Der Künstler in seinem Garten, im weißen Gewand mit mindestens genauso weißem, langem Bart. Der Glimmstängel hängt ihm locker im Mundwinkel. Er steht vor seiner Leinwand und fuchtelt umher. Ein bewegtes Bild von Claude Monet in schwarz weiß. Das ist der Einstieg zur Ausstellung „Im Lichte Monets“, aktuell zu sehen im Unteren Belvedere in Wien.
Bei dieser Ausstellung geht es nicht nur um den Künstler Monet selbst, sondern auch um die Maler seiner Zeit in Österreich. Wie hat sich der Stil, die Motivik und die Entwicklung in seinem Schaffen auf den Stil seiner Zeitgenossen in Österreich ausgewirkt? Ein Kunstgenuss mit feinen Beilagen.
Kunstgenuss mit feinen Beilagen
Zunächst sieht man einen Querschnitt durch das Schaffenswerk Monets. Insgesamt werden übrigens rund 30 Werke des Ausnahmekünstlers gezeigt als Leihgaben aus Sammlungen weltweit, viele davon gibt es überhaupt zum ersten Mal in Österreich zu sehen. In den anschließenden Räumen folgt eine Art Gegenüberstellung der Werke Monets mit denen seiner österreichischen Pendants. Jeder der sieben Ausstellungsräume ist einem Thema gewidmet. Küstenbilder, Vie moderne, die Mohnfelder und Gärten, Londonansichten in Serie, großflächige Wasserlandschaften und Seerosen. Dabei wird auf Stil, Motivik und Komposition eingegangen, parallel dazu die Interpretationen namhafter Vertreter in Österreich wie etwa Carl Moll, Emil Jakob Schindler, Olga Wisinger-Florian und natürlich Gustav Klimt.
Es ist nicht nur interessant, wie Monets Zeitgenossen seinen Stil aufgreifen und auf ihre Weise in ihren Bildern verarbeiten, sondern man kann so den Künstler verstehen, förmlich in seinen Bildern versinken. Wenn man zum ersten Mal Monet sieht, so ist das ein überwältigendes Gefühl und vor allem in so geballter Form, wie es hier in dieser Ausstellung vorzufinden ist. Verstärkt wird dies noch von seinen impressionistischen Zeitgenossen in Österreich.
Monet kann man nicht kopieren
Die Ausstellung trägt den Titel „Im Lichte Monets“. Es geht nicht nur um die, ja man kann schon sagen „Lichtfigur“ Monet selbst, sondern auch um die Erkenntnis, was der Künstler bei seinen „Mitmalern“ bewirkt hat. Man fragt sich, ist es jetzt Nachahmung oder Inspiration? Für mich ist es Inspiration. Denn Monets österreichische Zeitgenossen greifen seine Technik auf, entwickeln so ihren Stil weiter und heraus kommen phantastische Kunstwerke mit eigener Handschrift.
Fazit: Am Ende der Ausstellung ist man um viele Erfahrungen und Erkenntnisse reicher. Zum einen hat man Maître Claude Monet verstanden, wenn er sagt: „Die Aufgabe des Künstlers besteht darin, das darzustellen, was zwischen dem Objekt und dem Künstler steht, nämlich die Schönheit der Atmosphäre, das Unmögliche!“ Man kann ihn von Hundert anderen Künstlern, die so ähnlich malen wie er erkennen. Die 99 anderen Künstler malen auch nicht schlecht. Man ist verblüfft, wie viele tolle Maler Österreich hat(te). Der letzte Raum in der Ausstellung ist ein ziemlicher Kontrast und muß man nicht unbedingt haben. Oder doch? Dann weiß man nämlich wieder, was man an Monet hat!
Ausstellung: „Im Lichte Monets“, zu sehen noch bis 8. Februar 2015
Unteres Belvedere / Orangerie
Rennweg 6, 1030 Wien
www.belvedere.at