Wer jetzt gerade in Sopron am Várkerület (Grabenrunde) spazieren geht, dem fällt sicher die riesige Baustelle im sogenannten Burgviertel auf. Man könnte meinen halb Sopron wird da gerade umgekrempelt. Doch beim näheren Hinsehen kann man schon erkennen, daß da was ziemlich tolles entstehen könnte, wenn es fertig wird. Hier und da sieht man schon Sitzgelegenheiten, moderne Holzelemente schmücken den neuen Fußgängerweg, es wird Radwege geben, neue Grünflächen sind geplant und insgesamt soll ein großer schöner Platz entstehen – teilweise verkehrsberuhigt.
Und siehe da, obwohl die Straße noch nicht fertig ist, kommen die schönen Fassaden der alt ehrwürdigen barocken Bürgerhäuser viel besser zur Geltung. Plötzlich fallen einem Kleinode, liebe Details aus der Vergangenheit und vor allem Gebäude auf, die man scheinbar vorher noch nie gesehen hat. Da wäre zum Beispiel die sogenannte Löwen Apotheke, die ihren Namen nicht von ungefähr hat. Tatsächlich ist das Gebäude an der Várkerület Nr. 29 aus dem Jahre 1623, wie außen auch geschrieben steht.
Das alte Haus hat wohl eine der auffälligsten und schönsten Fassaden von ganz Sopron. Hier gibt es ganz viel zu entdecken. Allen voran den großen Löwen, der sich wie ein Mosaik aus lauter glatten Kacheln zusammensetzt mit exotischer Landschaft im Hintergrund. Der Löwe nimmt etwa ein Drittel der Außenwand ein und thront in der Mitte des Hauses. Links und rechts von ihm stehen auffällige Säulen mit erhabenem Dekor, verziert mit bunten Blumenranken und üppigem Pflanzendekor. Das Überbleibsel einer aufwendigen Architekturkeramik, der sogenannten Zsolnay-Keramik. Eine renommierte Manufaktur, gegründet 1853 in Pécs (Fünfkirchen) von Vilmos Zsolnay. Daher kann man beim Löwenmotiv auch unten links die 5 Kirchen entdecken. Diese Gebäudekeramik ist Ausdrucksform des ungarischen Jugendstils und damaligen Zeitgeist des 19. Jahrhunderts. Hinzu kommt das hochwertige Material, denn wie man sieht, ist alles noch wunderbar erhalten geblieben. Schön, dies in Sopron zu entdecken. Im Inneren treffen wir auf die typischen Apothekerschränke mit vielen kleinen Schubladen und lateinischen Bezeichnungen. Mittendrin die nette Apothekerin: „Ja, ein paar Jahre haben wir noch, dann können wir 400 Jahre feiern!“
Ein Teil der Soproner Innenstadt soll übrigens noch in der Vorweihnachtszeit fertig gestellt werden. Schließlich soll hier der Adventmarkt stattfinden.