Bei gefühlten 25 Grad Celcius ist die Premiere von „Der Vogelhändler“ in Mörbisch an diesem lauen Sommerabend erfolgreich über die Bühne gegangen. Zuletzt haben Adam aus Tirol und die Christel von der Post sich vor fast 20 Jahren in Mörbisch ihre Liebe geschworen – letztendlich. Großartige Darsteller in fast noch großartigeren Kostümen und ein zauberhaftes Ballett ließen die Eröffnung der Festspiele mal wieder zu einem gelungenen Kulturerlebnis werden.
Nicht nur die heurigen Festspiele galt es für Intendantin Dagmar Schellenberger an diesem Abend feierlich zu eröffnen, sondern die Seefestspiele selbst haben auch allen Grund zu feiern: bereits zum 60. Mal wird 2017 auf der Seebühne gesungen, getanzt und gelacht. Zahlreiche Gäste aus Politik und Medien gratulierten zum 60. Geburtstag, unter ihnen natürlich die Landeshauptleute Hans Niessl und Erwin Schützenhofer, Landesrat und Festspielpräsident Helmut Bieler, Landesrätin Astrid Eisenkopf sowie auf Bundesebene Sonja Hammerschmid, Heinz-Christian Strache, Altkanzler Franz Vranitzky, aber auch Harald Serafin mit Gattin, Guggi Löwinger, Natalia Ushakova, Richard Lugner, Eva Maria Marold, Gerry Keszler und viele mehr. Gleichzeitig bedankte sich die Intendantin für 5 Jahre Treue der Seefestspielbesucher, da 2018 Peter Edelmann die Intendanz in Mörbisch übernehmen wird.
Die Inszenierung vom Vogelhändler in Mörbisch geht „aus der Feder“ von Axel Köhler hervor, der mit Witz und originellen Szenen eine ordentliche Portion Komik auf die Bühne bringt. Dies honorierten auch die Premierengäste sichtlich amüsiert, vor allem als die Darsteller mit manchen doch recht offensichltich zweideutigen Sagern die teilweise anwesenden Vertreter der Politik ordentlich auf die Schippe nahmen.
Umgesetzt wird das Stück, welches als Inbegriff deutsch-österreichischer Heimatoperette gilt, insgesamt von überzeugenden Darstellern, von denen auch heuer wieder ein paar Sternchen herausragen. Wie etwa Cornelia Zink in der Rolle als Kurfürstin Marie, die nicht nur einen wunderbaren Gesang sondern auch eine tolle Sprechstimme hat. Ebenso überzeugt auch Paul Schweinester alias Adam, der als geborener Innsbrucker natürlich den Tiroler authentisch wiedergibt (nach anfänglichen Startschwierigkeiten, da es wohl auch dem Tonmeister am Premieren-Abend schon zu heiss war, als er vergessen hat das Mikro vom Adam aufzudrehen). Sieglinde Feldhofer als Christel von der Post kommt als Gesamtfigur quirlig und frech beim Publikum an. Nicht zu verachten ist auch Philipp Kapeller, der (offentsichtlich in der Zweitbesetzung) einen herrlichen Grafen Stanislaus abgibt, gerade so als wäre ihm diese Rolle auf den Leib geschrieben. Ebenso verhält es sich bei Dagmar Schellenberger als Hofdame Adelaide, die gemeinsam mit Baron Weps (Horst Lamnek) ein lustiges Pärchen abgibt.
Ein besonderes Augenmerk gilt aber den phantastischen Kostümen, designt by Armella Müller. Die tollsten Kreationen bestehend aus Millionen Federn, Strass und Tüll, unterstreichen nicht nur die Figuren, die sie tragen sondern lassen die Seebühne zum Gesamtkunstwerk werden. Insgesamt sind es über 330 Kostüme, in denen die Statisten, Ballettänzerinnen und Tänzer sowie die Solisten über die Bühne flattern. Das Bühnenbild von Frank Philip Schlößmann bietet natürlich den entsprechenden Rahmen mit einer überdimensionalen, wandelbaren Kuckucksuhr, dem riesenhaften Vogelkäfig und weiteren eindrucksvollen Details, mit denen immer wieder aufs neue in Windeseile eine andere Kulisse geschaffen wird. Und zuguterletzt, was wäre die Seebühne in Mörbisch ohne sein phantastisches Ballett, welches heuer alle Stücke spielt, von klassischen Balletteinlagen über Revuetanz bis hin zum Schuhplattler.
In diesem Sinne, liebe Seefestspiele: Alles Gute zum 60. Geburtstag! Der Auftakt dieses Festes ist schon mal gelungen!