Eine 1000 jährige Geschichte, das Herz des letzten österreichischen Kronprinzen und Lavendel so weit das Auge reicht. Dies sind nur ein paar der wichtigsten Highlights, die es in Pannonhalma, genauer gesagt in der Erzabtei der Benediktiner von Pannonhalma zu entdecken gibt. Auch heute noch wird das Kloster von Benediktinermönchen bewohnt und bewirtschaftet. Man kann nicht nur die Abtei und die Gärten, sowie das Arboretum besichtigen, es gibt auch das ganze Jahr über Veranstaltungen. Ein Ausflug hierher lohnt sich immer.
Dabei ist der Ort in Ungarn gerade mal 1,5 Stunden Fahrzeit von der ostösterreichischen Grenze entfernt und man muss nicht mal auf die Autobahn (M1), sondern kann auch die Nebenstrasse parallel dazu bis Györ nehmen, spart sich also die ungarische Vignette. In Györ dann am besten den Routenplaner bis Pannonhalma einschalten und schon ist man da.
Schon von weitem sieht man die Abtei, die eindrucksvoll auf dem Burgberg, dem Martinsberg thront. Zu ihren Füssen liegt ein Kräutergarten mit weitläufigen Lavendelfeldern, so daß man im Sommer zur Lavendelernte meinen könnte, man befindet sich nicht in Ungarn sondern im französischen Grasse! Hier gibt es Vorträge, Kostproben der Benediktinerprodukte und im Teehaus kann man die Naturschätze des Klosters auch käuflich erwerben.
Der Eintritt in die Abtei bestehend aus Kloster, Kreuzgang, Basilika, Unterkirche und Bibliothek kostet 2400 Forint (ca. 8 Euro) für Erwachsene; für Studenten, Senioren und Familien gibt es entsprechende Ermäßigungen. Ein Audio-Guide in allen erdenklichen Sprachen bekommt man inklusive.
Das gesamte Bauwerk ist sehr eindrucksvoll und es sind sehr viele kleine Details, die Kloster, Basilika und Unterkirche zu einem Gesamtkunstwerk vereinen wie etwa das prunkvolle Eingangsportal bzw. Schmuckportal (Porta Speciosa) aus dem 13. Jahrhundert, die kunstvoll verzierten Bleiglasfenster, die reich geschmückten Altare, die Statuen, Marienfiguren, Fresken, Bet-Nischen usw. Jeder Besucher findet seine eigenen Orte und Plätze innerhalb der Abtei, wo es länger zu verweilen gilt.
Fazit: Für gerade mal 8 Euro bekommt man in der Erzabtei Pannonhalma sehr viel geboten. Ein Ausflug hierher ist das ganze Jahr über lohnenswert.
Eine Besonderheit, die einem zunächst die Frauenstimme des Audioguides erzählt und wo man denkt, man hat sich gerade verhört, ist, daß hier in der Unterkirche der Abtei Pannonhalma tatsächlich das Herz von Otto von Habsburg quasi seine letzte Ruhe gefunden hat. Somit folgte auch der letzte Kronprinz Österreich-Ungarns einer langen Habsburg Tradition. Diese besagt, daß das Herz eines verstorbenen Habsburger Herrschers in einer sogenannten Herzurne zu einer bestimmten Kirche gebracht wird, wo bildlich gesprochen „sein Herz dranhing“. Man sieht die Stelle des Herzgrabs dann auch, welches entsprechend würdevoll gekennzeichnet ist.
Der Abschluss des Rundgangs in der Abtei bildet eine weitere Überraschung und das ist die Bibliothek. Nicht nur der Raum selbst, welcher im klassizistischen Stil gestaltet wurde, ist beeindruckend, sondern auch die Wand- und Deckenmalereien. Die ersten Bücher stammen aus dem 11. Jahrhundert, wo das Kloster bereits im Besitz von etwa 200 Werken war. Heute umfasst die Bibliothek ca. 400.000 Bücher.
Tipp: Auf dem Klostergelände gibt es zwar auch ein Restaurant („Viator“), wir entschieden uns aber für ein nettes Cafe im Ortsinneren von Pannonhalma. Ausserdem ist es ein bisschen schade, daß es nicht direkt im Gebäude oder zumindest in einem der nächstgelegenen Gärten ein kleines Cafe oder so gibt. Vom „Pausa Apátság Kávéház“ in Pannonhalma hat man einen wunderbaren Blick auf die Silhouette von Martinsberg und Abtei und die Lavendeltarte ist einfach köstlich, muss man unbedingt probieren. Außerdem ist das stille Wasser mit dem wunderbaren Namen „Vis Vitalis“ in den besonderen Flaschen, die wie Weihwasser aussehen ebenfalls sehr zu empfehlen. Unbedingt als Souvenir mitnehmen! Ebenso wie ein Fläschchen Lavendelöl aus einem der Shops in der Abtei.
Zeittafel Benediktinerkloster Pannonhalma
996 – die ersten Mönche aus Tschechien kommend, werden auf dem Heiligen Berg Pannoniens angesiedelt
1001 – datierte Urkunde des König Stephan I.,der Heilige, ordnet das Kloster dem Apostolischen Stuhl unter
1137 – Weihung der früher abgebrannten Kirche (zur Zeit Abt Davids)
1224 – Einweihung der neu gebauten Basilika
1242 – Verteidigung der Burg durch Abt Uros gegen den Mongolensturm
1486 – Umbau des Kreuzgangs durch König Matthias (damalige Form des Kreuzgangs bis heute)
1514 – Pannonhalma ist ab jetzt die Erzabtei der Benediktinerkongregation von Ungarn
1586 – die Mönche verlassen das Kloster wegen der Türkenherrschaft
1639 – nach Vertreibung der Türken kehrt unter Erzabt Mátyás Pálffy Leben in das Kloster zurück
1786 – Kaiser Joseph II. stellt die Tätigkeit des Ordens ein
1802 – Kaiser Franz I. beruft den Benediktinerorden zurück mit dem Unterricht als primärer Aufgabe
1897 – Einweihung des Millenniumsdenkmals
1945 – Verstaatlichung der Besitztümer des Ordens, die Benediktinerschulen werden geschlossen
1950 – die Tätigkeit des Gymnasiums in Györ und in Pannonhalma wird wieder zugelassen
1989 – die Benediktiner bedienen wieder die 15 Pfarrämter der Umgebung und das Klosterleben
beginnt im Kloster von Bakonybél und Tihany von neuem
1996 – die Erzabtei Pannonhalma und ihre Umgebung wird zum Weltkulturerbe – die Geschichte der Mönche in Pannonhalma wird 1000 Jahre alt
2003 – Startschuss für den touristischen Entwicklungslan
2011 – Otto von Habsburg, der letzte Kronprinz von Österreich stirbt und sein Herz wird in der Benediktinerabtei von Pannonhalma beigesetzt