Pannoniens Seen geht das Wasser aus

Durch den heißen Sommer geht den Seen Pannoniens schön langsam das Wasser aus. Besonders betroffen sind die Lacken im Seewinkel. Dem Zicksee in St. Andrä muss mit Grundwasser ausgeholfen werden, sonst droht er auszutrocknen. Auch der Neusiedlersee liegt im August  mit 1,4 Metern Wasserstand unter dem Durchschnitt. Allerdings ist das nichts Neues. Im Sommer 2004 lag man ebenfalls unter diesem Wert. Anfang der 30er Jahre wurde überhaupt nur knapp über 1 Meter Tiefe gemessen.

Zu Zeiten der Monarchie trocknete der Neusiedlersee sogar völlig aus. Von 1864 bis 1870 konnte man ihn von Mörbisch nach Illmitz trockenen Fusses durchqueren. Umgekehrt setzten den Küstendörfern regenreiche Jahre ebenso zu. Wenn der See überlief, gehörten die Gummistiefel zur Alltagsbekleidung der Bewohner. Aus diesen Umständen heraus manifestierte sich der Wunsch, den Wasserstand am See beeinflussen zu können. Der Einserkanal wurde gebaut.  Mit ihm kam 1895 eine Schleuse, die seither Höhen und Tiefen des Sees regelt. Das abfließende Wasser strömt in die Donau und in die Rabnitz. Fällt der Wasserstand unter eine bestimmte Grenze, dann riegelt die Wehranlage ab. In letzter Zeit überlegt man in der Landesregierung, wie man den Pegel um 15 cm anheben könnte. Ein absurder Vorschlag dazu wäre die Donau 6 Stunden lang direkt in den Neusiedlersee zu leiten.

Aber der pannonische Steppensee steht mit dem Problem der drohenden Austrocknung nicht alleine da. Auch dem Plattensee geht’s nicht besser, wie die »Balaton Zeitung« meldet. Szabó Mátyás, Direktor der Wasserwirtschaftsdirektion Mitteltransdanubien, rechnet auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen und der meteorologischen Vorhersagen mit einer weiteren Zuspitzung der Lage.

Glaubt man den Vorhersagen, so könnte das durchschnittliche Wasserniveau in Bälde auf 50 cm absinken. In den letzten Wochen gab es zwar in den meisten Gebieten Ungarns zwischen 30 bis 50 mm Niederschlag, in den Wassersammelgebieten des Balaton fiel jedoch die Regenmenge mit 5 bis 8 mm eher spärlich aus. Das ist so wenig, daß dieses Wasser gar nicht bis zum See gelangt, sondern vom äußerst trockenen Boden aufgesaugt wird. Derzeit liegt das Wasserniveau des Sees rund 30 cm unter dem seit Jahren angestrebten Wasserstand.

So ist es kein Wunder, daß immer wieder Theorien zur künstlichen Auffüllung des Sees diskutiert werden. Schon in den sechziger Jahren befaßte man sich theoretisch mit dieser Frage und technisch wäre es durchaus lösbar, einen Fluß wie die Raab oder die Drau mit dem Balaton zu verbinden. Doch auch die Raab führt zu wenig Wasser und bei der Drau kämen internationale Interessen ins Spiel, denn die Ableitung des Flusses würde andere Länder berühren. Für die Experten ist es schlichtweg ein Unsinn, den Balaton künstlich mit Wasser aufzufüllen.

Allein der Natur kann vertraut werden. Schlussendlich muss man akzeptieren, daß die Seen ein Teil davon sind und eben das Wasserniveau einmal steigt und einmal sinkt.

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