Man muss durchgeknallt sein, um heutzutage ein altes Kino neu zu beleben. Irgendwie läuft das gegen den Strom. Video schauen auf dem Handy ist angesagt. Ab und zu mit Freunden sich den neuesten Blockbuster im UCI reinziehen. Oliver Treiber ist einer von diesen durchgeknallten Typen. Das ist gut so, denn sonst würden – im mittlerweile ältesten aktiven Kino des Landes – keine Zuschauer in den kinotypischen Klappsesseln sitzen, sondern Versicherungsvertreter oder Keksefresser.
Die Geschichte der „burgenländischen“ Kinos begann 1922 in Oberwart. Wilhelm Krismanits erhielt die Lizenz für kinematographische Vorstellungen. Die Freude währte nur kurz. Einige Monate nach der Premiere war der gute Mann nämlich schon Pleite. Aber der Vormarsch des Lichtspieltheaters war nicht aufzuhalten. Ein Jahr später gab es bereits 18 Kinosäle im Burgenland – von Kittsee bis Oberwart. Michael Klemm, der Urgroßvater von Oliver Treiber, eröffnete 1926 ein Hotel mit Kino und Tanzsaal in Oberpullendorf. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in der Zwischenkriegszeit musste Michael Klemm das riesige Gebäude 1933 verkaufen. Das Kino übersiedelte an den heutigen Standort und wurde 1935 in Betrieb genommen. Im Saal schluchzten und lachten damals 167 Gäste. Dann boxte sich mal „Buchautorin“ Jutta Treiber durch das härter werdende Kinogeschäft der Achziger und Neunziger Jahre. Und Sohn Oliver? Der wurde schlichtweg in den Kinosaal hineingeboren.
Schon mit fünf Jahren verkaufte der Dreikäsehoch Zuckerln am Buffet; jobbte als Platzanweiser; riss die Eintrittskarten entzwei und sonst noch was! Heute ist er verantwortlich für Filmprogrammierung, sowie für die Filmprojektion. Seit 1996 lenkt er die Geschäfte Mit ihm startet das Oberpullendorfer Lichtspieltheater nun in die digitale „3D“ Kinowelt.
„Wir haben zwei neue digitale Projektoren für die beiden kleinen Kinosäle angeschafft und den großen Saal mit einem Beamer und einer neuen Mikrophonanlage ausgestattet, weiters das Foyer renoviert. Die Renovierung dauerte vier Monate. Unser neues Konzept ist eine Mischung aus Lesungen, Konzerte, Kabaretts und Filmvorführungen in den beiden kleinen Kinosälen“, sagt Oliver Treiber.
Am 29. April ist Eröffnung. Feierlich – mit Prominenz und Kinoenthusiasten. Trailershows mit einer Dauer von etwa 15 Minuten werden gezeigt. Ab 13 Uhr gibt es eine Gratis-DVD-Show – mit eigenen Filmen von Jutta und Joe Treiber. Kinder dürfen sich auf „Forfel, Ach und Krokodeil“ freuen.
Tags darauf wird der reguläre Spielbetrieb wieder aufgenommen. Gestartet wird um 15 Uhr mit den Kinderfilmen „Home“ (3D) und „Shaun, das Schaf“. Danach folgen die Blockbuster: „Best Exotic Merigold Hotel 2“, „Still Alice“, „Birdman“ und „Das ewige Leben“- (Anm. d. Red: wie treffend für das Oberpullendorfer Kino und die Treibers).
Oliver Treiber tickt eben anders. So wie Filmemacher Wolfang Murnberger aus Wiesen. Der wurde ebenfalls schlichtweg in den Kinosaal hineingeboren. Aber das ist eine andere Geschichte…
Kino Oberpullendorf
Hauptstraße 55 – 57
Telefon: 0664 / 14 28 116
Lieber M.B.S.
Herzlichen Dank für Ihren wertschätzenden und ermutigenden Kommentar.
Das Kino in Oberpullendorf wurde seit 1926 immer von unserer Familie geführt – und wir werden weiterhin versuchen, eine kleine, aber feine Kulturstätte zu sein, wo – wie Sie es so schön formuliert haben – das Gute aus der Vergangenheit bewahrt werden soll, der gegenwärtige Kunst- und Kulturgenuss am wichtigsten ist – und insofern hoffen wir, dass unser Konzept auch Zukunft hat.
In der heutigen Zeit, ein Kino mit seiner eigenen Geschichte über Generationen aufrecht zu erhalten und mit der Zeit mitzugehen. Gerade so, daß man die Gradwanderung schafft zwischen dem „guten“ Geist der Vergangenheit, dem Anspruch an Kunst- und Kulturverlangen der Gegenwart und dem ständig neuen und pulsierenden, was die Zukunft weißt – das hat Stil! Respekt liebe Familie Treiber für Vergangenheit, Gegenwart und in diesem Sinne sicher auch Zukunft!