Jenseits des Sandmeeres

Schloss Halbturn, Jahr für Jahr Kulturschauplatz in vielen bunten Facetten. Besonders spannend ist immer wieder das Thema der jährlichen Sonderausstellung, bei der man immer sicher sein kann, daß sich die Halbturner Kuratoren was haben einfallen lassen. Daher darf man sich auch dieses Jahr auf eine interessante Ausstellung freuen. Allein der aufregende Titel „Afrika – Terra Incognita“, verspricht Abenteuer; eine Reise in eine andere Kultur, in eine andere Welt. Gezeigt werden seltene und spannende Exponate der vielfältigen Traditionen des schwarzen Kontinents, die abseits der großen Städte, dem Tourismus verborgen, noch heute im Alltag Afrikas zu finden sind.

So treffen Ausstellungsbesucher auf ein Original-Nomadenzelt und alte marokkanische Berberteppiche oder auch auf wahre „Schmuck-Stücke“ von Artefakten einer entschwindenden Welt von Nomaden und Sesshaften. Inmitten geheimnisvoller Exponate gibt es die reizenden Marokko-Aquarelle des Grafen Moritz Schall zu entdecken, der während des 2. Weltkrieges nach einem Schiffsunglück 9 Stunden im Mittelmeer trieb, wie durch ein Wunder von einem Flugzeug gesichtet, gerettet und nach Ksar-es-Shouk (heute Er-Rashidia) in französische Gefangenschaft gebracht wurde. Dort begann er, die Wärter und Menschen des Landes zu portraitieren und Landschaften zu malen.

Nomadenzelt, Königsthron und Ritualobjekte

Von der vielseitigen Spiritualität Afrikas erzählen unter anderem auch Schätze aus dem Museum der Koptischen Kirche Österreichs. Nicht nur Kinder werden begeistert sein von der einzigartigen Spielzeugsammlung aus Afrika, Asien und Lateinamerika, die Kinder aus Alltagsmaterialien phantasievoll für den eigenen Bedarf selbst gebastelt haben.

Diese laden in der Ausstellung zum Staunen, Lachen und Nachdenken ein – alle Objekte erzählen von den Träumen, Wünschen und auch Ängsten der kleinen Erbauer. Hunderte Sammelstücke – Ahnenwächter, Ritualobjekte, Musikinstrumente, Waffen sowie ein originaler Königsthron – zum großen Teil aus Königreichen des Kameruner Graslandes zusammengetragen, geben einen faszinierenden Einblick in die Lebensart eines unermesslich großen Landes südlich der Sahara.

Im letzten Teil der Ausstellung begegnet den Besuchern eine wahre Schatzkammer von Gold und Kostbarkeiten – das Gold der Akan. Die wertvollen Schmuck- und Kultobjekte afrikanischer Königsstämme (Ashanti, Baule, Fante), die überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen, kommen aus einer der weltweit größten und wichtigsten Sammlungen dieser Art, dem Museum Liaunig. Aus einer Privatsammlung stammt farbenprächtige Perlenkunst aus Westafrika mit speziellem Fokus auf Objekte der Ethnien der YORUBA, BAMUN, BAMILEKE, KUBA und PENDE.

Die Seele Afrikas spürbar machen

Die Ausstellung erhebt laut Kurator Georg Halbgebauer nicht den Anspruch, geographische Gebiete vorzustellen oder Kunst und Nichtkunst darzustellen. Vielmehr soll auf kulturelle und vor allem ländliche Besonderheiten aufmerksam gemacht werden, die sogenannte „Seele Afrikas“ soll spürbar werden. So sind die ausgestellten Plastiken, Kultfiguren, Masken, Schmuckstücke, Textilien und Gebrauchsgegenstände definitiv keine touristischen oder für den Kunstmarkt gefertigten Objekte, sondern gezeigt werden tatsächlich historische oder nach alten Traditionen hergestellte Kostbarkeiten. Ob profan oder für rituelle Zwecke gemacht, gehören die Objekte noch heute zum selbstverständlichen Leben der Menschen, die in den für die Ausstellung ausgewählten Gebieten Afrikas leben. Schloss Halbturn läd mit einem neuen Blick auf Afrika zum Staunen und Entdecken ein.

AFRIKA – TERRA INCOGNITA. Diesseits und Jenseits des Sandmeeres
20. APRIL – 28. OKTOBER 2012
Di bis So und Feiertags 10 bis 18 Uhr
Tel.: +43 (0)2172 8577
www.schlosshalbturn.com

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