Sommerfestspiele im Burgenland: Plus und Minus

Festspiele, vor allem sommerliche Freilichtaufführungen sind im Tourismus immer schon ein großes Thema. Das ist im Burgenland nicht anders wie in den anderen Bundesländern

Plus:

Die Festspielorte haben sich in den letzten Jahren flächendeckend ausgeweitet. Das ist durchaus positiv zu bewerten, zumal es sich bei diesen Spielen um kleinere Dimensionen handelt, die den regionalen Bedarf der heimischen Bevölkerung und der Touristen voll decken.

Durch diese Spiele, bei denen man sich sehr bemüht, künstlerisches Niveau zu bieten, bzw. es ständig zu steigern, erhalten zahlreiche Künstler Verdienst- oder Zuverdienst-Möglichkeiten.

Minus:

Das große Minus bei den burgenländischen Festspielen ist genau jenen Festspielen zuzuschreiben, die von Politikern und Außenstehenden hochgepriesen werden, weil diese künstlerische Qualität und touristische Erfolge mit Besucherzahlen messen.

Operettenfestspiele Mörbisch:

Vom Start weg hatten diese Spiele unter der Leitung des Kammersängers Alsen hohes  künstlerisches Niveau, ließen sich hervorragend als touristische Lockvögel einsetzen und deckten die diesbezüglichen Wünsche der Urlaubsgäste am Neusiedlersee ab. Das Interesse von außen ( Busunternehmer! ) wurde immer größer und die Spiele begannen zu wachsen – und mit ihnen die Probleme, da die Infrastruktur nicht mitwuchs. Nach Alsen kamen einige Experimente und dann kam Serafin. Und heute haben wir „Serafin-Festspiele“. Kammersänger Serafin hat erkannt, dass das Volk Unterhaltung will und die Politiker hohe Besucherzahlen brauchen. Er liefert beides, aber die Probleme sind nicht gelöst.

Opernfestspiele im Römersteinbruch St.Margarethen:

1996 kamen durch eine Initiative des Bühnenbildners Waba die Opernfestspiele auf der Passionsspielbühne im Römersteinbruch (Ich unterstelle ihm nicht, dass er von einer diesbezüglichen Initiative wusste, die mit sehr prominenten Künstlern rund 15 Jahre vorher fehlschlug).

Die Opernspiele haben zwar keinen Opernfachmann, aber einen sehr guten Manager an der Spitze. Dieser erkannte, dass die Zeit reif war für Action und Augenweide und er liefert sie (rund 70 % des Publikums waren noch nie in einem Opernhaus). Heute haben wir im Römersteinbruch „Bühnenfestspiele“ mit ungefähr der gleichen Besucheranzahl wie Mörbisch.

Und nun zu den gravierenden Problemen dieser „Festspiele“: Die Spiele dauern rund 6 Wochen und da rollen fast Tag für Tag rund 10.000 Besucher am späten Nachmittag aus Richtung Eisenstadt durch Trausdorf und St.Margarethen in Richtung Rust und Mörbisch. Zur gleichen Zeit rollen rund ebenso viele Autos aus den Seebädern Rust und Mörbisch und aus dem Märchenpark St.Margarethen in Richtung Eisenstadt. Da sich aber der Parkplatz für die Opernspiele nördlich der Straße befindet, muß der Verkehr ständig abwechselnd gestoppt werden. Das bedeutet ständigen Stau auf beiden Seiten. Den Ärger der Besucher kann man sich vorstellen.

Die meisten Restaurants im Umland der Festspielorte sind während der Festspielzeit so stark frequentiert, dass Gäste (Wartezeiten) und Personal (Überforderung) klagen.

Nächtigungen müssen sehr häufig nach Niederösterreich oder Wien verlegt werden (vor allem Reisegesellschaften), weil die notwendigen Betten-Kapazitäten nicht vorhanden sind. Solche Gäste lassen außer für die Eintrittskarte oft keinen Euro im Lande, weil sie knapp vor der Vorstellung an- und gleich danach wieder abreisen. Trotzdem kann man es keinem Busunternehmer vorwerfen, genau zu dieser Zeit zu kommen weil er die Spiele als Lockvogel verwendet und auch an den Eintrittskarten noch partizipiert. Der Hauptgewinn wird aber in anderen Bundesländern gemacht.

Diese Liste könnte noch beliebig fortgesetzt werden. Es ist tatsächlich so, dass im Bezirk Eisenstadt seit Jahren nur ein einziges Hotel neu gebaut wurde und das war nach 2 Jahren pleite. Bei einer Auslastung von 6 Wochen kann eben kein Hotel überleben. Einige Zahlen zur Bestätigung: (Nächtigungen ohne November bis März) Monatsdurchschnitt 2008 und 2009 in den Festspielmonaten Juli und August 94.333 und in den Monaten davor und danach 34.341. So gesehen haben wir eine totale Flaute in der Vor- und Nachsaison und eine Überspitzung im Juli und August. Diese Situation dürfte sich 2010 leider noch verschlechtern. Wenn hier nicht durch gezielte Maßnahmen Abhilfe geschaffen wird, bin ich überzeugt davon, dass diese Festspiele auf Sicht unserem Tourismus mehr schaden als nützen.Und jetzt das Tüpfchen auf dem i : In dieser Situation wird einem deutschen Staatsbürger, der von Mörbisch aus deutsche Reisegruppen in der Vor- und Nachsaison (nachweisbar) in das Land bringt, verboten, diese Tätigkeit auszuüben, obwohl er damit niemandem schadet und hier auch seine Steuern bezahlt.

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