Die Vysocina mit einer Fläche von 6800 qkm und 511 000 Einwohnern ist Heimat von drei UNESCO-Weltkulturerbestätten.
Pirnitz (Brtnice), 11 Kilometer südlich von Iglau (Jihlava) am gleichnamigen Fluss: Unweit des Collalto-Schlosses befindet sich das Geburtshaus von Josef Hoffmann. Mit österreichischer Hilfe und mit Inventar und Know-how des MAK (Museum für angewandte Kunst) wurde ein dem Wirken des Architekten adäquates Ambiente geschaffen, das nunmehr alljährlich in Sonderausstellungen einen Querschnitt des Werkes Hoffmanns zeigt.
Pirnitz ist ein für die Region typischer Ort, voll mit Geschichte einer gemeinsamen Vergangenheit mit Niederösterreich, dem seinerzeitigen Land unter der Enns. Es sind nur wenige Kilometer vom Ende der Vysocina bis zur österreichischen Staatsgrenze und wenige Kilometer bis zum „Raabser Land“.
Die Vysocina ist auch das Land eines Josef A. Schumpeter, eines Gustav Mahler, des Johann Nepomuk Steiner – Hofmaler Maria Theresias – , des Mexiko-Missionars August Strobach und auch eines Zacharias von Neuhaus und schließlich Franz Kafkas.
Folgen wir ein wenig den Spuren berühmter Menschen dieses Hochlandes: Wenige Kilometer westlich von Pirnitz liegt Triesch (Trest), der Geburtsort von J. A. Schumpeter (1887 – 1950) und Sommerfrische von Franz Kafka. Im vorbildlich renovierten Geburtshaus Schumpeters befindet sich neben Gedenkräumen für den weltbekannten Nationalökonomen, österreichischen Finanzminister, Schöpfer des Alpendollars und Begründer des japanischen Wirtschaftwunders nach dem 2. Weltkrieg.
Von Triesch geht es nach Süden durch welliges Hochland, das in seiner Abgeschiedenheit an das (fast) angrenzende Waldviertel erinnert. Das Ziel ist Teltsch (Telc). Das UNESCO-Kulturerbe stellt sich dem heutigen Besucher so dar wie es wohl in der Zeit der Renaissance und des Barock ausgesehen haben mag. Das Schloss – bis 1945 im Besitz der Familie Podstatsky-Liechtenstein – prächtig renoviert, zieht jährlich tausende Besucher in seinen Bann. In der heimischen Brauerei gedenkt man des Erbauers der jetzigen Anlage und braut ein „Zacharias-Bier„. Wir verlassen Teltsch und begeben uns zum nächsten Weltkulturerbe nach Trebitsch (Trebic): Hier wurden das jüdische Viertel und die Basilika des Heiligen Prokop mit seiner für Mitteleuropa einmaligen Krypta in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Von Trebitsch nach Norden folgen wir Wegen, die vor Jahrhunderten wahrscheinlich schon der italienische Architekt Giovanni Santini-Aichel gegangen ist, als er seine Spuren im Auftrage von Äbten und Fürsten in Mähren und im angrenzenden Böhmen hinterließ.
Im dritten UNESCO-Kulturerbe der Vysocina, in Saar an der Sasau (Zdar nad Zazavou) gedachte man des großen Baumeisters und errichtete im ehemaligen Marstall des Klosters eine imposante Gedenkstätte. Der eigentliche Grund für die Eintragung in die Weltkulturerbeliste ist die Nepomuk-Kirche auf dem nahen grünen Berg (Celena Hora). Für die Eintragung musste sich die tschechische Regierung freilich verpflichten, die Nepomuk-Kirche für immer als Wallfahrtsstätte offen zu halten!
Die Hauptstadt der Region ist die älteste Bergstadt (mit einem der ältesten Bergrechte Europas) der Böhmischen Länder aus dem 12. Jahrhundert: Iglau am Igel-Fluß. Der durch den Silberbergbau begründete Reichtum zeigt sich vor allem in der großzügigen Anlage der Stadt. Der regelmäßige Grundriss des rechteckigen Straßennetzes wurde durch Bauordnung König Przemysl Ottokar II. festgelegt. Die ursprüngliche Pracht ist auch heute sichtbar: Das Dominikanerkloster aus dem 13. Jahrhundert, die Kirche des Ignatius von Loyola, die Minoritenkirche Mariä Himmelfahrt, das Alte Rathaus von 1550, die alte „Münze“. Mit Iglau fest verbunden ist der Name Gustav Mahler (1860 – 1911). Im nahen Kalischt (Kaliste) geboren, verbrachte er seine Jugend in Iglau mit Schule und Studium. Um 1870 soll er im damals neuen Stadttheater das erste Mal öffentlich aufgetreten sein. Seine in Iglau begonnene Ausbildung führte er dann am Wiener Konservatorium zu Ende.
Links:
www.kr-vysocina.cz
www.CzechTourism.com