Tschardaken, dieser Begriff, der irgendwie so klingt als stamme er von einem mongolischem Reitervolk, kennt man heute noch, wenn überhaupt, im Burgenland.
Kaum ein Dorf im Seewinkel hat so viele Tschardaken wie Halbturn, und in keinem Dorf wurden sie das ganze Jahr so durchgehend genutzt wie hier. Im Herbst trocknete man darin die Maiskolben (Kukuruz), im Winter wurde der Kukuruz gerebelt und dem Nutzvieh verfüttert.
Tatsächlich kommt die Bezeichnung „Tschartake“ aus dem persisch-türkischen Sprachraum und bedeutet sinngemäß „Kleines Holzhäuschen“. Eine Tschardake (auch Maisdarre) ist eine Einrichtung zum Trocknen und Aufbewahren von Maiskolben.
Kaum, dass die Tschardaken leer waren, wurden sie mit gehacktem Holz gefüllt. Wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen und der erste warme Mairegen auf die Erde fiel, war das Holz verheizt und die Kinder zogen ins leer gewordene „Tschardaken-Haus“ ein. Im Juli mussten die Kinder zu ihrem Leidwesen diese dann wieder räumen. Ein ganz besonderer Gast bezog die Häuschen. Es waren Kräuter – Odermennig, Schafgarben, Wermut – die zum Trocknen in diesen Holzstandln aufgestellt wurden. Wochenlang durchzog ein aromatischer Duft das ganze Dorf.
Aber auch diese Zeit ging vorbei. Nach 3 bis 4 Wochen zogen wieder die Kinder in „ihre Tschardaken“ ein. Im Herbst schloss sich der Jahreskreis und die „Minischuppen“ wurden wieder mit Maiskolben gefüllt. So gingen die Jahre ins Land, die Tschardaken waren immer „besetzt“.
Heute hat der Bauer kein Nutzvieh, man benötigt keinen Kukuruz mehr. Niemand sammelt Kräuter, selten wird noch mit Holz geheizt, die Kinder von heute spielen vorwiegend nur mit Computern. Die Tschardaken haben ausgedient. Fast wären sie der Säge zum Opfer gefallen. Doch Dank einiger beherzter Dorfbewohner wurde diese Rarität im Jahre 2006 zum Mittelpunkt eines Festes gemacht, das jährlich mit viel Anteilnahme begangen wird: „Das Tschardakenfest“. Sogar eine Straße wurde im Jahre 2009 nach den Tschardaken benannt.
Und so hoffen wir, dass unsere Enkel und Urenkel diese alten Tschardaken noch kennen und lieben lernen. Auch wenn sie ein wenig nutzlos und leer dahindösen und von guten alten Zeiten träumen.
Autorin: Gabriele Kurcsics