Starkoch pfeift auf Blogger

Neben Selfies und Katzenvideos, zerrt jetzt vor allem „Food-Porn“ an den Nerven der Spitzenköche. Freunde und Kollegen knipsen ihre Mahlzeiten, stellen alles online, was auf den Tisch kommt. „Sie fotografieren ihre Teller. Und am Ende sind die Gerichte kalt und ungenießbar“, sagt Juan Amador. Wir bloggen trotzdem. Denn, was wir zu erzählen haben, ist wahrlich ein kulinarischer Hochgenuss, der seinesgleichen sucht. Viel wurde über Juan Amador schon geschrieben: erst die geplante Eröffnung des ehemaligen Carbaret Renz in der Wiener Leopoldstadt – die dann doch ins Wasser fiel; dann über die Bleibe in der Grinzinger Strasse, die er dank des Weinguts Wieniger fand.

Als ich letztes Jahr erfahren habe, daß Juan Amador nach Wien kommen würde, war ein obligater Besuch schon notiert. Dank einiger Freunde rund um meine Kids, bekam ich zu meinem Geburtstag ein Abendessen im gleichnamigen Wirtshaus geschenkt.

Wir nahmen auf der Terrasse Platz und genossen einen tollen spätsommerlichen, lauen Abend, untermalt mit jazzig-souligen Tönen aus dem Retroradio. Was dann folgte, kann man nur als kulinarisches Feuerwerk bezeichnen. Ich wählte Amadors Retrospetive – eine Menüfolge aus seinen Klassikern und Signaturdishes der letzten besternten Jahre in Deutschland.

LaubfroschTapas und Snacks eröffneten den Spannungsbogen einer 10-jährigen, lukullischen Erfolgsgeschichte. Aufgetischt wurde uns: Strammer Max (gefülltes knuspriges Wachtelei, Beef Tartar mit Asia Touch, Wiener Auster und ein Fjördbrötchen). Das Wasser lief uns im Munde zusammen, als die kleinen Pretiosen daher kamen. Leider gibt’s noch keine Geschmacksbloggerei, aber das müsst ihr einfach erlebt haben. Unsere Geschmacksknospen spielten verrückt vor lauter Glück.

Ein Carabinero (Riesengarnele) mit Karfiol, Limette folgte – nicht nur optisch ein Genuss – das nächste kleine Feuerwerk. Zunehmend wurden wir mehr und mehr andächtiger und gespannt, was da noch auf uns zukommen würde. Der nächste Gang war Amadors Laubfrosch. Schaut euch einfach das Foto an und ihr erkennt das Gericht schon aufgrund seiner Farbgebung. Sowas hab ich kulinarisch noch nie gesehen: Jakobsmuschel, Bries und Petersilie.

Ich könnte weiter essen, immer weiter

Und dann kam der absolute Höhepunkt des Abends. Wobei hier nochmals ausdrücklich erwähnt sei, daß mit Höhepunkten bisher nicht gegeizt wurde. Aber was nun folgte, war ein ausgesprochener Gaumen-Orgasmus: Juan Amadors Signaturdish mit Miéral Taube, Mango, Cocos und purple Curry. Weltweit bekannt – nun auch in Wien.

Ich entschuldige mich gleich mal jetzt bei euch für die nun kommende Lobhudelei, aber dieses Gericht wird mir unvergessen bleiben. So etwas Tolles hatte ich schon einige Jahre nicht. Die Taube gehört nun zu meinen „All Time Favorites“, zusammen mit dem Wollschwein des Steirereck und dem Joghurt Dille Lakritze Pre Dessert von Fillippou!

Bitte geht hin und ergebt euch diesem Genuss. Während ich die Taube aß, wünschte ich mir, bitte lass das nie mehr vorüber gehen, sprich fertig gegessen zu haben.

Danach folgte eine wirklich rundum gelungene Erfrischung namens Gin Tonic – mein Lieblings Long Drink. Bei Amador kommt er in 3 Texturen daher: 1 x Sorbet, 1 x Espuma, 1 x Granitée – ein Gedicht, das jeden Barkeeper schlecht dastehen ließe!

Als Abschluss der Menüfolge – BRICK IN THE WALL – Rote Rübe/Himbeere/Tonka Bohne als cremiges Eis – darüber wurde weltweit ebenso viel geschrieben – ich sag nur:  alle guten und positiven Berichte sind wahr und ich ziehe ehrwürdig meinen imaginären Hut vor den Kochkünsten Juan Amadors. Gleichwohl ich glücklich bin, ihn in meiner Stadt zu wissen, denn dort geh‘ ich bestimmt bald wieder hin.

Aber des Guten war noch nicht Schluss. Es folgte ein Potpourri aus kleinen süßen Verführungen namens „Naschmarkt“. Lasst euch dabei einfach überraschen und kostet unbedingt die weiße Schokolade. Eine Hommage an meine Kindheit – die poppt nämlich im Mund!

Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, daß die Getränke-Preise mehr als fair kalkuliert sind – um nicht zu sagen echt billig! Auch eine Greißlerei gibt es bei Amador – mehr dazu in Bälde.

Fazit: Juan Amador hat sich nicht umsonst in der Vergangenheit 3 Michelin Sterne erkocht (!) . Er hat sie sich absolut verdient und ist mehr als eine Bereicherung für die kulinarische Landkarte Österreichs. „Das hama braucht, das uns a Deutsch – Spanier zeigt wie’s geht!“

Amadors Wirtshaus & Greißlerei
1019 Wien, Grinzinger Strasse 86. Tel.: 660 90 70 500, amadorswirtshaus.com

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