Fürst Nikolaus Esterházy – Fluch oder Segen?

fuerst_nikolausiKomponisten werden berühmt – am besten so wie unser guter alter Joseph Haydn zu Lebzeiten noch. Sie sind die Genies der klassischen Musik.
Doch was macht sie dazu, wie ist ihr Werdegang und welchen wichtigen Personen begegnen sie auf dem Weg dorthin?

Joseph Haydn zum Beispiel ( natürlich…),erlebte vier Fürsten, seine unmittelbaren Förderer und Dienstherren. Durch glückliche Umstände wurde er von einem Grafen weiterempfohlen und von Fürst Esterházy vorerst als Vizekapellmeister für die fürstliche Residenz in Eisenstadt entdeckt. Endlich – die entbehrungsreichen Jahre in Wien waren vorüber und Haydns mittlerweile ausgeprägtes musikalisches Talent gefordert und regelrecht ausgeschöpft von seinem 2.Dienstgeber, dem Fürsten Nikolaus I.Esterházy, nachdem Fürst Paul Anton kurz nach Haydns Anstellung verschied. Diesem Dienstherren, Mäzen und Kunstsinnigen sondergleichen, nicht zu Unrecht auch der Prachtliebende genannt, war Haydn nicht weniger als 28 Jahre treu ergeben. Nicht nur, daß der junge Komponist und mittlerweile zum Hofkapellmeister aufgestiegene in seiner Schaffensperiode das Streichquartett entwickelte und Kammermusik salonfähig machte, er vollführte in 10 Jahren nicht weniger als 1083 Opernaufführungen und zwar vorwiegend auf dem Hofe der ungarischen Sommerresidenz des Fürsten in Fertöd, am Südufer des Neusiedlersees, wo Fürst Nikolaus, der Prachtliebende monatelang den Sommer über zu verweilen pflegte.

Allerdings kann man sich diese fürstliche Residenz nicht so vorstellen wie die heutigen Palais ihren Sitz führen, denn im 18.Jahrhundert war diese Gegend des Neusiedlersees noch brachliegendes Sumpfgebiet in der ungarischen Einöde. Zwar landschaftlich wunderschön und mit Sicherheit auch inspirierend für Haydn, doch für einen Komponisten in damaliger Zeit, einen Musikstar des 18. Jahrhundert, der genau wie unsere heutigen Stars nichts anderes im Kopf hatte, wie berühmt zu werden, bedeutete diese eigene inszenierte Welt,   Weltabgeschiedenheit.

Sogar den Musikern der Hofkapelle war diese monatelange Isolation in der ungarischen Puszta mitunter zu viel weil sie einfach zu lange getrennt waren von ihrer Familie und ihren Frauen, die sie zurücklassen mussten in Eisenstadt. Mit diesem Hintergrund entstand übrigens die weltberühmte Abschiedssymphonie, die Haydn so komponierte, daß die einzelnen Musiker mittendrin ihren Part der Symphonie gewollt beendeten, aufstanden, ihre Kerze löschten und zusammen mit ihrem Instrument, nacheinander das Orchester verlassen haben. Die letzten, die vor dem Fürsten noch spielten, waren Joseph Haydn selbst und Lieblingsgeiger sowie Vertrauter Haydns, der erste Geiger Tomassini. Der Fürst hatte die musikalische Botschaft verstanden und veranlasste bald darauf die Rückreise des Hofstaates, samt Hoforchester zurück nach Eisenstadt.

Obwohl diese Weltabgeschiedenheit Haydns auf Schloss Esterháza in Fertöd den Komponisten so einschränkten in seiner Flexibilität, umsomehr konnte er sich weiterentwickeln und einfach genial werden: “ Ich war von der Welt abgesondert, Niemand in meiner nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so musste ich original werden“, so ein Zitat Haydns in Überlieferung seines treuen Dieners und Hausbiographen Griesinger.

Doch als ob es der Allmächtige erhört hätte, kam Haydns Gunst der Stunde eher denn je, denn mit dem Tod des Fürsten Nikolaus im Jahre 1790 und einem riesigen Berg fürstlicher Schulden folgte aufgrunddessen die Entlassung der Hofkapelle und die Pensionierung Haydns zusammen mit Tomassini. Man könnte sagen noch in der selben Stunde fand sich der Komponist in Wien ein, von wo aus er seine langersehnten London-Reisen unternahm, damit Weltruhm erlangte und somit schon zu Lebzeiten weltberühmt wurde.
DER WEG IST DAS ZIEL.

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