Zwack-Unicum: Sein letztes Glas

Wie heißt der beste osteuropäische Kräuterlikör? Diese Frage von Radio Burgenland konnte der Hörer Alfred K. letztens nicht beantworten. Richtige Antwort: „Unicum.“ Den Namen kennt nicht nur jeder Ungar, sondern die halbe Welt! Seit vergangenen Sonntag ist die Unicum-Palinka-Community um einen wichtigen Mann ärmer – um „Péter Zwack“ . Der Fabrikant starb im Alter von 85 Jahren in der Toscana an Herzversagen.

Vom Millionär zum Tellerwäscher und umgekehrt

Seit über 200 Jahren ist die Familie Zwack besessen von dem dunkelbraunen Magenbitter aus Kräutern. Jener Zwack, der das Getränk aus über 40 Kräutern erstmals zusammenbraute, war Leibarzt am Hofe der Habsburger. Kaiser Franz Joseph soll vom Likör sehr angetan gewesen sein, weil er ihm als Medizin erschien. Wenn er nur eine würzige Zutat rausnehme, würde der Schnaps wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. „Das Ist Ein Unikum!“ war des Kaisers Kommentar und verlieh somit dem beliebtesten Getränk der Ungarn seinen Namen.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Zwack-Fabrik in Budapest zerstört. Genauso wie die ganze Stadt. Danach gaben die Stalinisten ihr dann den Rest, verstaatlichten den Betrieb und enteigneten die Familie. Vater János entkam mit Sohn Péter und dem Original-Rezept des Unicum. Onkel Béla blieb in Budapest, musste zusehen, wie die neuen Eigentümer mit einem Fantasiegebräu den guten Namen des Hauses buchstäblich verfuselten.

Vater und Sohn gelangten über Italien in die USA. Dort machte Péter seinen Uniabschluss. Nach einer Zwischenkarriere als Staubsaugervertreter in Queens, startete er später als Verkäufer im Getränkehandel durch und bereits 1954 konnte er sich Miteigner einer Weinimportfirma in Chicago nennen. Doch der Lizenzstreit mit der Ungarischen Volksrepublik ließ die Familie nie ganz los. Nach der Niederschlagung des Volksaufstandes in Ungarn 1956, organisierte Zwack einen Fonds „Erste Hilfe für Ungarn“ und sammelte für damalige Verhältnisse ein wahres Vermögen von mehr als 120.000 US-Dollar. Dabei hatte er auch prominente Unterstützung, u.a. von Ex-Präsident Hoover. 1964 wurde er amerikanischer Staatsbürger und konnte endlich sein eigenes Unternehmen gründen.

Back to the roots

1970 schließlich die Rückkehr nach Europa.  Zunächst leitete er das Familienunternehmen in Wien, dann zog es ihn nach Florenz. Im Jahr 1987 gehörte er zu den ersten Geschäftsleuten, die noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Ungarn zurückkehrten. Mit Hilfe von ausländischen Geldgebern – darunter auch die Familie Underberg aus Deutschland – gründete er zwei Jahre später ein Joint-Venture-Unternehmen unter dem Namen „Zwack Unicum.“

Heute ist Zwack Unicum im Besitz der Familien Zwack und Underberg, des Diageo-Konzerns sowie im Streubesitz und hat sich über die Jahre hinweg wieder fest im Handel etabliert.

2008 beendete der nun 80jährige seine aktive Tätigkeit im Unternehmen, blieb ihm aber bis zum Schluss verbunden. Peter Zwack hinterläßt fünf Kinder aus erster, zwei Kinder aus zweiter Ehe. Die beiden jüngsten Kinder, Sándor und Izabella führen sein Werk fort. Letztere hat sich vor allem in die Welt der Weine vertieft, während Sándor sich um die Reinheit der berühmten Obstbrände aus Kecskemét kümmert.

Wer mehr über dieses «Unikat» einer Geschichte der Familie und Firma Zwack erfahren will, dem empfielt sich ein Besuch des betriebseigenen Museums.  www.zwack.hu

Quelle: Pester Lloyd

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