Der Kopf des Joseph H.

…. oder Haydn und die Frauen. Das würde eigentlich ganz gut als Untertitel zu Michael Korths Stück passen, das vergangenen Montag seine Premiere vor der einzigartigen Kulisse des Schloss Kobersdorf feierte.

Die wichtigsten Stars und Sternchen des Burgenlands waren zu Gast, aber auch die High Society aus Wien ließ es sich nicht nehmen sich anschauen zu lassen, wie z.B. Herr Lugner. Kaum hat das Bühnenwerk dann begonnen, fielen auch schon die ersten Tropfen vom Himmel, ausgerechnet zur Premiere. Doch der „Papa“ hat’s gut gemeint und ließ seine Schäfchen unter freiem Himmel dann doch im Trockenen sitzen, zumindest während der Aufführung, also außerhalb der Pausen.

Das Stück selbst ist ein Zusammenschnitt aus Haydn’s Biographie, die verschiedenen Stationen in seinem Leben, und übrigens auch nach seinem Tod, es zeigt ihn in jungen Jahren, als alten Herrn, wobei da natürlich die Perücke eine entscheidende Rolle spielt. Und es hinterleuchtet 3 ganz entscheidende Vorlieben oder auch Laster in Haydn’s Leben, wie man’s nimmt : die Musik, der Fürst und die Frauen.

Die Aufgabe dieser Geschichte ist eigentlich Haydn von seiner anderen Seite zu zeigen, mit (all‘) seinen Frauengeschichten, für die er nicht unbedingt bekannt ist, seine Beziehung zum Fürsten und natürlich die Kreativität in seiner schöpferischen Musik – diese 3 großen Themen in seinem Leben werden auch miteinander in Beziehung gebracht. Dabei werden die schönsten und auch bedeutendsten Musikwerke des Komponisten immer wieder zur jeweiligen Lebenssituation dargestellt und sprechen somit für sich selbst, was übrigens eine ganz gute Wirkung auf das Publikum erzielt, denn man lernt zum einen Haydn’s Musik kennen und kann sie zum anderen somit auch begreifen.

Zerstreut wird die Handlung immer wieder durch salopp ausgedrückt diverse „Showeinlagen“, sei es von einem kleinen barocken Balettensemble, Tanzszenen der Darsteller selbst und Gesangseinlagen vor allem von den Darstellerinnen, die zur Überraschung des Publikums zum Teil regelrechte Opernarien hinlegten, was dann auch von Applaus belohnt wurde – so z.B. verdienterweise bei Eva Maria Marold.

Wolfgang Böck überrascht mit einer außergewöhnlichen Doppel-Rolle. Spielt er doch zum einen den mürrisch-komischen, ewig schlecht gelaunten und teilweise auch brutalen Charakter, für den wir ihn alle lieben, hier alias Johann Keller, und zum anderen aber auch den eingebildeten, arroganten und geschwollenen Fürst Esterházy, der seine Spielchen mit Joseph Haydn treibt.

Für Haydn-Kenner ist dieses Bühnenwerk mit Sicherheit eine komische und unterhaltende Interpretation, allerdings kommt das Stück bei demjenigen Besucher noch besser an, der Haydn’s Geschichte nicht kennt und somit weniger voreingenommen ist.

Das Genie Joseph Haydn, letztendlich ist alles reine Kopfsache.

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