Das Lieblingsthema von Robert Posch? Der „gemeine Wasserschlauch“! Schnell wird klar, Herr Posch liebt den Neusiedler See und sogar die fleischfressenden Pflanzen dort. Wenn die ersten Sonnenstrahlen im Jahr das Schilf allmählich grün werden lassen, ist Robert Posch schon draußen und das jeden Tag. Dieses Mal hat er uns mitgenommen auf Expedition in die faszinierende Welt der Schilflandschaft im Neusiedlersee.
Um 7.15 Uhr starten wir, ausgestattet mit Videocamera, Schreibblock und Fotoapparat von der Anlegestelle in Mörbisch mit dem Boot von Robert Posch in einen der unzähligen vom Schilf verwachsenen Kanäle des Neusiedler Sees. Mit der Zillenstange stosst Herr Posch das blaue Seegefährt vom Ufer weg „Foar ‚ma euer Gnodn!“
Um diese Tageszeit ist es noch recht angenehm für Ende Juni. „Bevor einen dann später die Gelsen auffressen,“scherzen wir. „Es gibt keine Gelsen am See!“ so Posch, und wir sind ziemlich baff über diese Antwort. Er erklärt uns, daß es sehr viele Spinnen am See gibt (dann doch lieber die stechenden Biester!), und abends kommen Tausende Libellen hierher, „die fressen dann alles zam!“ Na, dann – sehr beruhigend!
So drehen wir mit einer spannenden Entdeckung nach der anderen unsere Runden durchs saftig grüne Schilf, über uns der blaue Morgenhimmel, und alles wirkt wie gemalt. Herr Posch zeigt uns das Nest der sog. Beutelmeise, das wirklich aussieht wie ein Beutel. Weiters begegnen uns Rohrweihen, das sind Raubvögel, Purpurreiher, Kibitze, eine sich uns zur Schau stellende Bartmeise, die imposant auf einem kleinen querstehenden Rohrstengel wie ein Mannequin posiert und auch ein Rohrdrosselsänger. „Der schreit den ganzen Tag, deshalb heißt der auch Rohrspatz“ erklärt unser Bootsmann.
Wir sehen sogar einen echten Blutegel im trüben Wasser schwimmen und endlich auch die langersehnte Ringelnatter, von der die ganze Fahrt über die Rede war, wie sie sich hier früh‘ morgens zusammengeringelt auf dem querliegenden Schilfrohr in der Sonne wärmt. Natur pur!
Da haben wir uns ja genau den richtigen Mann ausgesucht für unsere Expedition am Neusiedler See. Herr Posch ist mit seinen 75 Jahren ein Mann der ersten Stunde im burgenländischen Fremdenverkehr. Heutzutage besteht seine noch immer währende Dienstleistung für den Burgenland-Urlauber, ihm unter anderem das quirlige Leben in Schilf und Wasser des Neusiedler Sees zu zeigen. Und zwar nicht auf den normalen „Seestrassen“, sondern in den kleinen teilweise auch sehr schmal werdenden Seekanälen, eben dort wo man sonst nie hinkommt.
Er macht auch Führungen durch Mörbisch für die Sommergäste und ist erster Preisträger des Burgenlandes für seine Dorfgeschichten, denn er weiß unheimlich viel und es macht Freude ihm zuzuhören, was wohl auf Gegenseitigkeit beruht. Vor allem aber liebt Herr Posch den See, die Natur und die See-Wildnis. Er kennt jeden Vogel, jede Pflanze, jeden Wasserläufer und beinahe jedes Schilfblatt.
Zum Abschluss bekommen wir noch eine Ode an den See zu hören, gedichtet von Robert Posch und spätestens jetzt wird klar, wie wertvoll doch diese einzigartige Natur hier am Neusiedlersee ist. Am liebsten würde man den ganzen Tag so im See rumschippern, und hat Lust alles zu entdecken. Nach so einer Fahrt kann man diese Liebe zum See absolut verstehen und man fühlt sich einfach glücklich!
Der Artikel macht wahnsinnige Lust auf „selber sehen“. Sehr schön!