Kranich-Wahnsinn in Hortobágy: Vogelpaparazzi auf der Jagd nach dem perfekten Schnappschuss!

In der weiten Ebene Ostungarns liegt ein Ort, der die Aufmerksamkeit von Naturliebhabern aus aller Welt auf sich zieht. Hortobágy, ein bescheidenes Dorf mit nur wenigen Einwohnern, ist das Tor zu einem der beeindruckendsten Naturschauspiele Europas – dem spektakulären Vogelzug der Kraniche auf ihrem Weg in die Winterquartiere (alle Fotos © Hans Wetzelsdorfer BILDRECHT Wien).

Die jährliche Invasion der gefiederten Supermodels läuft bereits auf Hochtouren. Bis zu 150.000 Kraniche machen im Oktober Zwischenstopp im ungarischen Hortobágy-Nationalpark. Und mit ihnen kommt eine beträchtliche Anzahl von Vogelfreaks aus aller Herren Länder, bewaffnet mit Ferngläsern und Teleobjektiven, die länger sind als ihre Arme.

Auf der Suche nach dem geheimen Kranich-Hotspot

von links: Fred Schiffer und Profifotograf und Künstler Hans Wetzelsdorfer Bild © Hans Wetzelsdorfer

Unser furchtloses Reporter-Duo, bestehend aus dem Kunst-Fotografen Hans Wetzelsdorfer und Videoblogger Fred Schiffer, machen sich auf die Pirsch nach den begehrten Vögeln. Erster Stopp: Das Infocenter des Nationalparks. Für schlappe 5000 Forint (das sind ungefähr 13 Euro, Leute!) gibt es eine Landkarte mit zwei angeblichen Hotspots und den Eintritt in den Nemzeti Park. Doch statt Kranichen erstmal lange Gesichter: Am ersten Abend an einem Teich in der Nähe von Balmazújváros ziehen die langbeinigen Vögel mit den roten Mützen nur als winzige Pünktchen am Horizont vorbei. „Das war wohl nix“, seufzt Hans enttäuscht. Einfach am falschen Ort gewesen.

Frühaufsteher-Frust und nasse Füße

Am nächsten Morgen dann der Schock: Wecker um 4:30 Uhr, Ankunft im Hortobágy-Nationalpark um 5 Uhr, zwei Stunden laufen. Die Sonne war schon aufgegangen – und von Kranichen weit und breit keine Spur! Stattdessen nasse Füße und Langeweile auf dem Aussichtsturm. „Wo sind die Kraniche, weder das markante Geschrei zu hören noch irgendeine Formation am Himmel zu sehen“, jammert Fred. „Das war schon wieder ein Schuss in den Ofen.“

Der Geheimtipp, der keiner mehr ist

Erst ein Insider-Tipp eines erfahrenen Birdwatchers bringt die Wende: Am Abend geht es wieder nach Balmazújváros. Diesmal an eine andere Lacke, etwa 6 Kilometer außerhalb des Dorfes. Und plötzlich kommen sie: Von allen Richtungen Tausende, nein, Zehntausende Kraniche am Himmel! Allerdings sind wir nicht die Einzigen, die ein wahnsinnig tolles Foto schießen wollen. Drei Autobusse voll von Studenten, Schülern, Senioren fanden ebenfalls den Weg hierher. Und, der clevere Ranger verlangt 5000 Forint Eintritt für seinen Turm! Unser Duo verzichtet an diesem Abend und genießt stattdessen die tiefstehende Sonne und den aufgehenden Super-Vollmond sowie das Kranich-Spektakel von der Wiese aus.

Massenandrang und ohrenbetäubender Lärm

Am nächsten Morgen dann der Schock: Der Geheimtipp ist längst keiner mehr. Autos verstopfen den schmalen Feldweg. Auf dem Turm herrscht Gedränge wie beim Oktoberfest. Dafür bietet sich ein unvergessliches Schauspiel: Tausende Kraniche stehen im Sumpf, ihr Geschrei lauter als 10 Düsenjets.

Wieder zu Hause lassen Hans und Fred dieses einmalige Erlebnis Revue passieren und können es immer noch nicht fassen: „Ich war etwas irritiert beim Aussteigen vom Auto, es war so laut, als wären 10 Lokomotiven in den Sumpf gefahren“, staunt Fred und Hans fügt begeistert hinzu: „Ich höre nach 3 Tagen immer noch das Geräusch!“

Fazit: Ein unvergessliches Naturspektakel

Trotz Massenandrang und Kommerz: Das Naturspektakel begeistert alle. Selbst erfahrene „Kranich-Stalker“ sind überwältigt. Unser Tipp für alle Kranich-Fans: Zum richtigen Zeitpunkt anreisen, Geduld mitbringen und Augen und Ohren offen halten! Und denkt dran, liebe Leser: Kraniche mögen’s anders. Wo sie heute sind, können sie morgen schon wieder weg sein. Aber eins ist sicher: Das Spektakel in Hortobágy ist jedes Jahr aufs Neue ein Muss für jeden Vogelfreund!

Info: Der Hortobágy-Nationalpark, Ungarns erster und größter Nationalpark, erstreckt sich über 82.000 Hektar und beherbergt die größte zusammenhängende Grassteppe Mitteleuropas. Diese weite, offene Landschaft, geprägt von salzhaltigen Wiesen, Weiden und Feuchtgebieten, ist ein Paradies für eine Vielzahl von Tierarten.

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