Schloss Pottendorf und das Verborgene

SchlossPottendorf
Schloss Pottendorf @ Foto NadjaMeister

Es hat seine besten Zeiten hinter sich und durfte nicht aus seinem Dornröschenschlaf erwachen. Die Rede ist vom Pottendorfer Schloss. Seit 2009 kann man überhaupt wieder in seine Nähe gelangen, da der umliegende Schlosspark begehbar gemacht wurde. So manche Mythen ranken sich um das Schloss und seine Vergangenheit, vor allem um seine einstigen Besitzer. Wie etwa die Legende, daß der kopflose Nádasdy immer noch ruhelos durch die verfallenen Schlossgänge wandert und Forscher berichten sogar von Messungen paranormaler Aktivitäten.

Angefangen hat alles um 1100, als die sogenannten Herren von Pottendorf hier eine Wasserburg errichteten. Im Mittelalter dann war die Burg eine wichtige Grenzbefestigung und Teil der Verteidigungslinie entlanng der Leitha. Nach einigem Hin und Her und mehrmaligem Besitzerwechsel gelangte das Schloss im Jahre 1665 in das Eigentum von Franz III. Graf Nádasdy und seiner Gemahlin Anna Juliana Esterházy, Tochter von Graf Nikolaus Esterházy. Der neue Grundherr stammte aus berühmt berüchtigter Familie. Nicht nur, daß er der Enkel von Franz Nádasdy von Fogarasföld war, auch besser bekannt als „Der schwarze Ritter“, sondern seine Großmutter war dem nach keine andere als Elisabeth Bathóry, Ehefrau von Nádasdy von Fogarasföld und allseits bekannt als „Die Blutgräfin“. Sie soll als Serienmörderin für den Tod von zig Frauen verantwortlich gewesen  sein, die sie mit brutalen Foltermethoden auf verschiedenen Burgen und Schlössern umbrachte.

Der Enkelsohn der beiden beschäftigte sich 50 Jahre später dann eher mit zu der Zeit moderner Technik und  lies auf seinem Pottendorfer Gut eine Schlossdruckerei errichten, aus der mit Hilfe des Antwerpener Buchdruckers Hieronymus Verdussen die Pottendorfer Drucke hervorgingen. Allerdings war Franz Nádasdy auch politisch tätig und dabei ziemlich ehrgeizig, so trat er 1666 der Magnatenverschwörung gegen Kaiser Leopold I., König von Ungarn, bei, mit dem Ziel die Palatinswürde zu erlangen. 1670 kam es zur Rebellion, die allerdings erfolglos blieb und niedergeschlagen wurde. Nádasdy, der als einer der Anführer dieses Magnatenaufstands galt, wurde in der Nacht vom 3. September 1670 von Soldaten im Auftrag des Kaisers auf Schloss Pottendorf verhaftet. Man holte ihn quasi aus seinem Bett heraus und die Soldaten plünderten alles im Schloss, was nicht niet- und nagelfest war. Am 30. April 1671 wurde Franz Nádasdy dann in Wien enthauptet. Sein Leichnam wurde nach Burg Lockenhaus überführt und in der Familiengruft beigesetzt.

Nach seiner Hinrichtung soll der Graf mehrfach im Schloß Pottendorf mit seinem Kopf unterm Arm als Gespenst gesehen worden sein. Nun, jede Spukgeschichte hat ja auch einen wahren Kern. So haben sich Forscher den eventuellen paranormalen Aktivitäten im Schloss Pottendorf gewidmet und sind laut eigenen Messungen und Aufzeichnungen in Form von Ton und Bild auch fündig geworden.

Schlafende, sterbende Schönheit

Doch wie sieht die Realität des Pottendorfer Schlosses aus? Nach dem Tod von Graf Nádasdy gelangte das Schloß über Umwege dann (wieder) in den Besitz der Esterházy. Viele Jahre später, um 1900, kam es zu umfangreichen Renovierungsarbeiten. Allerdings wurde das Schloß 1944 stark beschädigt. Vor allem die Türme haben einiges abbekommen. Es kamen Zeiten der Zerstörung und Plünderung. Die Dachziegel wurden teilweise abgetragen und diese riesigen Türme sehen aus, als würden sie jeden Moment zusammenbrechen. Der schönste Teil des Schlosses ist übrigens die spätgotische Schlosskapelle mit seinen charakteristischen Spitzbogen-Fenstern und seinem romanischen Turm.

Im Jahr 2006 hat die Gemeinde Pottendorf Schloss und Park für die Summe von 600.000 Euro angekauft. Allerdings mit der Auflage, daß in den nächsten 25 Jahren das Areal nicht in Bauland umgewandelt werden dürfe, sonst müsse eine Abschlagszahlung an die Verkäuferin erfolgen. Die Gemeinde hat indessen die Schloss-Mühle für 200.000 Euro an einen Architekten verkauft mit der Vereinbarung, daß die Renovierung innerhalb von 10 Jahren erfolgen muß. Seit der Schlosspark 2009 der Öffentlichkeit wieder zugängig gemacht wurde, gab es einige Veranstaltungen, unter anderem einen Adventmarkt. Allerdings ist es seit 2010 eher ruhig geworden rund um das Areal. Eigentlich sehr schade, denn dieser Ort ist nicht nur außergewöhnlich, sondern beinhaltet viel Potential, zum einen für behutsame Erneuerung und Revitalisierung des Schlosses und zum anderen als Areal für die Verwirklichung von Festen und kulturellen Veranstaltungen.

Auch der Schlosspark an sich hat was ganz besonderes. Eine Kombination von schöner und bizarrer Natur zugleich. Der Wald, ein wenig Dschungel, dann wieder Überbleibsel vom einst sorgsam angelegten Landschaftsgarten mit barockem Ursprung, faszinierende Bäume, die aussehen, als ob sie schon Jahrtausende alt wären und mittendrin das Pottendorfer Schloss – auf einer Schlossinsel, umgeben von Wasser, nur über einen kleinen Holzsteg erreichbar, jedoch für die Öffentlichkeit verboten wegen Einsturzgefahr. Wenn irgendetwas eine gewisse Mystik ausstrahlt, dann dieser gesamte Ort hier. Ruinenhaft und faszinierend  – eine schlafende, sterbende Schönheit.

Vor allem jetzt im Herbst, mit diesem besonderen Licht, wirkt das Schloss schon ein wenig märchenhaft, als wäre es nicht (mehr) von dieser Welt. Für uns gerade der schönste Ort für einen Herbstspaziergang – und um ein wenig mit dem verfallenden Schloss mitzuleiden und dabei in traumhafter Umgebung melancholisch werden.

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