„Raffel“, seit 100 Jahren Inbegriff des blühenden Lebens in Jennersdorf. Der Aufstieg begann in den Zwanziger Jahren mit der eigenen Fleischerei. Aus Böhmen holte man die feinsten Wurstwaren. Geliefert wurden die Spezialitäten bis nach Vorarlberg. Bauern kamen mit ihren Fuhrwägen und verkauften ihr Vieh. Ja, da gab es manchen Bauern der schon vorher im Wirtshaus sein Geld verspielte, bevor er Schwein und Kuh verkauft hatte. „Wir haben damals einen Waggon Wein im Monat ausgeschenkt.“, erinnert sich Ernö, „Wir waren der Platzhirsch und die ganze High Society aus Graz ging ein und aus. Es war wie das ewige Leben“.
Sechzig Jahre führt nun schon „Ernö Kampel“ den Betrieb. Seit er 1948 aus der sibirischen Gefangenschaft zurückkam, steht, läuft, tratscht und serviert er im „Raffel“. Immer mit dabei sein „Hangerl“, ein Markenzeichen, dass er sich bewahrt hat. Und es wäre nicht „Ernö“ wenn er nicht ein Schmankerl aus vergangener Zeit parat hätte:
„Ich hab bei einem Chef gelernt, dessen Vater war Schweinehirt in Güssing und sein Sohn ist mit 12 Jahren zu Fuss nach Wien gegangen und hat sich um eine Lehrstelle umgesehn. Im Südbahnhotel habn´s ihn genommen als Lehrbuam, und er hat dann 2 Jahre lang im Keller Besteck putzt, weils damals kein rostfreies Besteck gebn hat. MIt dem Geld hat er sich dann a Kellnergwand kauft damit er lernen kann. Nun gut, auf jeden Fall ist er dann eingerückt, wo auch mein Vater war, und sie wurden beste Freunde.
Dann ist dieser Mann nach Graz gekommen und hat dort ein Restaurant gepachtet. Im nu‘ war es das beste Restaurant weit und breit. Dann hat mich mein Vater zu ihm in die Lehre gegeben. Wie ich das erstemal zu ihm gekommen bin hat er gesagt: „Bub wenn du Wirt werden willst, musst sehen wenn der Gast im letzten Winkel sein Schuhband offen hat“.
Bei Hochzeiten und Anlässen mussten wir mit Frack und Steifkragen servieren. Die Köchin war ein richtiger Kuchldragoner und sehr streng. Die richtete gerade 20 Brathendl für die Gäste her – wir wurden mit dem Essen ja ziemlich kurz gehalten – also bin ich hin und hab mein Hangerl über eines der Brathendl gelegt und dieses dann unter dem Frack versteckt. Der Chef hat das gmerkt und als ich rausmaschieren wollte hat er gschrien: „Halt Burschal, du hast was vergessen, wennst schon a Brathendl hast, brauchst auch an Saft dazu“, und hat mir einen Schöpfer Saft in die Hose geleert“.
Ob Bundeskanzler oder Künstler, alles traf sich beim „Raffel“. Auch der geschätzte Falco ließ sich öfters mit Freundin blicken. „Jetzt ist es leider so, dass viele meiner früheren Freunde nicht mehr da sind, und neue Freundschaften sind heute sehr schwer, da bleibt einfach die Arbeit und das Geschäft“.
Restaurant und Hotel: der „Raffel“. Lebenswerk von Ernö Kampel.
… to be continued
Am heutigen Tag hat Helmut Kohl seinen 82. Geburtstag (*03.04.1930). Ich denke, er ist einer der bekanntesten und strittigsten deutschsprachigen Politiker. Ich gratuliere ihm trotzdem hiermit zum Geburtstag, im Endeffekt hat er auch teilweise für Lacher herhalten müssen, weil er eine ideale Vorlage für Karikaturen ist.
Hi Angelique,
nicht nur hinschauen – auch ein bisschen bleiben!
Geniessen, dass es solche „Institutionen“ gibt! Im Kaffeehaus den Apotheker treffen, Mittags vom Bürgermeister (Gemeindeamt ist gleich daneben) begrüsst werden und überhaupt am Abend – wenn die Sänger nach der Chorprobe so richtig lustig werden – da hat der „Raffel“ keine Sperrstunde!
Euer Interview mit dem „Raffel“ gefällt mir, muss ich auch mal hinschauen. Übrigens der Newsletter passt sich der Jahreszeit an: richtig schön bunt !
Das ist „der Raffel“ wie er leibt und lebt!
Am liebsten mag ich ihn, wenn ich im Restaurant sitz und er kommt, ohne Speisekarte, ohne Weinkarte, schaut mich an und sagt mir dann, was ich zu essen und zu trinken bekomme! Noch selten hat er sich geirrt und wehe wenn nicht aufgegessen!
Freu mich schon auf Paulas Spezialitäten wenn sie im Oktober Speisen von vor 100 Jahren kochen!