Tourismus ist Landessache!?

Unter dem Titel „Es gibt zu viele Tourismusregionen“ erschien am 16.August ein Artikel in einer Tageszeitung. Dazu einige Bemerkungen: Tourismus ist ein (für Österreich besonders wichtiger) Wirtschaftsfaktor und daher für den (partei)politischen Einfluss leider interessant. Dieser Einfluss wird von Investitionsunterstützungen über Personalentscheidungen bis hinunter zu Ortsverbänden im Rahmen der politischen Grenzen wahrgenommen.

Es wundert mich daher, dass ein „Tourismusforscher“  einerseits die Zahl der Tourismusverbände von 1000 auf 40 schrumpfen lassen will und sich gleichzeitig den Zusammenschluß mehrerer Verbände über Landesgrenzen hinweg unter einem Hut vorstellen kann. Ist man vielleicht doch in den westlichen Bundesländern über Landesgrenzen hinweg solchen Vorschlägen gegenüber offener?

Die Regionen nach Nächtigungsfrequenzen auszurichten, finde ich nicht sinnvoll, denn wo eine Region mit 6 Mio.Nächtigungen vielleicht noch freie Kapazitäten hat, kann eine andere mit 500.000 Nächtigungen für die Gäste und für die Bevölkerung schon eine Überforderung bedeuten. Für Regionen sollte ausschließlich das Angebot ausschlaggebend sein. Es wäre interessant zu erfahren, um welche 40 Regionen es sich handelt.

Ein Beispiel: Ich stelle die Behauptung auf, dass Wien und sein Umland die interessanteste Tourismusdestination der Welt darstellt, teils hohe Frequenzen und trotzdem noch genügend freie Kapazitäten aufweist.

Meine Begründung:  Jeder Mensch hat (oft berufsbedingt) Haupt- und Nebeninteressen (Musik, Geschichte, Architektur, Natur, Sport,…), die oft Sehnsüchte entstehen lassen. Kaum jemand, zumindest in der westlichen Welt und schon gar kein Intelektueller kommt dabei an Wien vorbei. Und wenn ich nun das Umland einbeziehe, dann gibt es weltweit keine andere Destination, wo Sie am Vormittag im Hochgebirge (Rax,Schneeberg) wandern, am Nachmittag in der Tiefebene in einem Steppensee baden oder einen Nationalpark besuchen und am Abend höchste Kunst in einem führenden Opernhaus genießen können. Daß in diesem Bereich geographischen Bereich auch noch Kulturlandschaften wie die Wachau, historische Städte wie das ungarische Sopron und das slowakische Bratislava und unzählige international bekannte Sehenswürdigkeiten liegen, erhöht noch den Reiz.

Dieses Gebiet als Tourismusregion zu definieren, wäre der richtige  Schritt zu einer gezielten, ganzjährig möglichen Vermarktung durch einen eigenen Verband. Mit dieser Idee trat ich vor Jahren an damals zuständige Minister (Staribacher, Steger) heran, erhielt von beiden sehr zustimmende Antworten und gleichzeitig den Hinweis, daß man da vom Bund aus nichts machen kann, denn Tourismus ist Landessache und diese Destination liegt in 3 Bundesländern, wenn auch kaum größer als das einheitlich vermarktbare Vorarlberg. Der zuständige Herr im Wiener Tourismusverband fertigte das als „interessanten Werbegag“ ab und der zuständige Herr im Burgenland sagte im Fernsehen dazu: „Damit kommt der Schneeberg um keinen Kilometer näher an den Neusiedlersee heran“.

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