Gotische Keller in Sopron

In Sopron gibt es ja viele alte und schöne Gebäude, die nicht nur liebevoll wieder hergerichtet wurden, sondern die teilweise sogar noch gut erhalten geblieben sind. Auch das Fabricius-Haus ist noch so ein Bauwerk, es ist sowohl eines der ältesten, 14.Jhd., als auch wertvollsten Bauwerke der Stadt und zu seinem historischen Inhalt kommt noch der echt altertümliche Untergrund hinzu.

In den sog. „gotischen Kellern“ befindet sich ein römisches Lapidarium, genauer gesagt Reste eines römischen Bades, das von Archäologen unter dem Haus entdeckt worden ist.

Das Gebäude beherbergt drei Ausstellungen mit jeweils separaten Eingänge. Im 14. Jahrhundert standen auf dem Grundstück zwei Häuser, das hintere der beiden war schon damals zweistöckig. Sehr schön ist der gotische große Saal, der  im 17. Jahrhundert gebaute Arkaden-Säulengang sowie der gotische und barocke Keller im hinteren Trakt.

Der imposante große Saal im mittelalterlichen Keller ist würdiges Umfeld für die überlebensgroßen hohen Statuen der Götter aus dem Capitolium. Die Marmorstatuen Jupiter, Juno und Minerva, die einst im Forum von Scarbantia standen, hinterlassen auch heute überwältigenden Eindruck auf die Besucher, selbst wenn sie nur bruchstückweise erhalten sind. Besonders wertvolle Denkmäler sind das reich geschmückte, in Marmor gehauene Grabmahl von Caius Sextilius Senecio, sowie das Relief vom Opferalter des Mithras-Saktuariums.

Im hinteren Teil des Gebäudes ist in zwei Stockwerken die archäologische Ausstellung „Dreitausend Jahre an der Bernsteinstraße“ zu sehen. Das reiche Fundmaterial zeigt uns Leben und Kultur der Illyrer, der Kelten, der Römer und der landnehmenden Ungarn und demonstriert die Geschichte der Stadtbildung Soprons (16.-18.Jhd.). Hier sind auch weltweit einzigartige Funde aus der frühen Eisenzeit zu sehen, eine Sonnenscheibe, deren Funktion auch heute noch unbekannt ist. Es lohnt sich die runengeschmückten Urnen der Illyrer, die Feuerhunde, sowie Zahlungsmittel und Schmuck der Kelten anzuschauen.

Im Keller ist Sopron und Umgebung in der Römerzeit erlebar. Es können steinerne Erinnerungen wie Grabsteine, Altarsteine, Statuen, steinerne Urnen, Sarkophage besichtigt werden. Worüber können uns die langweiligen Steine erzählen? Aufmerksame Augen sind fähig zu verstehen, was sie sagen. Aus den Aufschriften der Grabsteine sind ganze Lebensgeschichten abzulesen. Hier zu sehen ist jenes Ausstellungsstück, welches unser ältestes Fundstück (1541) ist, ein Grabsteinfragment des Marcus Vibius, der untere Teil wurde im Feuer von 1676 vernichtet. Der Stadtrat hielt es für außerordentlich wichtig, das dieses kostbare Stück erhalten bleibt. Aus diesem Grund ist auf der von der Form her nicht getreuen Kopie der ursprüngliche Text so gut lesbar.

Die sehr reichen Funde aus der Römerzeit beinhalten auch Bernsteinschmuck, Gebrauchsgegenstände aus Gold und Silber. Eines der wertvollsten Stücke aus der Zeit der Völkerwanderung ist ein ca. 1200 Jahre alter Cundpald-Kelch. Im ersten und zweiten Stock des vorderen Gebäudes kann man verfolgen wie sich die Wohnkultur der Bürger im 17. und 18. Jhd. gestaltete – auch zeitgenössische Gegenstände und Möbel sind zu sehen. Gut verfolgen lässt sich, wie die früheren puritanischen Einrichtungen durch eine anspruchsvollere, pompösere Wohnkultur abgelöst wurden.

Die Besitzer des Hauses waren immer reiche, angesehene Bürger und Kaufleute. Seinen Namen erhielt das Haus nach Endre Fabricius, Stadtrichter und Bürgermeister, der das Haus 1806 kaufte. Ihn verbanden freundschaftliche Beziehungen zu Sándor Petőfi, der sich nach seiner Flucht aus der Kaserne hier ziviles Gewand für seinen Besuch des Konzertes von Franz Liszt anzog, das nur nebenbei bemerkt. Fazit: Sopron ist nicht nur im Detail sondern auch insgesamt absolut sehenswert .

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