Schwiizer-Land im Burgenland

Was hat das jüngste Bundesland Österreichs, das noch vor etwas mehr als 90 Jahren den Madjaren gehörte, mit der davon über 700 Kilometer entfernten Schweiz zu tun? Diese Frage können nur wenige, im burgenländischen Zagersdorf lebende Menschen exakt beantworten. Denn kaum ein anderer Burgenländer weiß über die historisch bedeutende Namensgebung „Kleine Schweiz“ für diese nahe der Grenze zu Ungarn liegende Ortschaft wirklich Bescheid.

Das ist weiters auch nicht verwunderlich, liegt doch dieses Ereignis rund 80 Jahre zurück. Im Zeitraum zwischen den beiden Weltkriegen und kurz danach, als das damals deutschsprachige Westungarn Österreich unter dem Namen „Burgenland“ politisch zugesprochen wurde, blühte das kleine Zagersdorf regelrecht auf. Und noch dazu in einer Zeit, in der im übrigen im Burgenland sehr viel Armut herrschte.

Zagersdorf, 1461 erstmals urkundlich erwähnt, war schon seit jeher Sammelbecken vieler Völker und Kulturen: Römer, Kelten, Madjaren, Bayern und seit 1533 auch Kroaten siedelten dort! Als Durchzugs-, Handels- und Umschlagsort hatte dieses Dörflein schon immer einen klingenden Namen. Und gerade der Handel, aber auch der damals illegale Schmuggel, brachte, neben dem Weinbau, der Gemeinde Zagersdorf Wohlstand. Weil nämlich auf den Pfaden und Wegen oberhalb des Ortskerns von Cogrstof (wie dieser Ort kroatisch genannt wird), in den Wäldern, zwischen Burgenländern, Ungarn und Händlern anderer Nationen im Zeitraum von 1921 bis zum Hitler-Einmarsch blühender Handel betrieben wurde.

So manche Familie verdiente sich dabei regelrecht eine „goldene Nase“. Das war auch möglich, weil die angeblich streng bewachte Grenze dennoch löchrig war, wie ein Schweizer Käse. Und letztendlich liess das sichtbar stete wirtschaftliche Wachstum in dieser Gemeinde, einen durch

Schmuggel und Handel zu Reichtum gelangten Großbauern, den Ausruf tätigen: „Zagersdorf ist die kleine Schweiz, so reich und so schön!“

Daher lebt und belebt der Beiname „Kleine Schweiz“ heute noch Zagersdorf. Selbst der von kroatisch stämmigen Funktionären geführte Fußballverein nennt sein Stadion „Kleine Schweiz-Arena“. Außerdem hat nicht zuletzt fast jeder „Cogrstofci“ (ob madjarisch-, kroatisch-, deutsch und anders -stämmig oder -sprachig) ein T-Shirt mit der Aufschrift „Kleine Schweiz“! Den „echten Schweizer“ freut dies derart, dass man nun sogar daran denkt, Zagersdorf zum Partnerort der Schweiz zu machen.

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