Ein Gruß, der bleibt: Die stille Renaissance der Weihnachtskarte

Es sind drei Sekunden: Handy zücken, Emoji auswählen, „Frohes Fest“ eintippen – fertig. Weihnachten per WhatsApp, Mail oder Insta-Story. Schnell, praktisch, gefühlsneutral. Und genau deshalb spüren viele: Da fehlt etwas. Eine Postkarte dagegen wirkt heute wie ein kleiner Aufstand gegen die Rastlosigkeit. Ein Stück Papier, das sagt: „Ich hab mir Zeit genommen.“

Wer eine Weihnachtskarte schreibt, entscheidet sich bewusst für Langsamkeit. Für Handschrift statt Autokorrektur. Für ein paar Zeilen, die nicht durchs Display rauschen. Eine Karte bleibt liegen – am Kühlschrank, am Regal, in der Lade. Sie begleitet den ganzen Winter. Ein digitaler Gruß verschwindet dagegen zwischen Lieferbestätigungen und Katzenvideos.

Dazu kommt: Menschen merken, wenn man sich Mühe gibt. Eine Karte zeigt Haltung. Sie riecht nach Holz, Druckfarbe, vielleicht sogar nach einem Hauch Glühwein, wenn man sie spätabends ausfüllt. Sie reist durch Schnee, Regen und Sortieranlagen und landet schließlich in einem Wohnzimmer, wo sie jemanden tatsächlich berührt. Kein Algorithmus, kein „gesehen um 17:43“, sondern echte Nähe.

Es geht dabei nicht um Nostalgie. Eher um Balance. Gerade jetzt, wo jeder ständig erreichbar ist, hat eine Postkarte etwas Befreiendes. Sie fordert nichts zurück. Kein sofortiges Antworten, kein rotes Nachrichtensymbol, das drängt. Sie kommt an – und das genügt.

Und dann ist da dieser Moment: Der Empfänger dreht die Karte um, liest den eigenen Namen, die wenigen Zeilen. Vielleicht nur ein Satz. Vielleicht auch zwei. Und plötzlich ist Weihnachten wieder ein persönliches Fest – kein Massenversand.

Also ja: Schicken wir heuer eine Karte. Nicht weil es früher besser war. Sondern weil etwas Echtes immer noch gut tut.

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