Die Odyssee des Haydnschädels

300px-joseph_haydnDie Kobersdorfer Schloss-Spiele 2008  sind mit Erfolg zu Ende gegangen. Nestroy´s Posse „zu ebener Erde und erster Stock“ lockte mehr als 15.000 Besucher in den romantischen Schlossgarten. Zum Gedenkjahr an Joseph Haydn´s 200. Todestages steht  „Der Kopf des Joseph Haydn“ am Spielplan. Eine mysteriöse, schreckliche und dramatische Geschichte um die Enthauptung Haydns.

Jeder kennt zumindest 1 Werk von Josepf Haydn – die Melodie zur deutschen Bundeshymne.  Die Musikgeschichte nennt ihn „Vater der Symphonie und des Streichquártetts“. Der in ländlichen Verhältnissen aufgewachsene Joseph war kein Schönling und sein Gesicht war pockennarbig mit viel zu großer Nase.  Der Kopf lag fast ohne Hals auf einem kurzen Körper. Und genau dieser Kopf machte eine mysteriöse Wanderung durch Raum und Zeit.

Haydn starb am 31. Mai 1809 und wurde auf dem Hundsthurmer Friedhof begraben. Niemand ahnte, dass Stunden nach der Bestattung zwei dunkle Gesellen – Peter Nepomuk und sein Freund Rosenbaum – die Leiche ausgruben, den Kopf vom Rumpf trennten, den Sarg verschlossen und wieder in die Erde versenkten.

Es sollte elf Jahre dauern bis Fürst Nikolaus Esterházy das festgelegte Vermächtnis Haydn´s einlösen, und den Hof-Komponisten in der Eisenstädter Familiengruft bestatten wollte. Welch eiskaltes Entsetzen fuhr den Anwesenden durch die Glieder als der Sarg geöffnet wurde.  Alle konnten es sehen: Es fehlte der Kopf und die ersten drei Halswirbel.
Nachforschungen der Polizei führten auf die Spur  des Nepomuk Peter. Der Täter war geständig und erzählte unter anderem: “ Die ruckartigen Schneidebewegungen verursachten Geräusche im Kehlkopf, als ob die Leiche lallen würde“.
Als der Kopf abgetrennt war entfernte man Zunge, Augen, Gehirn und schälte das Fleisch vom Knochengerüst. Der Schädel wurde in einem chemischen Bad gereinigt und danach vermessen.
Eine Hausdurchsuchung verlief ergebnislos, weil die kranke Frau Rosenbaum den Kopf unter ihrer Bettdecke versteckte.

Fürst Esterházy erkannte, dass die Ermittlungen der Polzei zu keinem Erfolg führten und bot den Kopfjägern eine große Summe Geld.  Als man sich geeinigt hatte und der Schädel nach Eisenstadt gebracht wurde, stellten zwei Anatomieprofessoren fest, dass der Kopf zu einer jungen Frau gehörte. Esterhazy reklamierte und bekam endlich den vermeintlichen „Kopf des Joseph Haydn“. Feierlich wurde dieser dann in die Familiengruft gelegt.

Doch die Moritat ging weiter. Am Sterbebett gestand der Leichenschänder Rosenbaum, dass er noch immer im Besitz des Haydnschädels sei. Nun ging der Kopf durch alle möglichen Hände,  bis sich die Wiener Landesregierung zur Herausgabe der Reliquie bewegen lies.

Am 5. Juni 1954 wiederfuhr dem Haupt Haydn´s, geschmückt mit Pfingstrosen, zum 2ten Male eine Trauerfeier im Hof des Schlosses Esterházy in Éisenstadt. Endlich wurde der Schädel zu seinem Leib in den Sarg gelegt, nachdem man zuvor den falschen Kopf diskret entfernte.

In diesem ganzen Mysterium bleiben viele Fragen offen:
Wer war das Mädchen, dessen Kopf zuerst verschachert wurde?
Wer war der  Mann, dessen Schädel fälschlicherweise im Haydnsarg lag?
Ist es nun „Der Kopf des Joseph Haydn“ der im Sarg liegt.? Der einzige und der echte?
Hat der geschändete Tote nach 150 Jahren Odyssee wirklich die letzte Ruhe gefunden?

Das Mysterium ist nicht zu Ende, die Suche nach dem Kopf des Genies geht weiter.
Man setze sich bequem auf eine Couch und höre die „Schöpfung“

Kobersdorfer Schloss-Spiele 2009 – „Der Kopf des Joseph Haydn“
Uraufführung
9. Juli bis 2. August 2009
Beginn: 20.30
Karten unter: 0043 (0) 2682 662 11

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