Wein, Weib und Venedig

Wer oder was bringt einen Maximilian Schell nach Langenlois in Niederösterreich? Auflösung: seine Lebensgefährtin Iva Mihanovic, welche die Ciboletta in der Johann Strauss-Operette „Eine Nacht in Venedig“ bei den Schlossfestspielen auf Schloss Haindorf spielt.

ptv: „Herr Schell, was verbindet Sie mit Langenlois?“
Schell: „Natürlich meine Freundin!“
ptv: “ Deshalb waren Sie ja gleich zweimal zu Gast, bei der Premiere und bei der letzten Vorstellung?“
Schell nickt: “ Und wenn sie (die Freundin) auf die Bühne kommt, dann hört es sogar auf zu regnen!“

Ja, der Regen ist mittlerweile ein fixer Bestandteil in diesem Festivalsommer, und das nicht nur im Burgenland, sondern wie man sieht auch hier im niederösterreichischen Langenlois. Allerdings ist die Bühne dieses Festivals so ziemlich regenerprobt, genauso wie ihre Darsteller, die wie es scheint, bei jedem Wetter spielen. Auch Dirigent und Intendant Uwe Theimer sieht das genauso:“Wir spielen solange Sie sitzen!“

Bei dieser letzten Vorstellung vergangenen Samstag war es jedoch nicht allzu schlimm mit dem Wetter, das liegt zum einen natürlich an Schell’s Freundin, wie wir ja gehört haben 😉 und zum anderen, daß die Zuschauer teilweise auch von den riesigen Bäumen, welche die Tribüne umgeben, vom nicht ganz so heftigen Sommerregen abgeschirmt wurden, je nachdem wo man sitzt.

Überhaupt ist das ganze Ambiente, in welchem diese Langenloiser Operettenbühne sich befindet was einzigartiges. Sie liegt im herrlich grünen Schlosspark von Schloss Haindorf, welches auch die Kulisse der Bühne bildet. Zum barocken Schlossbau passt in diesem Jahr ganz besonders gut das bunte Markttreiben Venedigs, welches sich davor abspielt. Schon allein wenn mit dem Scheinwerferlicht die imaginäre Sonne Italiens aufgeht und der venezianische Markt erwacht mit seinen Ständen und dem Gewusel der Marktleute, glaubt man wirklich man befindet sich im Venedig des 18. Jahrhunderts.

Es ist Leben auf der Bühne, das Wiener Opernball Orchester spielt die wunderbar romantische „Strauss-Musik“, das italienische Volk ( Mitglieder der Volksoper Wien) singt dazu und man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll: Frauen stricken und tratschen, Kinder tollen herum, das Fischmädchen Annina zeigt stolz ihren frischen Fang und der Makkaronikoch Pappacoda freut sich trällernd über den schönen Tag.

Einziger Nachteil des ganzen bunten Treibens ist jedoch, daß die Dialoge der Hauptpersonen etwas untergehen, teilweise auch weil der Ton hier zu leise ist, so daß die Handlung beim Publikum nicht so richtig ankommt. Wenn man nicht vorher das Programm gelesen hat, kennt man sich anschließend beim Stück, welches noch dazu ein Verwirrspiel ist, nicht so ganz aus. Entschädigt wird das kleine Manko jedoch von den Darstellern, die ihre Rollen mit einem tollen Witz und begeisternder Bravour wiedergeben. Herausragend dabei ist Iva Mihanovic besonders bei ihrem halb singenden, halb lachenden Schwips-Solo.

Gespielt wird im ersten und zweiten Teil jeweils etwa eine Stunde mit relativ kurzer Pause dazwischen von 20 Minuten, was hier ein wenig schade ist, da das an den Bühnenbereich angrenzende Winzerdorf ein attraktiver Bestandteil des Operettenbesuchs auf Schloss-Spiele Langenlois ist und hier die Möglichkeit geboten wird die berühmten guten Weine von Österreichs größtem Weinbaugebiet zu verkosten. Manche Besucher konnten sich dann von der Weinprobe im Winzerdorf sogar gar nicht mehr losreißen und verbrachten die zweite Hälfte der Operette  einfach dort.

Fazit: Ein Besuch bei den Schlossfestspielen in Langenlois ist sicher dieser Ausflug ins niederösterreichische Kamptal wert. Diesen sollte man dann aber auch als solchen gestalten und dann je nach Möglichkeit den ganzen Tag über dort verbringen, damit man auch etwas von der schönen Gegend und den guten Weissweinen hat. Für eine besonders bequeme Anreise und ohne viel Aufwand gibt es auch die Möglichkeit direkt von Wien, Haltestelle Volksoper mit dem Bus anzureisen.

Einfach als Tipp schon mal für nächstes Jahr vormerken, da wird dann vom 21.Juli bis 14.August 2011 „Gasparone“ in Langenlois gespielt.
Weitere Informationen bei www.caesarbus.at

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Mal sehen, wann ich deinen Tipp umsetzen kann, hat mich begeistert;)