Was ihr wollt – Schloss-Spiele Kobersdorf

Stürmisch begann der Premierenabend mit »Was ihr wollt« in Kobersdorf und wie immer voller Erwartung. Denn, dass Shakespeare in Kobersdorf gut funktioniert, hat schon 2010 „Ein  Sommernachtstraum“ gezeigt. Das „englische Wetter“ hielt erst einmal die Schleusen dicht, Wolfgang Böcks Gebete wurden erhört.

Gleich zu Beginn wird klar, daß Werner Prinz sein Stück zeitgenössisch inszeniert, indem die schiffsbrüchige Viola inmitten von Freibeutern und Narren, die mit Rastazöpfen, Cowboyhüten und im Punk-Style ausgestattet sind, in Erscheinung tritt. Ein weiteres „Werner-Prinz-Markenzeichen“, nämlich eine tiefsinnige teils auch ergreifende Musik in die entsprechende Szene zu setzen, umrahmt das Bühnenwerk ebenfalls. Diesmal kommt das musikalische Element von der impulsiven Roma-Brass-Band Fanfare Ciocarlia.

Lacher und Applaus für Wolfgang Böck

Während die Handlung in der ersten Hälfte so vor sich hinplätschert, und alle Hände voll damit zu tun hat, dem Publikum die Irrungen und Wirrungen des Verwechslungsspiels näherzubringen, kommt erst mit dem Viergespann Tobias von Rülp (Wolf Bachofner), Andreas von Bleichenwang ( Alexander Jagsch), Maria (Andrea Köhler) und Fabiola (Doris Hindinger) der nötige Esprit und Witz in die Komödie. Natürlich ganz zu schweigen von Wolfgang Böck, der diesmal eine etwas andere (Opfer-) Rolle übernimmt. Als naiver und liebeskranker Hausverwalter Malvolio sorgt er nicht nur für die ersten Lacher beim Publikum, sondern auch für den ersten Applaus des Abends.

Doris Hindinger und Ronald Kuste, Foto: Alexander

Ein wenig fraglich bei der Besetzung ist allerdings der sog. Narrenzögling namens Fabiola, die in der Originalbesetzung Shakespear’s so gar nicht vorkommt. Die Figur erweckt den Anschein, als wäre sie zusätzlich erschaffen worden, um den Narren, alias Ronald Kuste und damit ein altbekanntes Gesicht in Kobersdorf, ein wenig zu unterstützen. Nebenbei bemerkt wird die Fabiola von Doris Hindinger, zuletzt 2011 in Kobersdorf in Der eingebildete Kranke zu sehen, sehr überzeugend gespielt und das Stück gewinnt durch ihre Rolle.

Nach der Pause bekommt das Werk generell ein wenig mehr Schwung und die Schauspieler wirkten auch nicht mehr so verkrampft wie im ersten Teil. Denn der Intendant Wolfgang Böck hat in der Pause entschieden, daß trotz der schlechten Wetterprognosen weitergespielt wird. Allerdings sei die gelungene Umsetzung der ein oder anderen komischen Szenen, wie z.B. als Malvolio in eine ToiToi-Box gesperrt wird – im Original ist es ein dunkler Raum – dahingestellt.

Am Ende wartet alles auf das zugleich erlösende wie auflösende Aufeinandertreffen des Zwillingsgeschwisterpaares Viola und Sebastian, quasi Ende gut – alles gut.

Kobersdorf war schon besser

So gewitzt die Figuren zum Teil auch sein zu schein mögen, so bergen sie auf der anderen Seite auch eine gewisse Tragik, was ebenfalls in Shakespeare’s Intention liegt und hier besonders am Schluss mit Malvolio’s direkter Ansprache ans Publikum und seinem Abgang klar wird. Die Umsetzung dieser Ereignisse und die damit einhergehenden Gefühle bei den Figuren hat man in Kobersdorf schon besser gesehen. Vielleicht war man auch ein wenig verwöhnt von der Leichtigkeit und dem Zauber von Ein Sommernachtstraum, 2 Jahre zuvor. Und mit Sicherheit hat auch das Fehlen eines Schauspielers, dem die ein oder andere komische Rolle wieder einmal wie auf den Leibe geschrieben gewesen wäre, eine unersetzbare Leere hinterlassen – Thomas Freudensprung.

Ach ja, und das bisschen Regen ist praktisch in der Hitze der Nacht verdampft.

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schön, dass einige Thomas Freudensprung nicht vergessen haben, vielen Dank….. manch andere haben Thomas nämlich längst vergessen ……