Diese Musik ist zu modern

Die Haydn Festspiele Eisenstadt haben zum 25. Jubiläum Beethoven eingeladen; Meister und Schüler mit ihren großartigen Werken im Haydnsaal vereint. Anders als bei Mozart, der Haydn mit „Papa Haydn“ angesprochen hat, gab es dagegen zwischen Beethoven und Haydn das ein oder andere Mal dicke Luft.

Dennoch hat Beethoven Haydn sehr geschätzt und verehrt. Er ist eigens von Wien nach Eisenstadt gereist, um von ihm unterrichtet zu werden.

Aus dieser Studienzeit wird gerne folgende Anekdote erzählt:
Beethoven wollte, wohl aus Dank für die Unterrichtsstunden, sein erstes Opus „Drei Klaviertrios op.1“ seinem berühmten Lehrer widmen und ist mit eben diesen drei Partituren nach Eisenstadt gefahren. Joseph Haydn warf einen Blick auf die Partituren und kam zu dem Ergebnis, dass diese drei Werke des jungen Beethoven viel zu gewagt, modern komponiert wären und untersagte Beethoven, seinen Namen in die Widmung einzufügen.

Vor allem das dritte Trio in c-Moll sollte sein Schüler nicht veröffentlichen. Der reagierte auf Haydns Ratschlag sehr erbost, kehrte Eisenstadt den Rücken, reiste zurück nach Wien und widmete sein Opus1 seinem Gönner und Förderer Graf Lichnowsky.

Neue Chance, neues Glück: Als Opus 2 verfasste Beethoven drei Klaviersonaten, fuhr mit ihnen im Gepäck wieder nach Eisenstadt zu seinem Vorbild Joseph Haydn. Haydn goutierte diese drei Werke und erlaubte dem jungen Nachwuchskomponisten, ihm diese Werke zu widmen. Es handelte sich dabei natürlich keineswegs um Schülerarbeiten, sondern um drei sehr individuell geprägte Werke, die sich zwar formal an die Vorbilder seines Lehrers anlehnten, sich von diesen aber im musikalischen Ausdruck deutlich absetzten.

Bis heute noch ist es verblüffend, wie nahtlos Haydns letzte Klaviersonaten und Klaviertrios in die ersten Werke Beethovens für diese Gattung übergehen – der Meister und sein Schüler.

Chuck Berry verewigt Beethoven in seinem Hit „Roll over Beethoven“ aus dem Jahre 1956. Dabei geht es um das Verblassen der klassischen Musik und um den Einzug des Rock n‘ Roll ins Musikbusiness. Weitere Coverversionen existieren von den Rolling Stones, den Sonics, Uriah Heep, Status Quo, Jerry Lee Lewis und dem Electric Light Orchestra. Letzteres nutzte als Einstieg den Anfang des ersten Satzes der 5. Symphonie Beethovens und wechselt von dieser direkt in einen schnellen E-Gitarren-Part.

An Haydns Kompositionen vergriff sich der Remixer Stefan Obermeier. Seine Electrobeats auf  der CD „Re: Haydn“  kann man als misslungen betrachten. Da hätte „Papa Haydn“ sicher wieder was zu meckern gehabt: „Diese Musik ist zu modern!“

25. Internationale Haydntage von 5. bis 22. September 2013
Das genaue Programm finden Sie hier: www.haydnfestival.at

Großes Kino im Haydnsaal
Haydnsaal mal anders – nicht als Konzert, sondern als Kinosaal ist der berühmte Originalschauplatz am 16. September um 17.30 Uhr zu erleben. Die beiden Filme „In search of Haydn“ und „In search of  Beethoven“ rücken die beiden Komponisten aus Sicht von Musikern und Dirigenten in den Fokus.
Montag, 16. September 2013 | 17.30 Uhr Haydnsaal, Schloss Esterházy

Ausstellung „Ask for Haydn“
Die Ausstellung „Ask for Haydn – Blicke aus der Gegenwart“ begleitet vom 5. bis 22. September 2013 das musikalische Programm der 25. Internationalen Haydntage mit Positionen der zeitgenössischen bildenden Kunst.

Landesgalerie Burgenland | Projektraum Esterházyplatz 5, vis à vis Schloss Esterházy.
Öffnungszeiten: Mo – Sa 9 bis 19 Uhr und So & Feiertag 10 bis 19 Uhr

Vorschau: zu den Haydntagen 2014  wird W. A. Mozart eingeladen.

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