Sammler und Gelegenheitsjäger. Wir stellen Ihnen die beliebtesten vier Trödelmärkte von Budapest vor.

Bolhaplaota – Kitsch und Kunst

Der Bolhapalota, wörtlich Flohpalast, ist eine originelle Mischung aus Flohmarkt und Galerie. Erst im Juli 2011  aus einer ungarisch-holländischen Kooperation entstanden, gehört er bereits zu einer Touristenattraktion.

In einem großen Raum werden in Regalen und Glasvitrinen vielerlei Krimskrams, Raritäten sowie Schmuckstücke, aber auch Kleidung von ungarischen Designern angeboten. Man findet beispielsweise Nazi-Orden, die anderswo verboten sind, oder auch Wehrmachtshelme, die bedenkenlos neben Beatles-Platten platziert werden, Turtles-Figuren, aus Gabeln gefertigte Armreifen, Che’s Tagebuch, alte Forintscheine und auch alte Ausgaben der Zeitung Népszabadság (wörtlich „Volksfreiheit“), die größte Tageszeitung Ungarns. Die Besitzer vom Bolhaplaota, Ádám Szabó und Judeus von Soest, sind für einen Plausch gerne zu haben und weisen auch auf Besonderheiten hin. So können Anbieter ganze Regalmeter oder nur ein paar Kleiderhaken wochen- oder monatsweise anmieten und ihre Waren dort in Kommission verkaufen lassen. Der „Palota“ ist einen Besuch wert, obwohl er vergleichsweise eher überschaubar ist.

Bolhapalota, Anker Köz 2-4, 1061 Budapest
Öffnungszeiten: Mo – Sa 11 – 19 Uhr
www.bolhapalota.net

Terézvarosi – Jedes Zimmer eine andere kleine Welt

Der Terézvaroser Flohmarkt liegt nur 5 Gehminuten vom „Bolhapalota“ entfernt, an der Ecke Dessewffy utca / Bajcsy Zsilinszky utca. Man betritt den Flohmarkt über ein italienisches Restaurant und geht dann in den ersten Stock eines Hundert Jahre alten Gebäudes. Dort ist nahezu die gesamte Etage von 50 Ausstellern in ca. 20 Räumen belegt. Jeder Raum hat ein anderes Flair – und andere Verkäufer. Von der alten Dame, die neben Messern und Haushaltswaren auch Pornos, Jägerliteratur und Fetisch-Bücher auf deutsch verkauft, bis zu dem fast zu sehr zuvorkommenden älteren Herrn, bei dem man unter anderem deutsch-ungarische Wörterbücher oder Jacken kaufen kann. Der Eindruck ist hier ganz anders als beim Palota, manche Räume erinnern an das Zuhause eines Messies, andere sind wohlgeordnet.

Terézvárosi Bolhapiac , Dessewffy utca 2, 1066 Budapest
Öffnungszeiten: Sa 11.00-17.00
facebook.com/terezvarosibolhapiac

Pecsa – Ein Riese im Stadtpark

Im Stadtpark kann man sich am Wochenende noch an eine weitere Flohmarkterfahrung wagen. Der dortige Pecsa-Wochenendflohmarkt ist größer, chaotischer, unpersönlicher als die oben genannten, aber man findet hier natürlich auch so allerlei Krimskrams. In einem alten Freilufttheater gelegen, bietet der Pecsa viel Platz für Händler und Besucher. Die Nähe von Széchenyi-Bad, Heldenplatz, Stadtwäldchen, Zirkus und Zoo zwingt geradezu zu einem Familienausflug. Auch hier findet sich die übliche Mischung aus Klamotten, Büchern, CD’s, Bildern, Schallplatten, Memorablia.

Pecsa, Zichy Mihály utca, 1146 Budapest
Öffnungszeiten: Sa. und So. 8 – 14

Ecseri – Der Touristenmagnet

Der „Geheimtipp“ schlechthin ist der in der Budapester Peripherie gelegene Ecserimarkt. Er wird als größter seiner Art in Mitteleuropa angepriesen und macht an manchen Ecken den Eindruck als hätte das Frachtflugzeug des einstigen Politbüros auf der Flucht seine Ladung verloren. An allen Ecken und Enden wird man an die Kádárzeit erinnert, manche behaupten ja, dazu braucht man sich heute gar nicht mehr aus dem Zentrum bewegen.

Ob sich zwischen all dem Ramsch noch wertvolle Dinge finden lassen, kann jeder, der etwas Zeit zum Stöbern mitbringt, selbst herausfinden. Vor allem die Wochenenden weisen eine hohe Händlerdichte auf. Neben den endlosen Fetischen des Gulaschkommunismus‘ finden sich auch Fotos, die Familiengeschichten andeuten. Natürlich unvemeidlich – der Nazitrödel. Alte Möbel gibt es in Hülle und Fülle, früher konnte man hier – geschulter Blick vorausgesetzt – noch echte Schnäppchen machen. Doch die Zeit ist längst vorbei, die Händler riechen die westlichen Einkäufer förmlich, was die Preise steigen lässt. Handeln ist erwünscht.

Am einfachsten kann der Ecseri mit den Buslinien 54/55 erreicht werden.

Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 8-16 Uhr, Sa: 8-15 Uhr, So: 8-15 Uhr.
Használtcikk-piac (Ecseri bolhapiac) Nagykorösi út, 1194. Budapest
www.ecseripiac-budapest.hu

Quelle: Pester Loyd, Autoren: al, pk

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