Die Nonne und ihre Heimatbilder

Wenn Jugendliche sich heutzutage eine Kunstausstellung ansehen und dann auch noch Gefallen dran finden, dann will das schon was heißen. Dieses Phänomen lässt sich momentan in der Landesgalerie Burgenland in Eisenstadt mit Vergnügen beobachten. Bei der anziehenden Künstlerin der momentanen Sonderausstellung handelt es sich um keine geringere als um die Ordensschwester Elfriede Ettl.

Man identifiziert sich mit ihren Bildern.
Es ist Heimat.

Ettl Ausstellung
SchülerInnen der Neuen Mittelschule Theresianum Eisenstadt

Die Faszination, die von ihren Bildern ausgeht hat mehrere Gründe. Zum einen sind es die Motive, die Elfriede Ettl für ihre Bilder wählt. Es sind Dinge, die man kennt als Burgenländer. Zum Beispiel die Basilika in Frauenkirchen, ihrer Heimatgemeinde, oder die Burg Güssing; dann ein wenig spezieller der Taubenkobel der Cselley Mühle in Oslip; Tschardaken. Man identifiziert sich mit ihren Bildern. Es ist Heimat. Man mag auch die Menschen auf ihren Bildern, denn es sind die Leute aus dem Dorf ein paar Kilometer weiter oder Flohmarktverkäufer; sie liebte Flohmärkte, die Stimmung und die Menschen dort. All‘ dies malte sie hauptsächlich als Aquarelle, mit einem Reichtum an Formen und Farben. Doch dann überrascht Ettl die Betrachter ihrer Kunst mit einem völlig anderen Stil: dem Fotorealismus.

Hier zeigt sie im Vergleich großflächige Arbeiten wie etwa den Tanzschuh der Fanny Elßler oder einen Ausschnitt des Gemäldes „Cristo in scorto“, das außergewöhnlichste Werk des italienischen Renaissancemalers Andrea Mantegna. Es sind also nicht nur die verschiedenen Motive in Ettls Fülle an Werken, die beeindrucken, sondern auch ihre verschiedenen Stile und unterschiedlichen Techniken, die sie anwendet. Das macht sie als Künstlerin so interessant. Und als Mensch. Denn das außergewöhnliche an Elfriede Ettl ist, daß sie sich als Ordensschwester so intensiv der Malerei widmete und, daß solche Kunstwerke entstanden. Das erwartet man einfach nicht. Das macht sie so faszinierend. Dabei ist sie durch ihre Weiterentwicklung in der Ausdrucksweise ihrer Kunst auch nahe am Zeitgeist. Das spürt auch die heutige Generation.

Eine Ordensschwester als anerkannte Malerin

Begleitend zur Ausstellung gibt es auch einen Film, der die Künstlerin noch zu ihren Lebzeiten zeigt. Schwester Ettl erzählt in diesem Film unter anderem von ihrem Leben, aber auch über die Wahl ihrer Motive und was sie zu der Kunst bewegte. Hier an dieser Stelle eine kleine Anekdote zu diesem Film:

Während der Filmbeitrag in Endlosschleife läuft, betrachte ich zufällig durch den Spalt des Vorhangs, der den Hörraum von der Galerie ein wenig abtrennt, eine Gruppe junger Leute. Mit ihren schwarzen Lederjacken, Totenkopf auf dem Rücken und Irokesenhaarschnitt sehen sie gebannt auf die Leinwand und damit Schwester Ettl, wie sie inmitten einer saftig grünen Wiese auf ihrem kleinen Klapphocker sitzt, den Malpinsel in die Farben ihres Malkastens tunkt und ein Bild malt. Am Ende des Beitrags schenkt das Jungvolk der Künstlerin einen anerkennenden Applaus.       

Dauer der Ausstellung: 16. Jänner bis 9. März 2014
Eintritt frei! Weitere Informationen und Kontakt

Schwester Elfriede Ettl wurde am 28. Februar 1914 in Frauenkirchen als Theresia Ettl geboren. Mit 19 Jahren trat sie der Kongregation der Schwestern des Göttlichen Erlösers bei. Sie studierte an der Akademie für Bildende Künste in Budapest (1940 bis 1945). Zweimal nahm sie an Oskar Kokoschkas Internationaler Sommerakademie in Salzburg teil, was die Richtung ihres Schaffen entscheidend lenkte. Unter anderem war sie als Kunsterzieherin im Theresianum in Eisenstadt tätig. Die Landesgalerie widmet ihre Sonderausstellung „Bruder Pinsel, Schwester Farbe“ dem 100. Geburtstag dieser Ausnahmekünstlerin aus dem Burgenland.

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