Das große Erinnern

Der Erste Weltkrieg ist in zahlreichen Ausstellungen präsenter denn je: Im Gedenkjahr 2014 wird auch das Burgenländische Landesmuseum zum Gedächtnisort. Mehr als 300 Erinnerungsstücke sind in den Vitrinen versammelt. Vorwiegend stammen sie aus Leihgaben der burgenländischen Bevölkerung. Zu sehen sind Feldpostkarten, Feldlager, Geldscheine. Lagerzeitung, Filmdokumente und einige Waffen. Am meisten berühren jedoch die persönlichen Gegenstände, welche die Nachkommen über die Jahre aufbewahrt haben. Fundstücke, die die furchtbare Zeit zwischen 1914 und 1918 mit ihren ganz persönlichen Schicksalen erkennen lassen – das geht unter die Haut!

In einem Brief aus 1916 bat Franz Leitgeb seine Frau um ein Foto seiner Familie, die er zu diesem Zeitpunkt fast 2 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Das Foto wurde ihm per Feldpost zugestellt und gab ihm Kraft zu Überleben. Die rührenden und überaus liebevollen Feldpostkarten sind fast vollständig erhalten.

Mit den Worten „meine letzten Gedanken gelten Euch, vergeßt mich nicht“ schließt Paul Schaden den Abschiedsbrief an seine Familie. Diesen blutbefleckten Brief überbrachte ein Sanitäter Theresia Schaden persönlich. Als Andenken an den Vater, den die beiden Kinder Maria und Theresia nie kennen gelernt hatten, ließ Theresia Amulette mit dem Bild des Vaters anfertigen.

Der schwer verwundete Alfred Braun ersuchte am 25. April 1918 seine Mutter von der Verletzung zu informieren. Vier Tage später verfasste Oberleutnant Hanke einen sehr persönlichen Brief, in dem er die Familie über dessen Tod informierte – Gebetbuch aus seinem Nachlass mit dem Eintrag über sein Ableben!

Auch die russischen Kriegsgefangenen durften 1918 den Heimweg antreten. Maria Stadler befand sich unter jenen Kindern, die die Russen verabschiedeten. Einer der Soldaten schenkte ihr zwei russische Kopeken Münzen. Die kleine Maria hütete diese beiden aus 1912 und 1913 stammenden Münzen wie einen Schatz. 1970 ließ sie von einem Juwelier aus diesen Münzen eine Brosche anfertigen, die sie  nur zu besonderen Anlässen trug.

Die Brosche schenkte Kaiserin Zitta ihrer letzten Kammerfrau Maria Strauß, die sie während der dramatischen Tage des 2. Restaurationsversuches von Kaiser Karl in Ungarn begleitete. Das Dienstzeugnis und das Briefdokument über die Überreichung der Brosche dokumentieren den Dienst von Maria Strauss bei der Kaiserin.

Land im Krieg
Ausstellung in der Landesgalerie Burgenland
4. April bis 11. November 2014
mehr erfahren Sie auf landesmuseum-burgenland.at

 

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