Kinder am Kaiserhof – zwischen Prunk und Pflicht

Die heurige Ausstellung „Kaiserliche Kindheit – Ein Leben für die Krone“ auf Schloss Halbturn geht der Frage nach, wie der Alltag der Kinder bei Hof, in Adelspalais, der bürgerlichen Wohnstube sowie im Elendsquartier der Arbeiter tatsächlich aussah.

Die ausgewählten Exponate ermöglichen einen Blick in die Kinderwelt von der Zeit Kaiserin Maria Theresias bis zum Ende der Monarchie und ermöglichen einen authentischen Einblick und eine lebendige Vorstellung vom Kinderalltag der Kaiserzeit. Präsentiert werden eindrucksvolle Objekten namhafter Museen wie dem Schloss Schönbrunn, Heeresgeschichtliches Museum Wien, Landessammlungen Niederösterreich, Theatermuseum Wien und vielen privaten Leihgebern.

Besonders interessant sind die Originale von Nachfahren des Kaiserhauses, die nun erstmals in einer Ausstellung zu sehen sind. Wundervolle Leihgaben, wie das Tagebuch des jungen Kaiser Franz Joseph, Kinderspielzeug und Kindermobiliar der Erzherzogin Marie Valerie und deren Nachfahren, Kinderzeichnungen des Kronprinzen Rudolf und Kaiser Franz Joseph, Kinderuniformen, eine Puppenkleidersammlung – ein Geschenk der damaligen Kaiserin Elisabeth an ihre Enkelin – und vieles mehr ist zu bestaunen.

In vergangenen Jahrhunderten zeigen uns Darstellungen von Kindern am Kaiserhof zumeist eine Welt des Prunks und Luxus. Diese repräsentativen Bildnisse vermitteln das allgemeine Klischee vom scheinbar unbeschwerten Leben der kaiserlichen Kinder im „Schlaraffenland“. Doch war es das tatsächlich?

Ein Blick in die kaiserliche Kindskammer offenbart den von Geburt an vorbestimmten Lebensweg der kaiserlichen Kinder und zeigt, dass ihr Leben ab den frühesten Kindertagen die Vorbereitung auf ein diszipliniertes Erwachsenenleben voller Verpflichtungen darstellte. Die Eltern bestimmten ausschließlich aus politisch-dynastischen Gründen über das Leben ihrer Kinder, die ein Leben im Dienste der Krone zu führen hatten und darauf von Kindesbeinen an vorbereitet wurden. Grund dafür war aber keineswegs mangelnde Liebe, sondern vielmehr politische Notwendigkeit.

Doch nicht nur kaiserliche Kinder wurden von frühester Kindheit an auf ihre künftige Rolle vorbereitet – Disziplin und Pflichterfüllung waren auch in bürgerlichen Kreisen die Grundlagen der Kindererziehung, die streng geschlechtsspezifisch ausgerichtet war. Die Knaben wurden in erster Linie auf ein erfolgreiches Berufsleben vorbereitet, während die Mädchen auf ihre Pflichten als Ehefrau und Mutter vorbereitet wurden.

Spiele und Spielzeug wurden gezielt eingesetzt, um die Kinder an ihr vorbestimmtes Leben zu gewöhnen. Knaben spielten mit Zinnsoldaten, Kaufmannsläden oder Kinderaltären, während Mädchen mit Puppen und Puppenstuben spielten und lernten, zu nähen, zu sticken und zu häkeln. Da selbst die rare Frei- und Spielzeit unter den wachsamen Augen von Erziehern und Gouvernanten stattfand, blickten bürgerliche Kinder oft neidvoll auf die vermeintliche Freiheit und das unbeaufsichtigte „Spielen“ der „Gassenkinder“.

Doch diese scheinbare Freiheit der Kinder der Arbeiterschicht bedeutete in den meisten Fällen ein Leben in bitterster Armut und vielfach in Elendsquartieren.

Zu sehen im Schloss Halbturn
20. April – 5. November 2023
Di bis So sowie Feiertage 10 – 17 Uhr

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