Burgenland macht „Blau“

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Wenn man zum ersten Mal ins Burgenland kommt und man verbringt zum Beispiel einen Abend beim gemütlichen Heurigen, dann fällt ein bestimmtes Detail an der Einrichtung einfach auf: ein wunderhübsches, indigoblaues Kissen mit kleinen, weißen Blümchen, Punkten, feinen Streifen oder auch einer bunten Mischung à la Patchwork. Und, oh ja spätestens jetzt sieht man´s – das ist handgemacht! Und man stellt sich vor, es wäre doch toll wenn man den Lieben zu Hause ein Accessoire von diesem schönen Stoff mitbringen könnte. Doch wo bekommt man das?

Im Mittelburgenland, genauer gesagt in einem Ort namens Steinberg-Dörfl gibt es noch eine sogenannte Blaudruckerei, und es ist tatsächlich eine der letzten Manufakturen dieser Art in Europa. Wir haben den Familienbetrieb besucht und waren wirklich beeindruckt von dieser tollen alteinhergebrachten Technik, welche in diesem Betrieb steckt und solch tolle Stoffe produziert. Josef Koo, der Betreiber, und seine Familie haben uns ganz herzlich empfangen und uns genau gezeigt wie das Muster auf den Stoff kommt, die prägnante Indigofarbe entsteht und wie das Produkt dann vollendet wird.

Doch das ist keine Sache von 1-2 Stunden, denn nach dem Bedrucken müssen die Stoffe ( Leinen, Baumwolle, Seide ) ca. drei Wochen trocknen, ehe es ans Färben geht. Bei der Technik handelt es sich um eine aussparende Musterung auf nachträglich gefärbtem Stoff. Man stelle sich also einen blauen Stoff vor, auf dem z.B. weiße Blumen sind. Die Blumen werden nicht mit weißer Farbe aufgedruckt, sondern der Stoff wird blau gefärbt. Die Blumen werden sichtbar, weil der Stoff an diesen Stellen zuvor mit einer Masse, Papp genannt, bedruckt wird. Die Farbannahme des Stoffes wird durch den Papp verhindert und übrig bleiben dann die weißen Blumen.

Die Model oder auch Druckstempel von denen die tollen Muster gemacht werden sind teilweise über 200 Jahre alt und aus Birnen-oder Lindenholz geschnitzt. Mit dem Papp auf dem Model wird auf den Stoff gedruckt, um bestimmte Stellen vor der blauen Farbe zu schützen- soviel zur Technik. Lange Zeit die Kunst der armen Leute, erlebt der Blaudruck heute wieder eine Renaissance.

Das Handwerk und seine Individiualität sind wieder gefragt, und darüber freut sich die Familie. Und das Sortiment der Blaudruckprodukte ist enorm und total verspielt: neben Traditionellem wie Tischwäsche, Kissen und genialen Wendeschürzen mit Doppeldruck und „Flexiband“, gibt es auch die stylischen T-Shirts, wobei jedes Teil ein Unikat ist, Wickelkleider, maßgeschneiderte Hemden, sowie Seidentücher, Henkeltaschen im 70-er Jahre Stil und auch Mitbringsel wie Geschenkkarten und handgebundene Notizbücher.

Doch egal welches Kunstwerk man betrachtet, man sieht, es wurde mit viel Liebe gefertigt !

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