Reiseziele: Das muss nicht sein

Nicht alle Plätze und Dinge muss man einmal gesehen haben! Auf einige der sooo „attraktiven“ Sehenswürdigkeiten kann man getrost verzichten. Der britische Autor Sam Jordison zählt in seinem Buch „Sod That!“ 103 Reiseziele und Erlebnisse auf, die Sie gnadenlos aus Ihrer Urlaubsliste streichen können. Wir haben für Sie die langweiligsten ausgesucht.

Florenz
Klar, Florenz besitzt tolle Gebäude und Kunstwerke, aber den Charme der Renaissance hat die Stadt längst verloren. Dafür schlagen sich feriengestresste Amerikaner  bei einem mittelalterlichen Ballspiel,  am Ufer des Arno, die Köpfe ein. Unerträglicher Auto- und Mopedlärm hat sich in den Straßen breitgemacht. „Konsequenterweise ist Florenz fast die einzige Stadt in Italien, in der man richtig schlechten Kaffee bekommt“, meint Sam Jordison.

Nach Monaco zum Formel-1-Rennen fahren
Nicht gerade frohlockend klingt das, was Jordison über den Grand Prix von Monaco schreibt: „Ekelhafter Benzingestank in der Luft. Was auf der Strecke passiert, kriegt man sowieso nicht mit und der Mann in einem Ferrari-Overall vor Ihnen nervt mit seinem Erläuterungen über Getriebefeinheiten. Vor Langweile flüchtet man ins Casino, um ein wenig oder mehr Geld zu verspielen, dass man sonst ohnehin für aufgeweichte Sandwiches und abgestandene Softdrinks ausgegeben hätte“, – verlockend, oder?

Eine Gondelfahrt in Venedig
Verlangen Sie mal in einem Cafehaus am Markusplatz eine Getränkekarte. Da werden Sie mit hochmütiger Abneigung bestraft, genauso wie vom Gondoliere der Ihnen gerade 100 Euro für ein halbstündiges Herumschippern auf brachigem Gewässer abgenommen hat. Kein Wunder, dass einheimische Bewohner der Lagunenstadt nicht einmal in die Nähe einer Gondel kommen.

Mit Delphinen schwimmen
Findet ein Delphin wirklich Freude daran, von einer Horde schreiender Touristen überrascht zu werden, die sich an seiner Rückenflosse festklammern und ihm Kameras ins Gesicht rammen? Ganz abgesehen vom Stress für die Tiere, geht es noch schlimmer: Jedes Jahr müssen viele der netten Meeressäuger durch Unfälle mit Schiffsschrauben ihr Leben lassen, da Sie sich sehr schnell an die menschliche Umgebung gewöhnen.

Einmal im Leben die Mona Lisa sehen
Bevor Sie Leonardo da Vincis Meisterwerk bestaunen können, müssen Sie erstmal stundenlang vor dem Louvre anstehen.  Als Belohnung dürfen Sie dann 15 Sekunden lang die Mona Lisa betrachten.  Laut Jordison werden pro Minute 70 Besucher an der Dame vorbeigeschläust. Details sind aus der Entfernung, die man aus Sicherheitsgründen einhalten muss, ausserdem nur schwer auszumachen.  „Ich hab mir das Bild viel größer vorgestellt“!

Auf dem Flüsterbalkon in St Paul’s Cathedral in London
Nach 279 ermüdende Treppenstufen gelangen Sie zur Kuppel mit dem Flüsterbalkon.
Benannt nach einer architektonischen Besonderheit, soll  jedes geflüsterte Wort  aufgrund der Bauweise auf der gegenüberliegenden Seite der Kuppel klar zu verstehen sein  – von wegen.
Zu hören ist Touristengeflüster und nerviges Rufen von Kindern: „Ich kann dich nicht hören!“

Tandem-Fallschirmsprung
Das beste Argument für Sam Jordison gegen einen Fallschirmsprung  ist, dass der einzig einigermaßen sichere Weg zurück zum Boden über den Bauch eines Lehrers führt. Festgeschnallt an einem wildfremden Menschen geht es mit 200 kmH der Erde entgegen. Wenn Sie sich dem ausliefern wollen, bitte!

Flanieren auf Las Ramblas in Barcelona
Den Bummel auf Barcelonas Flaniermeile kann man sich laut Sam Jordison auf jeden Fall sparen. Todlangweiliges Straßentheater lebender Statuen; Porträtkünstler, deren Werke keine Ähnlichkeit mit den Modellen haben; lustlose Breakdancer; viele Taschendiebe und die zunehmende Gefahr nach Einbruch der Dunkelheit lassen den Spaziergang zu einem Horrortrip werden.

Ein Einkaufsbummel in der Carnaby Street in London
Ein sicheres Anzeichen dafür, dass die Autoren Ihres Reiseführers schon länger nicht mehr in London waren, ist, wenn sie einen Abstecher in die Carnaby Street empfehlen. Von dem Flair der 60er Jahre ist gar nichts übrig geblieben.  Ab und zu hängen T-Shirts mit den Pilzköpfen von Cartney und Co. in den Schaufenstern. Hierher verirren sich Touristen, die sich über mangelnde coole  Shoppingangebote beklagen, selbst aber mit ihrem massenhaften Auftritt diesen Ort zur HIP-losen Zone erklären. Schade!

(Quelle Süddeutsche Zeitung)
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Hey Alice, nimms locker! Man darf nicht immer alles so ernst sehen! Vor allem den britischen Humor nicht!

Tut mir leid, ich sehe manches doch etwas anders als der Autor. Als Reiseleiterin komme ich viel in der herum. Sicher stimmt es, dass viele Plätze auf unserer schönen Welt, gerade zu Zeiten der Hochsaison, oft mehr als gut besucht sind. Florenz aber deshalb jegliches Flair abzusprechen ist völlig ungereschtfertigt. Gerade Florenz ist eine Stadt, die entfernt man sich auch nur wenige Schritte von den touristischen Trampelpfaden, enorm stimmungsvoll sein kann und dort findet man sie auch, die kleinen Bars an der Ecke, wo man gemütlich einen Cappucino trinken und mit dem Barista plaudern kann. Ebenso Restaurants, wo man zu… Read more »